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Mehrheit für München

Der Bundestag hat zum Abschluss der Legislaturperiode über die Bedeutung des Sports debattiert und dabei auch eine Entschließung zur Olympiabewerbung Münchens für die Winterspiele 2018 verabschiedet. In dem Beschluss wird die Bundesregierung aufgefordert, "die Olympiabewerbung weiterhin zu fördern und zu unterstützen".

Von Jens Weinreich | 02.07.2009
    In dem von CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Papier heißt es, eine staatliche Förderung der Olympiabewerbung Münchens sei "verantwortbar". Über die Höhe dieser Förderung aus Steuermitteln wurde nicht debattiert. Es wurden überhaupt keine Zahlen genannt. Juristisch betrachtet ist das Papier nur ein unverbindlicher Appell. Doch die Bewerber GmbH, in der der DOSB mit 51 Prozent Hauptgesellschafter ist, wertete die Debatte und das Papier als "Schulterschluss von Sport und Politik". DOSB-Präsident Thomas Bach (FDP) sprach einmal mehr von einer "nationalen Aufgabe".

    An der Grundsatzdebatte Sport beteiligten sich inklusive des für Sport zuständigen Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble (CDU) elf Abgeordnete. Nicht alle gingen auf das Thema Olympiabewerbung ein. Peter Rauen (CDU) sagte, es sei fast eine Selbstverständlichkeit,

    "dass dieses Parlament über alle Parteigrenzen hinweg die Bewerbung Münchens für die Olympiade und die Winterspiele im Jahr 2018 voll und ganz und mit all seinen Möglichkeiten unterstützt, um diese Spiele nach Deutschland zu holen"."

    FDP-Sportsprecher Detlef Parr sagte:

    ""Die Konkurrenz, insbesondere die koreanische mit Pyeongchang als Bewerber, schläft nicht. Deshalb müssen wir unsere Bewerbung zu einer nationalen Sache machen und frühzeitig um breite Zustimmung werben. Die FDP stimmt dem diesbezüglichen Antrag zu. Detailfragen müssen wir im Laufe des Verfahrens klären. Wenn wir jetzt Bedenken hochstilisieren, brauchen wir uns gar nicht auf den Weg zu machen, liebe Kolleginnen und Kollegen."

    Wie tags zuvor im Sportausschuss war es auch diesmal Grünen-Sportsprecher Winfried Hermann, der als einziger Parlamentarier sachgerechte Einwände vorbrachte. Er kritisierte den Beschluss als "pauschale Unterstützungserklärung" und "Blankoscheck für die Bewerbung". Es sei verantwortungslos, "bedingungslos Geld rauszuschmeißen". Grundsätzlich stünden die Grünen Olympischen Spielen aufgeschlossen gegenüber, jedoch seien Voraussetzungen zu erfüllen, wie etwa eine klimaneutrale Organisation. Das Umweltkonzept der Bewerbung hatten die bayerischen Grünen kürzlich als gescheitert bezeichnet.

    "Die Finanzierung muss transparent sein. Und es kann nicht sein, dass internationale Sportorganisationen wie das IOC einen Haufen Geld einkassieren und am Ende die Kommunen und das Land zahlen. Auch hier müssen wir genau darauf achten: Wohin fließen die Mittel und woher kommen sie. Und hier ist Transparenz angesagt. Auch hier ist noch nicht alles klargestellt. Deswegen sagen wir: Das muss alles geklärt werden. Und dann werden wir entscheiden, ob wir dem zustimmen oder nicht."

    Ein Finanzkonzept liegt noch nicht vor. Derzeit werkeln die Bewerber mit Hochdruck an der strittigen Frage der Sportstättenverteilung. Nach Auskunft von Bernhard Schwank, einem der beiden GmbH-Geschäftsführer, werde man im Herbst verstärkt am Finanzierungskonzept und damit den beiden beim IOC einzureichenden Etats arbeiten, dem reinen Organisationsetat für das zweiwöchige Sportfest und dem Infrastrukturetat.

    Mit den Stimmen von Koalition und FDP wurde die Olympia-Entschließung angenommen. Grüne und Linke enthielten sich. Dagegen wurde der in den vergangenen Wochen vieldiskutierte Antrag der Grünen, die Dopingvergangenheit in Ost- und Westdeutschland inklusive der Verwendung von Steuermitteln für Dopingtrainer und Dopingärzte aufzuarbeiten, wie angekündigt abgelehnt.