Von Andrea Vogel
Reiner Forschergeist war es nicht, der Professor Helmut Wilhelm von der Augenklinik der Universität Tübingen auf das Thema Fahrradlicht gebracht hat:
Der praktische Grund ist, dass ich 16 km außerhalb von Tübingen wohne und diese Strecke jeden Tag mit dem Fahrrad zurücklege. Auch im Winter und auch wenn's dunkler wird; und wenn dann im Herbst die Zeitumstellung kommt, dann wird's meist doch sehr unangenehm zu fahren.
Natürlich hat sich der Gesetzgeber ausführlich mit dieser Thematik beschäftigt. Sein oberstes Ziel war dabei allerdings nicht die gute Sicht der Fahrradfahrer. Ihm ging es vor allem darum, dass Autofahrer auf gar keinen Fall geblendet werden. Das Ergebnis kennt jeder: Die meisten zugelassenen Fahrradlampen werfen nur ein müdes Licht auf den Weg.
Helmut Wilhelm wollte wissen, was "Standard-Fahrradlichter" im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen tatsächlich leisten - und wie hell sie den Weg für die Radfahrer tatsächlich ausleuchten. Darum hat er sich mit einigen Kollegen (ebenfalls begeisterte Radler) in einer Neumondnacht im finsteren Hinterhof einer Fahrradwerkstadt getroffen und die Probe aufs Exempel gemacht. Wilhelm:
Man nimmt ein Fahrrad, bringt das auf Touren, so dass der Dynamo ordentlich Leistung abgibt, und dann misst man den Lichtkegel aus. Wir haben auf einer Graukarte gemessen, die etwa der Straße entspricht und können dann umrechnen auf Straßenwerte; Und was wir dann gemessen haben: Wir haben nicht, wie üblich, das Licht gemessen, das aus der Lampe rauskommt. Das sieht dann meistens ganz gut aus. Sondern wir haben gemessen: Was kommt von der Straße zurück ans Auge. Denn das ist entscheidend für das, was man sieht.
Gemessen wird dieses reflektierte Licht, die so genannte Leuchtdichte, in Candela pro Quadratmeter. Durchschnittliche Lampen lieferten in Wilhelms Messung oft unter 0.03 Candela pro Quadratmeter - schon der Mond leuchtet fast zehn mal so stark. Damit lassen sie ihren Nutzer fast völlig im Dunklen tappen. Denn "richtiges", das heißt scharfes und genaues Sehen - wie es das Tageslicht oder auch Autoscheinwerfer erlauben - ist erst bei einer Lichtstärke von etwa 2 Candela möglich. Erst bei solchen "guten" Beleuchtungsverhältnissen werden die Zapfen im Auge aktiv, die für die Wahrnehmung von Farben und Kontrasten zuständig sind. Bei geringeren Lichtstärken schaltet das Auge auf seine eingebauten "Restlichtverstärker": die Stäbchen. Wilhelm:
Die Stäbchen sind sehr lichtempfindlich, die können das Licht unheimlich gut aufsammeln, aber die sehen nicht scharf. und die sehen auch keine Farben. ... Wir haben zwar sehr viele von denen, wir haben ungefähr 100 Millionen davon im Auge, und Zapfen haben wir viel weniger, aber die sehen trotzdem nicht so scharf, weil die einfach, deren Aufgabe ist es, Licht zu sammeln. Und außerdem haben wir in der Netzhautmitte, dort wo wir am schärfsten sehen, haben wir gar keine Stäbchen, da haben wir nur Zapfen.
Richtig unangenehm wird es, wenn dem "unterbelichteten" Radler dann ein Auto entgegenkommt und ihn ordentlich blendet. Dann schaltet sein Auge nämlich auf die Zapfen um. Und ist damit im schwachen Leuchten der Fahrradlampe, erst einmal völlig blind.
Abhilfe schafft hier vor allem eines: Ein kräftiges Halogenlicht. Es gibt tatsächlich zugelassene Fahrradlampen, die wenigstens auf einer kleinen Fläche die für das Zapfensehen nötigen zwei bis drei Candela liefern. Leuchten, die den Weg richtig hell machen, sind in der Regel nicht straßenzugelassen, sondern gelten als "Outdoor-Beleuchtung" Auch der eher stolze Preis mag den einen oder anderen Radfahrer abschrecken. 600 Euro kann so ein illegales Fahrradlicht durchaus kosten. Mindestens genau so wichtig für die Sicht bei Nacht, darauf legt der Augenarzt Wilhelm besonderen Wert, ist eine passende Brille:
Das weiß jeder Fotograf: Wenn ich mit Blende 16, mit kleiner Blende fotografiere, dann kommt es nicht so genau darauf an, wie ich scharfgestellt habe; wenn ich mit offener Blende fotografiere, und das ist Nachts der Fall, wenn die Pupille weit ist, dann ist die Scharfstellung unendlich wichtig, dann muss die Brille exakt stimmen. Denn die Brille ist die Scharfeinstellung unseres Auges
Von so genannten Nachtfahrbrillen hingegen rät er ab. Denn, Messungen haben gezeigt: mit ihren getönten Gläsern verschlechtern die das Sehen bei Nacht in der Regel eher.
Reiner Forschergeist war es nicht, der Professor Helmut Wilhelm von der Augenklinik der Universität Tübingen auf das Thema Fahrradlicht gebracht hat:
Der praktische Grund ist, dass ich 16 km außerhalb von Tübingen wohne und diese Strecke jeden Tag mit dem Fahrrad zurücklege. Auch im Winter und auch wenn's dunkler wird; und wenn dann im Herbst die Zeitumstellung kommt, dann wird's meist doch sehr unangenehm zu fahren.
Natürlich hat sich der Gesetzgeber ausführlich mit dieser Thematik beschäftigt. Sein oberstes Ziel war dabei allerdings nicht die gute Sicht der Fahrradfahrer. Ihm ging es vor allem darum, dass Autofahrer auf gar keinen Fall geblendet werden. Das Ergebnis kennt jeder: Die meisten zugelassenen Fahrradlampen werfen nur ein müdes Licht auf den Weg.
Helmut Wilhelm wollte wissen, was "Standard-Fahrradlichter" im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen tatsächlich leisten - und wie hell sie den Weg für die Radfahrer tatsächlich ausleuchten. Darum hat er sich mit einigen Kollegen (ebenfalls begeisterte Radler) in einer Neumondnacht im finsteren Hinterhof einer Fahrradwerkstadt getroffen und die Probe aufs Exempel gemacht. Wilhelm:
Man nimmt ein Fahrrad, bringt das auf Touren, so dass der Dynamo ordentlich Leistung abgibt, und dann misst man den Lichtkegel aus. Wir haben auf einer Graukarte gemessen, die etwa der Straße entspricht und können dann umrechnen auf Straßenwerte; Und was wir dann gemessen haben: Wir haben nicht, wie üblich, das Licht gemessen, das aus der Lampe rauskommt. Das sieht dann meistens ganz gut aus. Sondern wir haben gemessen: Was kommt von der Straße zurück ans Auge. Denn das ist entscheidend für das, was man sieht.
Gemessen wird dieses reflektierte Licht, die so genannte Leuchtdichte, in Candela pro Quadratmeter. Durchschnittliche Lampen lieferten in Wilhelms Messung oft unter 0.03 Candela pro Quadratmeter - schon der Mond leuchtet fast zehn mal so stark. Damit lassen sie ihren Nutzer fast völlig im Dunklen tappen. Denn "richtiges", das heißt scharfes und genaues Sehen - wie es das Tageslicht oder auch Autoscheinwerfer erlauben - ist erst bei einer Lichtstärke von etwa 2 Candela möglich. Erst bei solchen "guten" Beleuchtungsverhältnissen werden die Zapfen im Auge aktiv, die für die Wahrnehmung von Farben und Kontrasten zuständig sind. Bei geringeren Lichtstärken schaltet das Auge auf seine eingebauten "Restlichtverstärker": die Stäbchen. Wilhelm:
Die Stäbchen sind sehr lichtempfindlich, die können das Licht unheimlich gut aufsammeln, aber die sehen nicht scharf. und die sehen auch keine Farben. ... Wir haben zwar sehr viele von denen, wir haben ungefähr 100 Millionen davon im Auge, und Zapfen haben wir viel weniger, aber die sehen trotzdem nicht so scharf, weil die einfach, deren Aufgabe ist es, Licht zu sammeln. Und außerdem haben wir in der Netzhautmitte, dort wo wir am schärfsten sehen, haben wir gar keine Stäbchen, da haben wir nur Zapfen.
Richtig unangenehm wird es, wenn dem "unterbelichteten" Radler dann ein Auto entgegenkommt und ihn ordentlich blendet. Dann schaltet sein Auge nämlich auf die Zapfen um. Und ist damit im schwachen Leuchten der Fahrradlampe, erst einmal völlig blind.
Abhilfe schafft hier vor allem eines: Ein kräftiges Halogenlicht. Es gibt tatsächlich zugelassene Fahrradlampen, die wenigstens auf einer kleinen Fläche die für das Zapfensehen nötigen zwei bis drei Candela liefern. Leuchten, die den Weg richtig hell machen, sind in der Regel nicht straßenzugelassen, sondern gelten als "Outdoor-Beleuchtung" Auch der eher stolze Preis mag den einen oder anderen Radfahrer abschrecken. 600 Euro kann so ein illegales Fahrradlicht durchaus kosten. Mindestens genau so wichtig für die Sicht bei Nacht, darauf legt der Augenarzt Wilhelm besonderen Wert, ist eine passende Brille:
Das weiß jeder Fotograf: Wenn ich mit Blende 16, mit kleiner Blende fotografiere, dann kommt es nicht so genau darauf an, wie ich scharfgestellt habe; wenn ich mit offener Blende fotografiere, und das ist Nachts der Fall, wenn die Pupille weit ist, dann ist die Scharfstellung unendlich wichtig, dann muss die Brille exakt stimmen. Denn die Brille ist die Scharfeinstellung unseres Auges
Von so genannten Nachtfahrbrillen hingegen rät er ab. Denn, Messungen haben gezeigt: mit ihren getönten Gläsern verschlechtern die das Sehen bei Nacht in der Regel eher.