Nach Razzia
Mehrere festgenommene Jugendliche in Untersuchungshaft - Rechtsextremistische Terrorzelle zerschlagen

Nach der Razzia gegen eine mutmaßliche Terrorzelle aus überwiegend minderjährigen Rechtsextremen sind drei der fünf Festgenommenen in Untersuchungshaft gekommen.

    Polizisten durchsuchen ein Haus in Altdöbern in Brandenburg.
    Mutmaßliche rechte Terrorzelle: Junge Männer festgenommen (Frank Hammerschmidt/dpa)
    Das teilte der Bundesgerichtshof in Karlsruhe mit. Die beiden anderen sollen im Laufe des Tages dem Haftrichter vorgeführt werden. Die Verdächtigen sind zwischen 14 und 18 Jahre alt und waren in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Hessen festgenommen worden. Bei ihnen handelt es sich der Bundesanwaltschaft zufolge um vier mutmaßliche Mitglieder und einen Unterstützer einer terroristischen Vereinigung namens "Letzte Verteidigungswelle". Die Gruppe soll Anschläge auf Geflüchtete und politisch Andersdenkende geplant haben. Außerdem gab es bei der Razzia Durchsuchungen in Sachsen und Thüringen.

    Brandanschlag auf Kulturhaus in Altdöbern

    Konkret gehe es etwa um den Verdacht der Unterstützung einer inländischen terroristischen Vereinigung, versuchten Mord, Brandstiftung und die Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft legten zwei der Festgenommenen im Oktober 2024 mit Brandbeschleunigern ein Feuer in einem Kulturhaus in Altdöbern in Brandenburg. Nur durch Zufall sei von den Bewohnern niemand verletzt worden. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von etwa 500.000 Euro.
    Im Januar 2025 versuchten zwei der Beschuldigten, eine Asylbewerberunterkunft in Schmölln in Thüringen in Brand zu setzen. Zudem besprühten sie das Gebäude mit Hakenkreuzen und Schriftzügen wie "NS-Gebiet" und "Deutschland den Deutschen". Für einen weiteren geplanten Brandanschlag in Senftenberg seien Kugelbomben aus der Tschechischen Republik beschafft worden. Auch sei in einem Video versucht worden, andere Mitglieder der "Letzten Verteidigungswelle" zu ähnlichen Taten zu ermutigen.

    Verfassungsschutz: Parallelen zur Skinhead-Bewegung der Neunziger

    Wie die "Tageszeitung" bereits im April berichtete,hielt die ”Letzte Verteidigungswelle” die Sicherheitsbehörden zuletzt mehrfach auf Trab. Die teils sehr jungen Rechtsextremen seien zwar erst vor wenigen Monaten aufgetaucht, hätten inzwischen aber schon Ableger in mehreren Bundesländern.
    Der Verfassungsschutz in Brandenburg hat die Bewegung bereits seit einiger Zeit im Visier. Ihre Anhänger seien sehr jung und erinnerten stark an die Skinhead-Bewegung der 1990er-Jahre. Um ein Massenphänomen handele es sich bislang nicht, vielmehr gehe es um Gruppen in zweistelliger Größe. Ihre Feindbilder seien Homosexuelle, Migranten, linke Gruppen und Pädophile. Zudem gebe es eine antisemitische Ausrichtung.

    Jugendliche radikalisieren sich auch über Soziale Medien in den Rechtsextremismus

    "Tagespiegel" und ZDF hatten nach Recherchen Ähnliches berichtet. Gruppierungen wie 'Jung und Stark', 'Der Störtrupp' oder 'Deutsche Jugend Voran' hätten sich im virtuellen Raum gegründet. Über die Sozialen Medien rekrutierten sie Mitglieder. Weiter heißt es, die Behörden warnten vor einem erhöhten Maß an Aktivismus und Gewaltaffinität. Es gebe offenbar Vernetzungen mit Kleinstparteien wie Der Dritte Weg und Die Heimat.
    Auch die Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank, Schnabel, verwies im Deutschlandfunk auf die zentrale Rolle der Sozialen Medien bei der Verbreitung rechtsextremistischer Hetze und Gewalt. Es gebe im Netz unzählige Beispiele, die zeigten, wie normalisiert der Rechtsextremismus in unserer Gesellschaft mittlerweile sei. Oft ohne jegliche Sanktionen kursierten auf den Plattformen rechte Inhalte und träfen dort auf die besonders vulnerable Zielgruppe der Jugendlichen, die es eigentlich zu schützen gelte.
    Diese Nachricht wurde am 22.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.