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Mehr Papier sparen

Heute eröffnet das Waldforum der Vereinten Nationen in New York das Internationale Jahr der Wälder. Artenvielfalt, unser Wohlstand, unsere Geschichte und Kultur sind ohne den Wald nicht möglich. Ein schützenswertes Gut also, auch deshalb ist Papier sparen so wichtig.

Von Verena Kemna | 02.02.2011
    Der WWF hat in der Eingangshalle im Berliner Hauptbahnhof einen Waldticker aufgestellt. Ein Schaukasten, etwa zwei Meter hoch, eineinhalb Meter breit, voll gespickt mit Informationen. Da steht dann zum Beispiel, dass jeder Deutsche im Jahr etwa 150 Liter Kaffee trinkt, fast die Hälfte davon wird unterwegs getrunken. Hochgerechnet ergibt das einen Verbrauch von sechs Milliarden Pappbechern, die jedes Jahr einfach weggeworfen werden. Das entspricht einem Papierverbrauch von 50.000 Tonnen oder einer halben Million Bäume jährlich.

    Mit solchen Zahlen wollen die Umweltschützer aufmerksam machen. Schließlich verbraucht jeder Deutsche im Jahr 50 Kilogramm mehr Papier als ein durchschnittlicher EU-Bürger.

    Philipp Göltenboth ist beim WWF zuständig für den Bereich Wald. In der Bahnhofshalle hat er die Schautafel so erklärt.

    "Zum Beispiel werden wir bis Freitag einen Waldverlust haben von der Größe Berlins. Eine riesige Menge, alle sechzig Stunden, das steht vorne drauf, verlieren wir Wald in der Größe Berlins. Und das sehen sie hier, verschiedene Beispiele, wie man den Waldverlust ganz einfach reduzieren kann, jeder Einzelne."

    Fast eineinhalb Millionen Tonnen Papier würden jedes Jahr vergeudet, weil Werbeflyer ungelesen direkt im Altpapier landen. Die Experten vom WWF empfehlen Aufkleber mit dem Aufdruck "Bitte keine Werbung". Ein anderes eindrucksvolles Beispiel für Papierverschwendung sind Küchenrollen. Etwa sieben Milliarden Papier-Küchenrollen verbrauchen die Deutschen jährlich. Außerdem ist der pro Kopf Verbrauch in den vergangenen zehn Jahren von elf Kilo auf 18 Kilo gestiegen. Dabei ließe sich Küchenpapier leicht durch Schwammtuch und Recyclingpapier ersetzen. Ich habe Passanten im Bahnhof gefragt, wie sie sich verhalten.

    "Also selber Recyclingpapier kaufe ich nicht. Denke ich, ganz ehrlich nicht drüber nach. Bei uns in der Firma gibt´s das, das die Kaffeemaschine einen Pappbecher auswirft und da stelle ich dann meinen Keramikbecher rein. Also man könnte sicherlich mehr tun."

    Auch wenn diese Eindrücke nicht repräsentativ sind, die meisten geben offen zu, dass sie nicht alles tun, was möglich ist, um den Papierverbrauch einzuschränken. Mit Rücksicht auf den Wald hat Philipp Göltenboth seine Gewohnheiten geändert.

    "Ich hole mir gerne einen Kaffee unterwegs und habe da meinen eigenen kleinen Becher. Der hält es auch wärmer als so ein Pappbecher, man verbrennt sich nicht die Hände und es ist eine ganz einfache Art wie man den Waldverlust reduzieren kann. Man sollte immer darauf achten, dass man Recyclingpapier benutzt. Wenn es das nicht gibt, dann empfehlen wir Papier mit dem FSC-Siegel. Das ist ein unabhängiges Siegel, was verspricht, dass das Waldprodukt aus nachhaltiger Bewirtschaftung kommt. Ganz einfache Sachen."

    Nach Angaben des WWF ist Deutschland nicht nur der größte Papierproduzent innerhalb der EU, sondern weltweit einer der größten Papier- und Zellstoffimporteure. Die meisten Rohstoffimporte stammen aus Skandinavien, aber auch Thailand, China, Indonesien stehen auf der Liste der Lieferanten. Wie viel zerstörter Regenwald sich in deutschen Zellstoffprodukten versteckt, lässt sich nicht genau ermitteln.

    Allein im Jahr 2005 soll die Papierindustrie in Indonesien 110.000 Hektar Regenwald zerstört haben. Trotz Recyclingpapier, trotz elektronischer Medien, der Papierkonsum steigt und steigt. Der WWF versteht das internationale Jahr der Wälder als Chance für den Schutz von Wald und Klima. Nach Amazonien wachsen im Kongo-Becken mit die größten zusammenhängenden Regenwälder weltweit. Eine Partnerschaft seitens der Bundesrepublik wäre ein politisches Signal.

    "Die Entwaldungsrate im Kongo-Becken ist im Moment noch sehr gering, unter 0,1 Prozent. Ganz anders als in Indonesien oder auch am Amazonas. Das heißt, wir haben jetzt eine ganz große Chance die richtigen Dinge zu tun und dazu braucht es Partner und zwar mutige Partner und Deutschland müsste da als Vorreiter vorangehen."

    Die Ausstellung wird auch in anderen deutschen Städten zu sehen sein.