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Mehr Leistung bei gleichem Budget

Wer schnelle Flitzer baut, der kann auch so manches verstaubte Büro einer Hochschule wieder auf Trab bringen. Das dachte sich die Hochschule Esslingen und ließ sich von Porsche in Sachen Effizienz beraten.

Von Thomas Wagner |
    Ein Mann, ein Wort: Professor Bernhard Schwarz, seit zwei Jahren Rektor der Hochschule Esslingen:

    "Ich sehe keinen prinzipiellen Unterschied zwischen der Verwaltung eines Automobilunternehmens oder einer Hochschule. Das Produkt mag ein anderes sein. Die Prozesse und die Art und Weise, sie zu optimieren, sind sicher übertragbar."

    Der Esslinger Hochschulrektor hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Alle Abläufe in der Hochschule sollen untersucht, verbessert werden. "Effizienzsteigerung" lautet das Zauberwort, ohne das eine moderne Hochschule langfristig nicht überleben könne, glaubt Bernahrd Schwarz:

    "Ich stelle fest, dass wir in den Hochschulen eine große Anzahl neuer Aufgaben zu bewältigen haben, ohne die dafür notwendigen Ressourcen zu bekommen. Zum Beispiel die Hochschulsteuerung: Wir führen einen Hochschulrat als Aufsichtsgremium ein. Wir stellen um von kameralistischer zu kaufmännischer Buchführung. Wir steuern die Hochschule über Kennzahlen. Wir führen Akkreditierung und flächendeckende Evalution für Lehrveranstaltungen ein. Wir haben Studiengebühren, ein Segen für die Hochschulen, die aber verwaltet werden müssen, von der Einnahme bis zur transparenten Verwendung. Ich denke an Internationalisierung: also eine Vielzahl von Aufgaben, die auf uns einströmen, ohne zusätzliche Ressourcen. Hier gilt es, die Ressourcen zu schaffen, denn wir haben weder Raum noch Geld, um weitere Stellen zu schaffen."

    Mehr Leistung bei gleichem Budget und gleicher Mitarbeiterzahl - das kann nur heißen: Die Arbeit an der Uni muss effizienter werden. Und wie so etwas geht, lässt sich am besten dort abgucken, wo es schon funktioniert - beispielsweise in der Automobilindustrie.

    "In der Automobilproduktion bei Porsche wäre es nicht möglich, ein Fahrzeug fertigzustellen am Fließband, wenn man nicht vorher genau planen würde. Es muss genau geplant werden, welche Teile zu welchem Zeitpunkt vom Zulieferer ans Band gebracht werden und in welcher Reihe sie verarbeitet werden. Davon sind viele Bereiche in der Verwaltung noch weit entfernt."

    Das betrifft eben auch, so Porsche-Sprecher Heiner von der Laden, Teile der Hochschulverwaltung. Das weiß der Esslinger Unirektor ganz genau. Und deshalb bat er die Experten von Porsche Consulting ins Haus - im Rahmen eines einmaligen Pilotprojektes. Die Consulter sollten untersuchen, wo bei der Verwaltung der Studiengebühren ineffizient gearbeitet wird - und wurden prompt fündig, Heiner von der Laden:

    "Im Mittelpunkt standen eigentlich immer wieder die Anträge. Wenn Anträge eingingen, zum Beispiel Befreiungsanträge von den Studiengebühren, dann wurden sie sowohl manuell erfasst, handschriftlich sowie auch im Computer. Und diese Doppelarbeit ist absolut überflüssig. Da reicht ein Verfahren. Und das modernere und effizientere ist heute der Computer. Und mit den Studienanfängern wurde genau das Gleiche gemacht: erst einmal die handschriftliche Erfassung und dann noch einmal die per Computer. Das war gar nicht so aufgefallen. Aber hier lässt sich viel Arbeitszeit sparen."

    Wie viel genau, das haben die Consulter dem Esslinger Hochschulrektor Bernhard Schwarz genau ausgerechnet:

    "Und die Erfahrung zeigt, dass man bei der Aufgliederung 15 bis 20 Prozent einsparen kann, ohne vorher bewusst verschwendet zu haben. Aber durch Abstimmung der Abläufe und das richtige Werkzeug an der richtigen Stelle, durch Vermeidung von Doppelarbeit. Und dies haben wir in dem nicht mehr so neuen Prozess 'Studiengebühren' getan."

    Innerhalb kürzester Zeit haben die Porsche-Consulter während ihrer Mission an der Hochschule Esslingen 43 Verbesserungsvorschläge erarbeitet, die auch umgehend verwirklicht werden. Dabei geht es nicht nur um mehr Effizienz, sondern auch um mehr Transparenz - ein politisches Ziel der Hochschule, das aber hin und wieder durch verkrustete Verwaltungsabläufe verschleiert wurde. Heiner von der Laden von Porsche Consulting:

    "Für die Studierenden wird die Transparenz dadurch erhöht, dass zum Beispiel über das Internet genau die Verwendung der eingenommenen Studiengebühren berichtet wird. Das war vorher so nicht der Fall. Die Transparenz nach innen für die Verwaltung der Hochschule ist in Zukunft dadurch gegeben, dass man Zwei-Jahres-Pläne erstellt und genau weiß, welche Mittel erwartet werden. Und, das ist wieder für die Studenten interessant, wie die verwendet werden können."

    Viele dieser Verbesserungsvorschläge scheinen offen auf der Hand zu liegen. Doch wer in einer Organisation wie der Hochschulverwaltung arbeitet, wird schon mal gerne auch betriebsblind. Gewohnte Abläufe gibt so mancher Mitarbeiter ungern auf; da bedarf es des Anstoßes von außen. Insofern glaubt Bernhard Schwarz, Rektor der Hochschule Esslingen, fest daran, dass solche Consultingleistungen an Hochschulen zukünftig kein Einzelfall mehr sein werden.

    "Ich sage voraus, dass wir in zehn bis fünfzehn Jahren einen zunehmenden Anteil ausländischer Studierender haben werden. Das heißt: Der Wettbewerb wird ganz klar stärker werden. Dem müssen wir uns stellen. Und da müssen wir uns heute schon darauf vorbereiten."

    Beispielsweise durch externes Consulting, das die Prozesse in der Hochschule ähnlich beschleunigt wie die Produkte des Mutterkonzerns. Das jedenfalls ist die Hoffnung im Rektorat der Hochschule Esslingen.