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Mehr Spaß an Elektronik

Trotz anhaltender Flaute auf dem PC- und digitalen Entertainment-Sektor erzielte die Konsumenten-Elektronik-Show CES, die in der vergangenen Woche in Las Vegas zu Ende ging, neue Rekorde. 117.000 Besucher strömten in die Hallen, in denen weit über 2000 Aussteller neue Entwicklungen und Produkte präsentierten. Im Gegensatz zur Comdex, von deren Einstellung immer wieder Gerüchte kursieren, strotzte die CES 2003 geradezu vor Optimismus und zeigte, dass die Wirtschaftskrise für den Fortschritt auf elektronischem Sektor allenfalls vorübergehende Bremswirkung besitzt.

    Ganz im Gegensatz zu den eher schleppenden Entwicklungen im PC-Bereich demonstrierte die Consumer Electronic Show 2002 unter dem ehrgeizigen Motto "Defnition der Zukunft von Technologie" ein starkes Selbstbewusstein der Branche. Auf nahezu allen Gebieten schreitet die Technik tatsächlich stürmisch voran und überholen sich die Produkte in schneller Folge. Besonders zeigt sich das bei einem wahren Dauerbrenner, dem so genannten "Home Networking" SONY stellte hierzu mit seinem "Room Link" eine Möglichkeit zur drahtlosen Übertragung von bandbreitenhungrigen Multimedia-Daten in der häuslichen Umgebung vor. Ähnlich wie klassische Kamerahersteller mit neuer Konkurrenz aus dem traditionellen Lager der Computer- und Peripheriehersteller zu kämpfen haben, zeichnet sich auch neuer Wettbewerb zwischen der Konsumentenelektronik-Industrie und "Wilderern" aus der PC- und Softwarebranche ab. So warb Microsoft etwa mit seinem neuen "Media Center", mit dem drahtlos Multimedia-Inhalte präsentiert werden, um die Gunst des Publikums.

    Ein weiterer unaufhaltsamer Trend fiel beim Gang durch die Hallen auf: Allerorten prangten Computer-Flachbildschirme an den Ständen, die jetzt in Qualität und Preis zunehmend die Kathodenstrahlröhren aus dem Feld schlagen könnten. In allen Größen dominierten die Flachdisplays mit hoher Auflösung und auch schon im neuen 16:9-Großformat. Ähnlich zeigte sich das Bild bei Fernsehschirmen: HDTV, das bislang nur langsam an Schwung gewinnende hochauflösende digitale Fernsehformat, ist jetzt auf allen Gebieten wieder im Vormarsch. Diese Entwicklung sei nicht mehr aufzuhalten, hieß es an allen Ständen der Show - und wenn das Publikum nicht bereit ist, dafür viel Geld auszugeben, müsse man eben die Preise attraktiver gestalten. So wurde etwa ein Fernseher mit 56-Zoll-Widescreen-Großbildschirm mit hoher Auflösung bereits für vergleichsweise günstige 2700 US-Dollar angeboten. Auch das Internet vollzieht dank steigender Bandbreiten immer mehr den Schritt zum Vertriebskanal für Multimedia. So demonstrierten Anbieter, dass selbst Fernsehshows über den globalen Datenhighway gesendet werden können. Doch die neue Vielspurigkeit der Datenautobahn sorgt auch für anhaltende Besorgnis der Musik- und Filmindustrie. Ihr Konter zu Napster und Co. kommt allerdings eher zögerlich. Zu diesem Versuch zählt etwa das Projekt "Movielink", mit dem zumindest in den USA Spielfilme komprimiert via Internet angeboten werden sollen.

    Eine große Zahl drahtloser Geräte, ausgerüstet mit "Wireless Fidelity", einer Lösung zur hochfrequenten Vernetzung, und mit Spielen bestückt, wird schon bald den Markt überfluten. Hewlett-Packard bringt beispielsweise einen solchen Internet-Empfänger mit Wi-Fi und neuer Elektronik heraus, der enorme Möglichkeiten besitzt. Microsoft gab neue Unterstützung der Industrie für seine HighMAT-Technologie bekannt, mit der PCs einfacher mit Geräten der Heimelektronik verbunden werden können. Bereits 40 neue Geräte funktionieren mit diesem System. Überdies propagierten Microsoft und Intel außerdem "Media2Go", ein weiteres Betriebssystem, das tragbare Video-Player in DVD-Technik verbessern soll. Hewlett-Packard sorgte mit seinem "Digitalen-Media-Empfänger" für enormes Aufsehen. Das Gerät wird entweder drahtlos per Wi-Fi oder über Ethernet verbunden und übermittelt Audio sowie Bild-Ereignisse drahtlos vom PC zu anderen Elektronik-Elementen. Allerdings hat die Technologie ihren Preis: für rund 300 US-Dollar wird das System in den USA angeboten.

    Neben dem Unterhaltungssektor vollziehen auch andere Bereiche rasche Fortschritte: Roboter erhalten beispielsweise ein neues Navigations-System, mit dem sie sich in jeder Umgebung sicherer bewegen können. Immer mehr Haushaltsgeräte erhalten eine Schnittstelle zum Internet, so etwa vor allem Mikrowellenherde, die Lebensmittel gefroren halten, bis sie per Internet den Befehl zum Auftauen und zur Zubereitung erhalten. Auch in den energiehungrigen USA spielt dabei offenbar inzwischen Umweltbewusstsein eine zunehmende Rolle: An einem "grünen Samstag" konzentrierte sich die allgemeine Aufmerksamkeit auf Trends, kommerzielle und Heim-Elektronik energiesparender und effizienter zu gestalten sowie Elektrogeräte im Haushalt weiterhin sparsamer zu gestalten. Auch in den USA werden sie in Zukunft verantwortungsbewusster als bisher recycelt. Eine Konferenz mit Kongressabgeordneten aus Washington demonstrierte in lebhaften Diskussionen, dass sich auch hier eine umweltgerechte Gesetzgebung abzeichnet. Zwar bestehen im Detail dazu noch unterschiedliche Meinungen über die einzuschlagende Richtung, doch im Grundsatz ist man sich einig: Politik, Industrie, Medien und Öffentlichkeit ziehen auf diesem Sektor ganz offensichtlich an einem Strang.

    [Quelle: Armin Amler]