Ringsted ist eine Kleinstadt, sie liegt etwa eine Dreiviertelautostunde südwestlich von Kopenhagen. Im Park "Lystanlægget" bauen Männer in Arbeitskleidung gerade Zäune und Toilettenwagen ab - und auch die Bühne vom Ringsted Festival, das hier am Wochenende stattgefunden hat. Anders Sørensen hat das Festival vor sieben Jahren gegründet, als einen Verein. Zwei Jahre später hat er den Verein aufgelöst und eine Aktiengesellschaft daraus gemacht. Damit ist das Ringsted Festival eine Ausnahme in der dänischen Festivallandschaft, in der die meisten Musikfestivals von Vereinen betrieben werden. Und das ist Sørensen zufolge auch der Grund für die finanziellen Schwierigkeiten seiner Kollegen:
"Die Krise bei den dänischen Festivals kommt daher, dass fast alle Festivals in Dänemark von einem Sportverein oder irgendeinem anderen Verein geleitet werden, damit sie keine Steuern zahlen müssen. Das bedeutet aber auch, dass sie kein Geld sparen können, weil sie all ihren Gewinn für gemeinnützige Zwecke ausgeben müssen. Und wenn sie dann zwei, drei Jahre schlechtes Wetter haben und Verluste machen, dann kann dieser Badmintonclub oder Sportverein das nicht mehr stemmen."
Auch Fabian Holt von der Roskilde-Universität meint, dass es diese Vereinskultur ist, die den dänischen Musikfestivals Probleme bereitet. Holt arbeitet am Institut für Performance Design und hat im Auftrag des Kulturministeriums alle dänischen Festivals untersucht:
"Festivals, die als Verein organisiert und basisorientiert sind, haben oft Führungsprobleme: In welche Richtung wollen wir gehen? Wem gehört dieses Festival? Sollen wir ein kleines Festival bleiben oder größer werden? Für eine Vereinsführung ist es sehr schwierig, in diesen Tausenden Fragen einig zu werden."
Das könnte eine Erklärung sein. Aber auch ohne diese vereinstypischen Führungsprobleme kommen mittelgroße Festivals in Schwierigkeiten. Wie zum Beispiel das kommerzielle Ringsted Festival von Anders Sørensen. Er hat sich im vergangenen Jahr verschätzt, große Musiker eingekauft, teure Werbung geschaltet und mit einem Besucheransturm gerechnet, der ausblieb – auch wegen des schlechten Wetters, wie er meint. Die Aktiengesellschaft musste Konkurs anmelden:
"Es gibt da ein paar, die ihr Geld nicht bekommen haben. Naja, ehrlich gesagt sind es ziemlich viele, die ihr Geld nicht bekommen haben."
Für das diesjährige Festival hat Anders Sørensen schnell eine neue Aktiengesellschaft gegründet. Jesper Frydenlund von der 3rdTsunami Agency hat in den vergangenen Jahren immer öfter miterlebt, wie dänische Festivals straucheln. Er vertritt als Bookingagent mehrere dänische Musiker, kleinere wie größere. Einer davon, der Rapper L.O.C., war dieses Jahr Headliner auf vielen Festivals, unter anderem bei Hede Rytmer in der jütländischen Provinz. L.O.C. hätte für seinen Auftritt 600.000 Kronen bekommen sollen, am ersten Werktag nach dem Festival. Die Macher des Festivals Hede Rytmer konnte aber bislang nicht zahlen. Insgesamt wartet Frydenlund noch auf die Gagen für drei Künstler:
"Die haben natürlich Angst, dass sie auf ihren Ausgaben sitzen bleiben. Das ist ja nicht nur ihr Gewinn, der flöten geht – die müssten ja alle Rechnungen für Techniker und so weiter aus eigener Tasche zahlen. Das wäre also ein sattes Minus für die Künstler, wenn sie ihr Geld nicht bekommen."
Das Festival arbeitet derzeit an einer Lösung, um die Musiker doch noch bezahlen zu können. Hede Rytmer ist eines von 150 mehrtägigen Festivals in Dänemark. 150 – eine große Zahl für ein so kleines Land. Und sehr viele davon arbeiten nach demselben Prinzip: Schwerpunkte sind Rock, Pop und eine Prise Hiphop; Headliner sind dänischsprachige Top-Ten-Musiker, dazu noch der eine oder andere internationale Künstler, der seinen Zenit aber meist schon überschritten hat. Die Festivals stehen sich so gegenseitig im Weg. Sie konkurrieren in einem engen Markt. Fabian Holt von der Roskilde-Universität glaubt, dass sich das bald ändern wird:
"Die Festivallandschaft ist dabei, sich selbst zu regulieren. Manche Festivalarten müssen schließen, andere wachsen und wieder andere, neue Festivals entstehen."
Die neuen sind oft Festivals, die sich auf eine Musikrichtung spezialisieren – bislang eine Seltenheit in Dänemark. Das relativ junge Elektrofestival Strøm zum Beispiel ist sehr erfolgreich. Fabian Holt ist sich sicher: Von dieser Sorte wird es in Dänemark künftig mehr geben.
Dänische Festivals (Auswahl):
Festivalhopper: Dänemark
Ringsted Festival - Dänemark
Roskilde Festival
Smukfest
Strøm
Hede Rytmer
"Die Krise bei den dänischen Festivals kommt daher, dass fast alle Festivals in Dänemark von einem Sportverein oder irgendeinem anderen Verein geleitet werden, damit sie keine Steuern zahlen müssen. Das bedeutet aber auch, dass sie kein Geld sparen können, weil sie all ihren Gewinn für gemeinnützige Zwecke ausgeben müssen. Und wenn sie dann zwei, drei Jahre schlechtes Wetter haben und Verluste machen, dann kann dieser Badmintonclub oder Sportverein das nicht mehr stemmen."
Auch Fabian Holt von der Roskilde-Universität meint, dass es diese Vereinskultur ist, die den dänischen Musikfestivals Probleme bereitet. Holt arbeitet am Institut für Performance Design und hat im Auftrag des Kulturministeriums alle dänischen Festivals untersucht:
"Festivals, die als Verein organisiert und basisorientiert sind, haben oft Führungsprobleme: In welche Richtung wollen wir gehen? Wem gehört dieses Festival? Sollen wir ein kleines Festival bleiben oder größer werden? Für eine Vereinsführung ist es sehr schwierig, in diesen Tausenden Fragen einig zu werden."
Das könnte eine Erklärung sein. Aber auch ohne diese vereinstypischen Führungsprobleme kommen mittelgroße Festivals in Schwierigkeiten. Wie zum Beispiel das kommerzielle Ringsted Festival von Anders Sørensen. Er hat sich im vergangenen Jahr verschätzt, große Musiker eingekauft, teure Werbung geschaltet und mit einem Besucheransturm gerechnet, der ausblieb – auch wegen des schlechten Wetters, wie er meint. Die Aktiengesellschaft musste Konkurs anmelden:
"Es gibt da ein paar, die ihr Geld nicht bekommen haben. Naja, ehrlich gesagt sind es ziemlich viele, die ihr Geld nicht bekommen haben."
Für das diesjährige Festival hat Anders Sørensen schnell eine neue Aktiengesellschaft gegründet. Jesper Frydenlund von der 3rdTsunami Agency hat in den vergangenen Jahren immer öfter miterlebt, wie dänische Festivals straucheln. Er vertritt als Bookingagent mehrere dänische Musiker, kleinere wie größere. Einer davon, der Rapper L.O.C., war dieses Jahr Headliner auf vielen Festivals, unter anderem bei Hede Rytmer in der jütländischen Provinz. L.O.C. hätte für seinen Auftritt 600.000 Kronen bekommen sollen, am ersten Werktag nach dem Festival. Die Macher des Festivals Hede Rytmer konnte aber bislang nicht zahlen. Insgesamt wartet Frydenlund noch auf die Gagen für drei Künstler:
"Die haben natürlich Angst, dass sie auf ihren Ausgaben sitzen bleiben. Das ist ja nicht nur ihr Gewinn, der flöten geht – die müssten ja alle Rechnungen für Techniker und so weiter aus eigener Tasche zahlen. Das wäre also ein sattes Minus für die Künstler, wenn sie ihr Geld nicht bekommen."
Das Festival arbeitet derzeit an einer Lösung, um die Musiker doch noch bezahlen zu können. Hede Rytmer ist eines von 150 mehrtägigen Festivals in Dänemark. 150 – eine große Zahl für ein so kleines Land. Und sehr viele davon arbeiten nach demselben Prinzip: Schwerpunkte sind Rock, Pop und eine Prise Hiphop; Headliner sind dänischsprachige Top-Ten-Musiker, dazu noch der eine oder andere internationale Künstler, der seinen Zenit aber meist schon überschritten hat. Die Festivals stehen sich so gegenseitig im Weg. Sie konkurrieren in einem engen Markt. Fabian Holt von der Roskilde-Universität glaubt, dass sich das bald ändern wird:
"Die Festivallandschaft ist dabei, sich selbst zu regulieren. Manche Festivalarten müssen schließen, andere wachsen und wieder andere, neue Festivals entstehen."
Die neuen sind oft Festivals, die sich auf eine Musikrichtung spezialisieren – bislang eine Seltenheit in Dänemark. Das relativ junge Elektrofestival Strøm zum Beispiel ist sehr erfolgreich. Fabian Holt ist sich sicher: Von dieser Sorte wird es in Dänemark künftig mehr geben.
Dänische Festivals (Auswahl):
Festivalhopper: Dänemark
Ringsted Festival - Dänemark
Roskilde Festival
Smukfest
Strøm
Hede Rytmer