Archiv


Mehr Transporteffizienz dank Computerhilfe

Technik. – Auf jedem durchschnittlichen Wochenmarkt kann man die Vorteile der internationalen Wirtschaftsbeziehungen handgreiflich erkennen. Erdbeeren und Kirschen selbst im Winter, Bananen, Kiwi oder Orangen rund ums Jahr – wer will, kann sich jederzeit nahezu jeden Wunsch erfüllen. Die dahinter steckende Logistik ist außerordentlich aufwendig und verschlingt gut ein Drittel der Gesamtkosten. Forscher eines Dortmunder Fraunhofer-Instituts haben daher eine Software entwickelt, mit deren Hilfe die Händler in Zukunft ihre Waren billiger zu den Kunden bringen sollen.

    Obst und Gemüse ist längst ein globales Geschäft. Mehr als eine Milliarde Verpackungskisten schickt der deutsche Handel jedes Jahr auf die Reise, um die empfindliche Fracht heil an ihren Bestimmungsort zu bringen. Für die Logistiker bedeutet der Transport frischer Früchte eine besondere Herausforderung. Michael Wagner vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik: "Wir haben bei Obst und Gemüse - und das ist dann letztlich für uns auch der Ansatzpunkt gewesen - mit einer sehr großen Heterogenität von Verpackungen zu tun." Im Auftrag eines niederländischen Handelsunternehmens entwickelten die Fraunhofer-Forscher die Software "Scope", mit der sich ein Händler am Bildschirm anzeigen lassen kann, in welcher Verpackung und auf welchem Wege er sein Obst am günstigsten vom Erzeuger zum Kunden bringt. Zum Beispiel Orangen aus Andalusien nach Deutschland. Ausgangs- und Bestimmungsort, Abmessung der Kisten, Einweg oder Mehrweg, Stapelweise im Lkw, das sind einige der Fragen, die am Bildschirm beantwortet werden müssen. Nach etwa einer Minute liegt der Transportvorschlag vor. Für die Ergebnisse greift das Programm auf eine Datenbank mit über 100 Parametern zurück. Der Händler kann jede Angabe auf seinen speziellen Fall einstellen. Mehrere Handelsunternehmen haben die neue Software inzwischen getestet.

    Dabei zeigte sich, dass oft schon durch kleine Veränderungen der Transport reibungsloser und somit kostengünstiger funktioniert. Michael Wagner: " Gurken sind ein ganz klassisches Beispiel für Einsparungen, weil sie in speziellen Kartons abgepackt sind, die in keiner Weise in die modulare Welt der Europalette passt. Sie haben Gurken bisher immer in dem typischen Gurkenkarton transportiert und sehen am Bildschirm, zu welchen Konsequenzen das führen kann." Ein etwas anders geformter Karton, der auf die allgegenwärtige Europalette passt, führt daher unmittelbar zu Einsparungen. Nach Wagners Angaben könnte der Lebensmittelhandel durch optimierte Logistik ordentliche Summen sparen: "In Projekten, die wir durchgeführt haben, kommen wir verallgemeinernd zu rund fünf Prozent Einsparungspotential." Angesichts knappster Renditen und härtesten Konkurrenzkampfes ist das eine interessante Aussicht.

    [Quelle: Sascha Ott]