Archiv


Mehr Obst, Gemüse und Sport

Zu fett und zu viel - so lauten nach wie vor die Hauptfehler bei den deutschen Essgewohnheiten, nachzulesen im aktuellen Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Und das nicht zum ersten Mal. Um die richtige Ernährung und um die Frage, wie gesund sind die einzelnen Nahrungsmittel für den Menschen geht es auch auf der heutigen 55. Hochschultagung der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Kiel. Vor allem die Grundlagenforschung gewinnt bei den Ernährungswissenschaftlern zunehmend an Bedeutung.

Autorin: Annette Eversberg |
    Bei der Grundlagenforschung im Bereich der Ernährungswissenschaften können die Tiermediziner eine wertvolle Hilfe leisten. Ihre genaue Kenntnis der Tiere hilft den Humanmedizinern, Stoffwechselvorgänge beim Menschen zu untersuchen, erläutert Professor Siegfried Wolffram vom Institut für Tierernährung und Stoffwechselphysiologie der Universität Kiel:

    Tiermodelle heißt auch, dass man Tiere dahingehend züchtet, damit sie diese Eigenschaften aufweisen, die man am Menschen untersuchen möchte. Und das geht natürlich heute soweit, dass man Tiere auch genetisch verändert, um eben dann ideale Tiermodelle zu haben.

    Beim Stoffwechsel zeigt sich eine erstaunliche Übereinstimmung des Menschen mit vielen Tieren. Deshalb untersucht Dr. Silvia Wein, wie sich die Ernährung auf den Altersdiabetes auswirkt, an dem heute bereits Millionen von Menschen in Deutschland leiden. Insgesamt sind es bereits 10 bis 25 Prozent aller Deutschen, die am Typ 2 Diabetes erkrankt sind. Und die Tendenz ist steigend. Auch unter übergewichtigen Kindern. Diabetes entsteht dadurch - so Silvia Stein - das die Zellen kein Insulin mehr aufnehmen können. Also resistent werden:

    Die Insulinresistenz tritt vor allem dann auf, wenn man eine sehr fetthaltige Nahrung aufnimmt. Aufgrund dieser sehr fetthaltigen und sehr energiedichten Nahrung bildet sich diese Insulinresistenz aus. Dazu gehört Bluthochdruck. Dazu gehören artheriosklerotische Veränderungen, die dann im folgenden zu großen Problemen im gesundheitlichen Bereich führen.

    Aber Fett ist offensichtlich nicht gleich Fett. Die ungesättigten Fettsäuren, zu denen auch die Fischöle gehören, machen keine Probleme. Fett aus Fleisch und Wurst macht in großen Mengen nicht nur dick, sondern blockiert auch die Zellen, so dass der Zucker nicht mehr abgebaut werden kann. Dass eine Ernährung mit viel Gemüse auch für den Diabetiker wie für den gesunden Menschen gut ist, weiß man dagegen seit langem. Aber welche der so genannten sekundären Pflanzenstoffe wie Karotinoide in Mohrrüben oder Polyphenole in roten Trauben dafür verantwortlich sind und wie sie genau wirken, das wusste man bisher noch nicht. Professor Gerald Rimbach vom Institut für Humanernährung und Lebensmittelkunde der Universität Kiel hat deshalb verschiedene dieser Pflanzenstoffe unter die Lupe genommen, von denen etwa 100.000 bisher bekannt sind:

    Karotinoide, da haben wir eher eine Protektion der Haut, bei den Phytoöstrogenen, wie sie in Soja vorkommen, haben wir blutdruckregulatorische Effekte, möglicherweise Effekte auf die Kalziumabsorption.. Die Effekte der sekundären Pflanzenstoffe sind sehr heterogen. Und wir müssen eben diese Wechselwirkung ausnutzen. Und wir können nicht nur eine Empfehlung für Tomaten oder Zitrusfrüchte abgeben. Die momentane Richtlinie besagt eben, wir sollen möglichst 5 Portionen Obst und Gemüse pro Tag verzehren.

    Das Ziel der Ernährungswissenschaftler ist es, diese Stoffe auch therapeutisch zu nutzen. Denn Ernährung und Genetik sind eng miteinander verbunden. Mit der Ernährung kann man in die Erbinformationen eingreifen, so dass die Gefahr zu erkranken gebannt wird. Dem Zusammenhang von Krankheit und Genetik aber auch dem Zusammenwirken von Genen und Ernährung ist Dr. Frank Döring, Leiter des Forschungsprojekts Nahrungsfette und Stoffwechsel des Bundesforschungsministeriums auf der Spur. Er hat herausgefunden, dass wir alle genetisch vordisponiert sind, dick zu werden. Die Grundlagen dafür wurden bereits vor Tausenden von Jahren gelegt:

    Was man sagen kann, ist dass unsere Gene, die wir alle heute haben, immer noch Gene sind, die die Jäger und Sammler hatten. Wenn man bedenkt, wie viel sich Jäger und Sammler im Vergleich zu einem Büromenschen bewegt haben, dann ist es eigentlich logisch, das Übergewicht hier eben eine große Rolle spielt. Die Gene, die wir alle in uns tragen sind auf einen ökonomischen Stoffwechsel ausgelegt und auf Bewegung. Von daher kann man auch einen praktischen Tipp geben. Sportliche Aktivitäten sollten in der Woche etwa vier Stunden, insbesondere Ausdauersport betrieben werden.