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"Mehrweg ist Klimaschutz"

Die Pfandpflicht auf Getränkeverpackungen war eigentlich eingeführt worden, um das Mehrwegsystem zu stärken. Doch diese Rechnung ist nicht aufgegangen. Die Mehrwegquote bei Getränkeverpackungen geht nach Erhebungen der Gesellschaft für Konsumforschung ständig zurück - bis auf den Bierbereich. Wie lässt sich verlorenes Terrain zurückgewinnen? Mit dieser Frage haben sich heute in Berlin Vertreter von Brauereien und des Getränkehandels sowie Umwelt- und Verbraucherverbände beschäftigt.

Von Verena Kemna |
    Die Deutsche Umwelthilfe präsentiert heute eine Aktion mit der Botschaft "Mehrweg ist Klimaschutz". Beteiligt sind Brauereien, Getränkegroßhandel und Mineralbrunnen, präsentiert wird ein Poster, das in über 5000 Betrieben für die ökologisch sinnvolle Mehrwegverpackung werben soll. Bereits eine ähnliche Kampagne im vergangenen Jahr sei ein Erfolg gewesen, so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. Er hofft auf breite Resonanz und appelliert an die Verantwortung jedes einzelnen Verbrauchers. Die Bedeutung von Mehrwegsystemen für den Klimaschutz sei nach neuesten Studienergebnissen eindeutig, vor allem bei nicht alkoholischen Getränken. Die Auswirkungen auf das Klima wären verheerend, würde das Mehrwegsystem zusammenbrechen:

    "1,1 Millionen Tonnen CO2 würden pro Jahr mehr emittiert, wenn man komplett auf Einweg umsteigen würde, wenn also das Mehrwegsystem zusammen bräche. Das ist mehr als das gesamte Gebäudesanierungsprogramm der Bundesregierung erbringt, das ist knapp eine Million Tonnen CO2 und dafür gibt die Bundesregierung mehrere Milliarden Euro aus. "

    Die Verpackungsverordnung sieht eine Mehrwegquote von 80 Prozent vor, doch die reale Quote liegt bei lediglich 50 Prozent. So beliefern Getränkekonzerne und Großunternehmen Discounter mit Getränken in PET - Einwegflaschen. Der Verbraucher wird in die Irre geleitet. So glauben die meisten, dass die Einwegflasche aus dem Discounter mit 25 Cent Pfand wieder verwendet wird. Doch die Realität sieht anders aus. Die Flaschen werden gesammelt und geschreddert. So würden Verbraucher, die PET-Einwegflaschen kaufen, das Klima mit fast doppelt so hohen CO zwei Emissionen belasten wie Verbraucher, die etwa Mineralwasser in einer Glas-Mehrwegflasche kaufen. Jürgen Resch nennt als positives Beispiel, den Verkauf von Bier in Mehrwegflaschen.

    "Wir haben den Effekt, dass bei Bier das Einwegpfand ganz gut funktioniert, da sind die Flaschen klein. Da haben wir eine Mehrwegquote von knapp 90 Prozent. Allerdings haben wir festgestellt, dass bei den alkoholfreien Getränken der Schutz viel zu niedrig ist. Das heißt, dort ist gerade die Mehrwegquote im freien Fall. Da reicht das Pfand alleine nicht aus und hier fordern wir vom Gesetzgeber die zusätzliche Erhebung einer Klimaschutzabgabe. "

    Nach einer aktuellen Studie wird der Pro-Kopf Verbrauch alkoholhaltiger Getränke in den nächsten sieben Jahren um ungefähr dreißig Prozent sinken. Der Verbrauch nicht alkoholischer Getränke dagegen soll im selben Umfang steigen. Auch der Marktanteil der Discounter bei Saft und Mineralwasser soll steigen. Um etwa 60 Prozent. Jürgen Resch Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umweltquote fordert eine Klimaschutzabgabe.

    "Eine solche Abgabe auf klimaschädliche Plastikeinwegverpackungen oder Einwegdosen würde eben den Anreiz zum Kauf von Getränken in Mehrweg stärken und der Staat muss halt eingreifen und versuchen Fehlentwicklungen im Markt zu korrigieren. Wir driften gerade auf eine 50 Prozent Quote zu, das heißt Handlungsbedarf ist gegeben und die einzige Maßnahme ist, die Kombination des erfolgreichen Pfandes mit einer zusätzlichen Abgabe. Damit geht die Mehrwegquote wieder nach oben. "

    In anderen Europäischen Ländern werde diese Kombination bereits erfolgreich praktiziert.

    "Es gibt mehrere europäische Staaten, die auch diese Kombination von Pfand und Abgabe gewählt haben und durch die Höhe der Abgabe kann man dann ganz genau steuern welchen Mehrweganteil an Getränken man erreichen möchte. "