Montag, 29. April 2024

Schutz vor Hackern
Mehrere Autokonzerne stellen ältere Modelle wegen neuer EU-Regeln für Cyber-Sicherheit ein

Mehrere Autokonzerne stellen wegen neuer EU-Regeln für Cyber-Sicherheit ältere Modelltypen ein. Der Aufwand für eine regelkonforme Um- bzw. Aufrüstung wäre zu groß. Deshalb verschwinden einige "alte Bekannte" aus dem Programm.

19.03.2024
    Ein VW-Logo ist vor einem Porsche-Firmenlogo vor dem Porsche Center in Stuttgart-Zuffenhausen zu sehen.
    Die Autohersteller Volkswagen und Porsche stellen ältere Modelltypen ein. (picture alliance / dpa / Bernd Weißbrod)
    So kündigte Volkswagen an, den Kleinwagen "Up" und den Transporter "T6.1" aus dem Programm zu nehmen. Nur bei der Camper-Version T6.1 California gebe es noch letzte Bestellmöglichkeiten, denn bei Wohnmobilen greifen die neuen Regeln erst ab 1. September. VW-Markenchef Schäfer begründete die Maßnahme mit einem zu hohen Aufwand, um die Modelle an die neuen Vorgaben anzupassen. Nach Einschätzung von Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach würden die Kosten pro Modell bei mehreren Millionen Euro liegen.
    Auch der Porsche-SUV Macan sowie die Sportwagen 718 Cayman und 718 Boxster werden wegen des neuen EU-Gesetzes vom europäischen Markt verschwinden.
    Auch drei weitere Hersteller lassen altbekannte Modelle auslaufen. Allerdings versicherten sie, das habe mit der neuen EU-Richtlinie nichts zu tun, die Modelle hätten einfach das Ende ihres Lebenszyklus erreicht. Bei Audi sind das Sportcoupé Audi TT und der Sportwagen R8 nicht mehr bestellbar. Renault verabschiedet sich von seinem Elektro-Urgestein Zoe und Smart verkauft keine Smart EQ Fortwo mehr.

    Vernetzte Autos sind angreifbar

    Immer mehr Autos sind "online", nutzen das Internet für eine Vielzahl von Funktionen wie Navigation, halbautonomes Fahren und Software-Updates. Dadurch können sie genauso zum Ziel von Hackern werden wie ein PC, ein Laptop oder ein mobiles Endgerät, das mit dem Internet verbunden ist.
    Dass die Gefahr von Auto-Hacks längst real ist, zeigte ein spektakulärer Fall schon 2015, den der ADAC auf seiner Website aufführt. Damals lenkten "Angreifer" in den USA einen Jeep per Laptop in den Straßengraben. Die Hacker waren allerdings nicht in krimineller Mission unterwegs, sondern wollten nur zeigen, wie verwundbar die von Jeep verbaute Technik war. Sie drangen über das Entertainment-System in die Fahrzeugsteuerung ein. Fahrer war damals ein Journalist des amerikanischen "Wired"-Magazins, die Auto-Insassen waren vorher über den Hack informiert.

    Abwehr von Cyberangriffen gefordert

    Die neuen EU-Regeln für Cyber-Sicherheit sehen verpflichtend ein zertifiziertes System zur Abwehr von Hackerangriffen vor. So muss unter anderem die gesamte Fahrzeugflotte Cyberangriffe erkennen und abwehren können und es müssen sichere Software-Updates bereitgestellt werden. Die Vorgaben treten Anfang Juli vollständig in Kraft. Für neu entwickelte Modelle gelten die Anforderungen bereits seit Mitte 2022. Fachleute etwa vom ADAC warnen vor dem steigenden Risiko von Cyber-Angriffen auf die Technik von Fahrzeugen. Ihrer Ansicht nach unternehmen Hersteller zu wenig zum Schutz vor Hackern.
    Für neu entwickelte Modelle gelten die strengeren Anforderungen bereits seit Mitte 2022, für Alt-Modelle gab es eine zweijährige Übergangsfrist, die jetzt ausläuft. Danach müssen die Hersteller nachweisen, dass es schon bei der Entwicklung der Fahrzeuge ein zertifiziertes Managementsystem zur Abwehr von Hackerangriffen gab. Das sei gerade bei sehr alten Modellen nachträglich nur schwer zu machen, sagte Autoexperte Bratzel. Angesichts einer oft nur noch geringen Restlaufzeit der Modelle würde sich dieser Aufwand kaum noch auszahlen.
    Diese Nachricht wurde am 19.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.