Reuning: Herr von Heyden, wenn wir Hochschulen und Fachhochschulen haben, wozu brauchen wir noch eine andere Art von Universitäten?
von Heyden: Na ja, ich würde nicht sagen, eine andere Art, aber wir brauchen zumindest ein deutlich differenzierteres Universitätssystem. Die Universitäten müssen sich in ihrer Binnenstruktur differenzieren. Ich will Ihnen das an einem ganz guten Beispiel sagen: Nicht nur der Wissenschaftsrat sondern auch viele andere hatten bis Mitte der 90er, Ende der 90er Jahre geglaubt, wir bräuchten nur die Fachhochschulen auszubauen, damit wir dem großen Bedürfnis der meisten Studierenden Rechnung tragen können, eine praxisbezogene, wenn auch wissensbasierte Ausbildung zu erhalten. Fakt ist, wir müssen zur Kenntnis nehmen: 1. Die Länder wollen, aus unterschiedlichen Gründen, überwiegend jedenfalls, den Ausbau der Fachhochschulen nicht weiter steigern, der stagniert so zwischen 25 und 30 Prozent. Und zum zweiten, dass, was wir damals mit dieser Empfehlung verbunden hatten, die Universitäten auch nicht bereit oder in der Lage waren, oder die Länder nicht, erhebliche Fächerspektren auf die Fachhochschulen zu verlagern. Das bedeutet konkret für die Universitäten, da das Bedürfnis der Studierenden sich natürlich gar nicht geändert hat, die Universitäten müssen sich sehr viel stärker als bisher darauf konzentrieren, auch praxisorientierte Studienangebote zu machen, dann natürlich auf universitärem Niveau. Und daraus folgt, dass eine Universität, die bisher ja alles hinter ihren großen Mauern und hinter ihrer großen Tradition vereinen soll, Forschung, Lehre, Wissenstransfer und so weiter, das kann kaum noch eine Universität insgesamt machen, die müssen sich differenzieren: Die einen machen Spitzenforschung, Stichwort Exzellenz-Initiative, die anderen machen Forschung und Lehre wie bisher, allerdings auf einem schmaleren Fächerspektrum, und dritte sollen sich mehr auf die Lehre konzentrieren.
Reuning: Haben Sie da bestimmte Studienfächer im Auge?
von Heyden: Nein, das würde ich auch ungern tun. Denn ein Fach, das an der Universität vertreten ist, ist prinzipiell immer forschungsrelevant. Nur ist es so, einzelne Universitäten sind in dem einen Fach A, ich muss abstrakt bleiben, hervorragend und in dem anderen Fach B überhaupt nicht gut, aus welchen Gründen immer, und bei der benachbarten Universität kann das genau umgekehrt sein.
Reuning: Nehmen wir das Beispiel Chemie. Für Chemieabsolventen ist der Doktorabschluss fast obligatorisch. Was würde es für einen Sinn machen, hier eine praxisorientierte Richtung noch einmal zu eröffnen?
von Heyden: Na ja, also erst einmal hängt das ja sehr stark zusammen mit der Einführung der Bachelor-/Master-Studienstruktur, die ja in Deutschland bis 2010 eingeführt werden soll. Und das bedeutet, auch die Chemie, um bei Ihrer Frage zu bleiben, die bisher ja ein Diplom anbietet, in aller Regel, es sei denn es ist Lehrer-Staatsexamen, muss ihr Studium ändern, sie muss also in der Lage sein, binnen sechs Semestern in der Regel ihren Absolventen einen berufsbefähigenden Abschluss zu verschaffen. Das geht nicht dadurch, dass sie das Vordiplom durch einen Bachelor ersetzt, denn das Vordiplom ist meistens eher theorielastig. Also muss sie sich jetzt etwas überlegen, und die Chemie, die chemischen Fakultäten sind dabei, das zu tun, wie kann ich einem Chemiker, der nicht promovieren will, oder der bisher nur deshalb promoviert hat, weil er weiß, anders habe ich keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt oder in den Laboren der Großindustrie, wie kann ich einem Chemiestudenten, der das alles gar nicht will, der möchte einfach eine vernünftige, solide universitäre Ausbildung in der chemischen Fakultät auf Bachelor-Niveau erhalten, was kann ich dem anbieten. Und da gibt es sicherlich ganz große Nachfrage und Bedarf.
Reuning: Sie haben die Exzellenz-Initiative erwähnt. Wie fügt sich diese Vorstellung in dieses Konzept ein?
von Heyden: Nahtlos, denn diese Exzellenz-Initiative hat ja zu dem erheblichen Paradigmen-Wechsel in Deutschland geführt, dass endlich anerkannt und gefördert wird, was alle, die sich mit dem System beschäftigt hatten oder in dem zu Hause waren, schon vorher wussten: Die Universitäten sind eben nicht alle gleich, sie sind unterschiedlich. Und das bedeutet, die Universitäten, die stark im Fachbereich A sind, ich bleibe wieder abstrakt, müssen unter Umständen, um ihn zu finanzieren, den nicht so guten Fachbereich B geringer ausstatten.
von Heyden: Na ja, ich würde nicht sagen, eine andere Art, aber wir brauchen zumindest ein deutlich differenzierteres Universitätssystem. Die Universitäten müssen sich in ihrer Binnenstruktur differenzieren. Ich will Ihnen das an einem ganz guten Beispiel sagen: Nicht nur der Wissenschaftsrat sondern auch viele andere hatten bis Mitte der 90er, Ende der 90er Jahre geglaubt, wir bräuchten nur die Fachhochschulen auszubauen, damit wir dem großen Bedürfnis der meisten Studierenden Rechnung tragen können, eine praxisbezogene, wenn auch wissensbasierte Ausbildung zu erhalten. Fakt ist, wir müssen zur Kenntnis nehmen: 1. Die Länder wollen, aus unterschiedlichen Gründen, überwiegend jedenfalls, den Ausbau der Fachhochschulen nicht weiter steigern, der stagniert so zwischen 25 und 30 Prozent. Und zum zweiten, dass, was wir damals mit dieser Empfehlung verbunden hatten, die Universitäten auch nicht bereit oder in der Lage waren, oder die Länder nicht, erhebliche Fächerspektren auf die Fachhochschulen zu verlagern. Das bedeutet konkret für die Universitäten, da das Bedürfnis der Studierenden sich natürlich gar nicht geändert hat, die Universitäten müssen sich sehr viel stärker als bisher darauf konzentrieren, auch praxisorientierte Studienangebote zu machen, dann natürlich auf universitärem Niveau. Und daraus folgt, dass eine Universität, die bisher ja alles hinter ihren großen Mauern und hinter ihrer großen Tradition vereinen soll, Forschung, Lehre, Wissenstransfer und so weiter, das kann kaum noch eine Universität insgesamt machen, die müssen sich differenzieren: Die einen machen Spitzenforschung, Stichwort Exzellenz-Initiative, die anderen machen Forschung und Lehre wie bisher, allerdings auf einem schmaleren Fächerspektrum, und dritte sollen sich mehr auf die Lehre konzentrieren.
Reuning: Haben Sie da bestimmte Studienfächer im Auge?
von Heyden: Nein, das würde ich auch ungern tun. Denn ein Fach, das an der Universität vertreten ist, ist prinzipiell immer forschungsrelevant. Nur ist es so, einzelne Universitäten sind in dem einen Fach A, ich muss abstrakt bleiben, hervorragend und in dem anderen Fach B überhaupt nicht gut, aus welchen Gründen immer, und bei der benachbarten Universität kann das genau umgekehrt sein.
Reuning: Nehmen wir das Beispiel Chemie. Für Chemieabsolventen ist der Doktorabschluss fast obligatorisch. Was würde es für einen Sinn machen, hier eine praxisorientierte Richtung noch einmal zu eröffnen?
von Heyden: Na ja, also erst einmal hängt das ja sehr stark zusammen mit der Einführung der Bachelor-/Master-Studienstruktur, die ja in Deutschland bis 2010 eingeführt werden soll. Und das bedeutet, auch die Chemie, um bei Ihrer Frage zu bleiben, die bisher ja ein Diplom anbietet, in aller Regel, es sei denn es ist Lehrer-Staatsexamen, muss ihr Studium ändern, sie muss also in der Lage sein, binnen sechs Semestern in der Regel ihren Absolventen einen berufsbefähigenden Abschluss zu verschaffen. Das geht nicht dadurch, dass sie das Vordiplom durch einen Bachelor ersetzt, denn das Vordiplom ist meistens eher theorielastig. Also muss sie sich jetzt etwas überlegen, und die Chemie, die chemischen Fakultäten sind dabei, das zu tun, wie kann ich einem Chemiker, der nicht promovieren will, oder der bisher nur deshalb promoviert hat, weil er weiß, anders habe ich keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt oder in den Laboren der Großindustrie, wie kann ich einem Chemiestudenten, der das alles gar nicht will, der möchte einfach eine vernünftige, solide universitäre Ausbildung in der chemischen Fakultät auf Bachelor-Niveau erhalten, was kann ich dem anbieten. Und da gibt es sicherlich ganz große Nachfrage und Bedarf.
Reuning: Sie haben die Exzellenz-Initiative erwähnt. Wie fügt sich diese Vorstellung in dieses Konzept ein?
von Heyden: Nahtlos, denn diese Exzellenz-Initiative hat ja zu dem erheblichen Paradigmen-Wechsel in Deutschland geführt, dass endlich anerkannt und gefördert wird, was alle, die sich mit dem System beschäftigt hatten oder in dem zu Hause waren, schon vorher wussten: Die Universitäten sind eben nicht alle gleich, sie sind unterschiedlich. Und das bedeutet, die Universitäten, die stark im Fachbereich A sind, ich bleibe wieder abstrakt, müssen unter Umständen, um ihn zu finanzieren, den nicht so guten Fachbereich B geringer ausstatten.