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Mehr Herz fürs Herz

Medizin. - Nach Ansicht des Präsidenten der Europäischen Kardiologenvereinigung Jean-Pierre Bassand stellen Herz-Kreislauf-Krankheiten heute eine Gefahr dar, die "tödlicher als die Pest im Mittelalter" sei. Vor allem in den westlichen Ländern seien diese Krankheiten immer häufiger die Ursache für Todesfälle und Behinderungen, sagte Bassand in München zum Abschluss der Jahrestagung der Herzspezialisten. Im Kampf gegen die Herz-Kreislauf-Krankheiten können die Mediziner aber auch Fortschritte verzeichnen, sagte Professor Eckart Fleck vom Deutschen Herzzentrum Berlin im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.

    Vor allem in zwei Bereichen komme die Medizin voran, sagt der Direktor der kardiologischen Abteilung am Deutschen Herzzentrum Berlin: "Erstens wissen wir, wenn sich die Krankheit verwirklicht hat, wie man damit umzugehen hat. Da gibt es große Fortschritte, weil die Daten gut zeigen können, dass ein frühzeitiger Eingriff tatsächlich nicht nur Leben verlängert, sondern, wenn er sehr frühzeitig kommt, auch fast die Auswirkungen eines Gefäßverschlusses zum Beispiel verhindern kann." Frühzeitig heiße dabei innerhalb weniger Stunden. Leider habe sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass die Zeit, die zwischen dem Eintreten der Symptome und dem Einleiten der Hilfe vergeht, um rund eine halbe Stunde gestiegen sei: "Das hängt wahrscheinlich im wesentlichen damit zusammen, dass die Leute einfach Angst haben und die Symptome, die sie zwar richtig deuten, verdrängen."

    Zum zweiten habe sich in einer Studie gezeigt, dass die bisher vermuteten Risikofaktoren für einen Herzinfarkt, tatsächlich die seien, die auch das Infarktrisiko bestimmten. Fleck: "Das ist auch unabhängig davon, ob man in China, den USA, Deutschland oder wo auch immer lebt. Diese Studie enthält Erkenntnisse von allen Erdteilen. Man kann also davon ausgehen, dass alle Risiken, die man kennt - Fettleibigkeit, Rauchen, hoher Blutdruck, Diabetes mellitus, Bewegungsarmut, falsche Diäten -, dazu beitragen, einen Infarkt zu bekommen." Je mehr von diesen Faktoren zusammenkommen, desto größer werde auch das Risiko. Einige der Risiken lassen sich medikamentös behandeln, andere erfordern aber eine konsequente Verhaltensänderung. Fleck: "Dann kann man davon ausgehen, dass man das Risiko tatsächlich ganz dramatisch reduzieren kann."

    [Quelle: Arndt Reuning]