Archiv


Mehr Kosten, weniger Zuschauerrechte

Die neuen Flachbild-Fernsehgeräte kommen erst dann richtig zur Geltung, wenn sie hoch aufgelöste Bilder empfangen. Deshalb sollten Kunden auf das "HD-ready"-Siegel achteten, denn nur dann war gewährleistet, dass das Gerät die hochauflösenden Bilder auch wiedergeben kann. Und dennoch kann nur eine Minderheit der Fernsehzuschauer diese Bilder auch empfangen.

Von Philip Banse |
    Das hat nach Ansicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung mehrere Gründe. Zwar können knapp 90 Prozent der deutschen Haushalte im Prinzip HDTV empfangen; auch stehen 25 Millionen hochauflösende Fernseher bereit – doch die meisten Geräte zeigen HD-Filme nur von Blueray-Disc an.

    Hochauflösendes Fernsehen kann man mit der Mehrheit dieser Geräte nicht sehen, trotz HD-Ready-Logo. Das liegt daran, dass die meisten Flachbildfernseher ohne Receiver, also ohne Empfänger für hochauflösendes Fernsehen verkauft wurden. Georg Erber vom DIW erklärt, was Millionen Verbraucher machen müssen, um HD-Fernsehen empfangen zu können:

    "Die müssen sich einen neuen Receiver kaufen, nachrüsten. Wenn sie nicht verschlüsselt sind, gibt es so was ab 99 Euro oder so, wenn aber Verschlüsselung gefragt ist, wird es deutlich teurer, kann dann auch 300 Euro sein."

    Da wurde das zweite große Problem schon angesprochen: Verschlüsselung. Die öffentlich-rechtlichen Sender sind hoch aufgelöst ohne Verschlüsselung zu empfangen, per Satellit oder Kabel. Anders die privaten FreeTV-Sender. Das HD-Signal von RTL, VOX, SAT1, Pro7 und Kabel1 wird verschlüsselt übertragen. Das nutze vor allem der Industrie, schreiben die DIW-Forscher in ihrem Wochenbericht: Die Filmproduzenten erhofften sich davon einen besseren Kopierschutz. Sender hätten eine sehr große Kontrolle über die ausgestrahlten HD-Filme. Sie könnten genau festlegen, ob ein Film aufgezeichnet werden darf, wenn ja, wie lange er gespeichert werden darf und auf welchen Geräten er abgespielt werden kann. Sven Heitzler vom DIW nennt die Nachteile für die Verbraucher:

    "Zum einen ist die Aufzeichnung nicht mehr so einfach wie bisher. Dann natürlich die Verwendung der Aufzeichnung, das heißt, den Film mitzunehmen und auf dem Notebook im Zug zu schauen, funktioniert auch nicht mehr. Wenn Aufzeichnungen erlaubt sind, erlaubt die neue Technik, dass man dann die Werbeblöcke nicht mehr vorspulen darf, das heißt, man ist auch bei Aufzeichnungen gezwungen, die Werbung zu akzeptieren."

    Technisch möglich sei auch, dass Sender aufgenommene Filme von der Festplatte des Verbrauchers wieder löschen, sagen die DIW-Forscher. Zudem müssen Verbraucher nach dem ersten Jahr für den Empfang der privaten HD-Programm zahlen: 50 Euro pro Jahr. Die eingesetzte Verschlüsselungstechnik erlaube es auch, für einzelne Sendungen wie Fußballspiele Extra-Gebühren zu verlangen, sagen die DIW-Forscher.

    Sie kritisieren weiter: Die eingesetzte Verschlüsselungstechnik CI Plus hätten sich die Großen der Unterhaltungsindustrie ausgedacht und hüteten sie wie eine Art Geheimrezept. Die Industrie entscheide, welche Receiver verkauft werden, was die können oder nicht können. Auf der Website des von HD-Plus, dem Unternehmen, das die privaten HD-Programme per Satellit ausstrahlt, sind neun Receiver aufgelistet, die zugelassen sind. Sven Heitzler vom DIW tut sich schwer mit einem Ratschlag an jene, die RTL und Co in HD sehen wollen:

    "Das hängt jetzt davon ab, was konkret sich da technisch weiter entwickelt. Das ist auch der Grund, warum man unter Umständen noch abwarten sollte. Prinzipiell braucht man einen HD-Receiver, der muss aber diesen Verschlüsselungsstandard CI Plus unterstützen, der jetzt unter der Marke HD Plus vermarktet wird. Das sollten die Geräte können. Wenn man nicht warten will, sollte man eventuell ein komplettes Paket von seinem Anbieter nehmen, da ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es funktioniert."

    Die DIW-Forscher kritisieren, dass die Verschlüsselung der privaten HD-Sender in ihrer derzeitigen Umsetzung vor allem zu Lasten der Verbraucher gehe. Der Gesetzgeber müsse sicher stellen, dass Verbraucher mit einmal aufgenommenen Filmen bestimmte Sachen machen dürfen. Außerdem sollte darüber nachgedacht werden, einen einheitlichen, offenen Verschlüsselungs-Standard festzulegen. Damit würde das Angebot an Empfangsgeräten wachsen, die Verbraucher hätten eine größere Auswahl und mehr Gewissheit, dass die Geräte auch eine Weile funktionieren.