Hartwig Tegeler: Marcus H. Rosenmüller, wenn man den "Sommer der Gaukler" sieht, dann merkt man auf einmal, schon in dem frühen Film "Wer früher stirbt, ist länger tot" ist eine tierische Begeisterung fürs Theater da.
Marcus H. Rosenmüller: Absolut. Also, ich bin ein großer Fan vom Theater, gehe auch glaube ich öfter ins Theater als ins Kino. Gehe aber auch gerne ins Kino.
Tegeler: Was ist denn so faszinierend für Sie am Theater, wenn Sie das mit dem Film, dem Kino, vergleichen? Es ist ja eine ganz andere Ästhetik, aber vor allem ist es ja noch eine ganz andere Art von Fantasieentwurf. Weil, das Kino buchstabiert die Fantasie ja eher aus.
Rosenmüller: Ja, das ist, was ich versuche, dass ich nicht alles ... also, das waren mehrere Fragen ... aber, dass ich auch im Film versuche, nicht alles zu servieren. Und ich glaube, das ist das Tolle am Theater, dass es mehr fordert. Du musst noch aufmerksamer sein und der Geschichte folgen, und es ist ... Man muss noch stärker decodieren.
Tegeler: Aber jetzt kommt ja noch die Steigerung der Anstrengung, nämlich das Theater, die Theaterwelt, die Faszination des Theaters in den Film, ins Kino zu bringen. "Sommer der Gaukler" ist so ein Film. Da geht es ... 1780, lang ist´s her ... aber es geht um das Theater im Film.
Rosenmüller: Es war eine tolle Verquickung. Leben, Theater, Realität, Fiktion. Und das andere war dieser lustvolle Charakter Schikaneder. Ein Theatermacher, der das Libretto für die "Zauberflöte" ja geschrieben hat; dafür ist er bekannt. Aber dass der ein so immens produktiver Mensch war und, obwohl er so verrissen wurde von der Kritik, immer weiter gemacht hat, immer noch pompöser wurde, das hat mich doch schwer beeindruckt.
Tegeler: Im "Sommer der Gaukler" spielt Amadeus mit. Ich sage bewusst Amadeus, weil, ich hätte auch sagen können ... gibt es eine Figur, die heißt Wolfgang Amadeus Mozart und trotzdem sieht er natürlich so aus wie Tom Hulce aus Milos Formans "Amadeus" aus. Ist das eine Beleidigung, wenn ich das so sage, für Sie? Oder ist das eher so ... na ja, da erkennt einer, was ich eigentlich auch beabsichtigte.
Rosenmüller: Also, Beleidigung ist es nicht, sondern, wir haben es ja beabsichtigt. Also, es ist so eindeutig, dass man es ruhig sagen darf. Und es ist auch eine Verneigung vor diesem großartigen Film "Amadeus". Und das muss man mal so machen, dass es nicht peinlich wird, wie bei unserem Florian Teichmeister, der den Mozart interpretiert, dass man es noch mal so macht und trotzdem eine Gaudi dran hat.
Tegeler: Sie haben eben "Gaudi" gesagt. Also dieser Terminus technicus aus dem Bayerischen. Was umfasst der eigentlich, wenn Sie "Gaudi" sagen?
Rosenmüller: Ein Spektakel. Das ist die Lust, das zu machen, was man möchte. Und tatsächlich auch gepaart mit dieser optimistischen Weltsicht. Das ist, glaube ich, ganz wichtig. Dann auch das Verspielte. Wir haben eben versucht, in verschiedenen Ebenen humorvoll zu sein, unterhaltend zu sein, dazu aber immer noch einen ernsten Teppich. An diesem Gebilde, da hatten wir einfach einen Riesenspaß. Das nenne ich "Gaudi".
Tegeler: Marcus H. Rosenmüller, das Bayerische lässt Sie nicht los - von Ihrem ersten großen Film an. Warum lässt Sie das Bayerische nicht, so Sie doch in diesem Film "Sommer der Gaukler" auch gleichzeitig auch über das Regionale hinausgehend über das Weltentheater reden. Was ist das, was Sie immer wieder daran fasziniert?
Rosenmüller: Das ist gar nicht unbedingt das Bayerische, sondern das ist der Dialekt. Weil, ich finde, das gibt dem Authentizität. Und es ist ja so, hier jetzt beim Schikaneder, dass die Theaterleute eher eine Art Theatersprache sprechen, gut verständlich sind, und in dem Bergarbeiterdorf, wo sie hängen bleiben an der bayerisch-österreichischen Grenze, die Bergarbeiter, die sprechen halt ihre Sprache. Aber es ist immer geschichtenabhängig. Ich würde, wenn ich jetzt hier in Hamburg drehen würde, würde ich die halt im Hamburger Dialekt sprechen lassen.
Tegeler: Dieser Heimatfilm, den es ja inzwischen gibt in deutschen Filmlanden, und der nichts mehr von dem, ja, auch etwas ekelhaften Heimatfilm der 50er-Jahre, wo die Welt nur heil und schön ist, aber was bedeutet für Sie denn dieser Heimatfilm? Sie sagten eben, dass es einmal die Sprache ist, die einen ganz bestimmten Ausdruck hat.
Rosenmüller: Die Heimat spielt mit, weil ich die da immer reinsetzte. Aber mein erstes Anliegen ist die Geschichte. Ist es ein erzählenswertes Thema? Ist irgendeine Philosophie oder irgendein Knackpunkt drin? Irgendeine Problematik, wo ich sage, die finde ich erzählenswert? Das ist das Ausschlaggebende. Und dann kommen halt so Sachen dazu wie Dialekt und wie die Region. Berge! Und schon langt das für die meisten, dass es zu einem Heimatfilm wird. Die viel wichtigere Heimat, die ein Regisseur in seine Filme stecken sollte, ist ... seine Wurzeln. Und mit den Wurzeln meine ich jetzt nicht unbedingt, wo er herkommt, sondern seine philosophischen, seine Ansichten. Was er erzählen möchte, und was mit ihm - ich muss ja nicht von anderen Regisseuren, sondern von mir erzählen. Ich möchte, dass jeder Film was von mir auch erzählt. Dass ich da drin stecke, dass man sagen kann, das ist ein Rosenmüller-Film, das ist seine Ansicht, das ist seine Weltsicht.
Tegeler: Was steckt denn von Ihnen drin im "Sommer der Gaukler"?
Rosenmüller: Ja, absolut das Wollen, dem Schikaneder ähnlich zu sein, der für seine Weltsicht kämpft. Man darf auf das Recht beharren, dass die eigene Weltsicht auch eine Wahrheit ist. Es gibt zwei Sachen in dem Film. Es gibt zum einen, dass er ganz klar zeigt, aha, das Leben, da ist ganz viel Theaterspiel dabei. Und das merke ich bei mir selber auch: Wie oft spiele ich eigentlich nur noch eine Rolle, was würde ich denn selber gerne machen? Was wäre eigentlich mein Weg? Aber warum zwingt mich die Gesellschaft oder die Religion oder ... eine bestimmte Rolle zu spielen. Ja. Jetzt kommt das Andere dazu, dass die Bühne oder das, was ich mache, dieses Theaterspiel, dass das aber in Wirklichkeit auch mein Leben ist. Und die Art und Weise, was ich in mein Tun rein stecke, dass ich das ernst nehme, ist eine wahnsinnige Befriedigung, glaube ich.
Tegeler: Für "Sommer der Gaukler" haben Sie sich, um es mal norddeutsch zu sagen, einen Dreck drum gekümmert, wo die Genregrenzen sind. Es ist vielleicht eine Burleske, mal ist es sehr traurig, mal ist es abgefahren, mal ist es abgedreht, also: Genregrenzen interessieren Sie nicht?
Rosenmüller: Nee, noch dazu geht es im "Sommer der Gaukler" um eine Sache: um die Lust. Um die Lust am Essen, um die Lust zu lieben, um die Lust zu leben. Um alle schönen Sachen, in die man reinbeißen kann, da gehört natürlich - finde ich - die barocke Erzählart dazu, und dass man sich eben nicht immer sagt, was soll man machen, sondern, auf was hat man Lust. Auch als Filmemacher. Und auch als Team. Und wenn wir dann wollen, dass da plötzlich ein Blues gesungen wird, dann singen wir einen Blues 1780.
Tegeler: Marcus H. Rosenmüller, von den acht Kinofilmen seit 2006, haben Sie zwei selber geschrieben ... in dieser Filmografie, auf der ich jetzt so ein bisschen rumhacke, gibt es zwei Jahre, wo Sie zwei Filme gemacht haben, in eben einem Jahr. Wie kriegt man das hin?
Rosenmüller: Das kriegt man mit einer Verzahnung hin. Also, ich habe gute Leute. Also, mein Cutter, der kann sehr viel selbstständig arbeiten, ich bin da nicht so viel im Schneideraum. Und kann da schon wieder Motive schauen. Kann schon wieder mit einem Autor arbeiten. Ich habe teilweise so wie Schikaneder, "Sommer der Gaukler", das Drehbuch habe ich vor vier Jahren bekommen. Wenn ich mal an "Orange" gearbeitet habe, dann kann ich mal drei Stunden abschalten von "Orange" und mache was für "Sommer der Gaukler" und schaue mir da Kostüme von meinem Kostümbildner an. Das ist diese Verzahnung, und dass ich kein Empfinden habe, dass das Arbeit ist, sondern dass mich das interessiert. Ich habe ganz viel woanders gearbeitet, an einem Bau oder als Hausmeister gearbeitet oder in der Küche beim Abspülen, und ich habe da schon immer geschaut, dass ich nach acht Stunden mich schleiche. Also, ich bin kein Workaholic, sondern, es muss mir schon Spaß machen, dass ich schon soviel damit ... dass ich damit so viel Zeit verbringe.
Tegeler: Sie haben in einem anderen Interview die wunderschöne Zeile von Ringelnatz zitiert und haben gesagt, also zitierend gesagt: "Komm sage mir, was du für Sorgen hast, reich willst du werden, warum bist du´s nicht." Das sind die letzten vier Zeilen aus einem Gedicht vom Ringelnatz. Marcus H. Rosenmüller, sind Sie reich gemäß dieser Ringelnatzzeile?
Rosenmüller: Manchmal denke ich mir, ach, wäre es nicht besser, irgendwo angestellt und dafür ein bisserl ruhiger zu sein. Aber den wichtigen Reichtum, den habe ich zurzeit, das kann ich sagen.
Das vollständige Gespräch mit Marcus H. Rosenmüller können Sie mindestens bis zum 19. Mai 2012 in unserem Audio-on-Demand-Player hören.
Marcus H. Rosenmüller: Absolut. Also, ich bin ein großer Fan vom Theater, gehe auch glaube ich öfter ins Theater als ins Kino. Gehe aber auch gerne ins Kino.
Tegeler: Was ist denn so faszinierend für Sie am Theater, wenn Sie das mit dem Film, dem Kino, vergleichen? Es ist ja eine ganz andere Ästhetik, aber vor allem ist es ja noch eine ganz andere Art von Fantasieentwurf. Weil, das Kino buchstabiert die Fantasie ja eher aus.
Rosenmüller: Ja, das ist, was ich versuche, dass ich nicht alles ... also, das waren mehrere Fragen ... aber, dass ich auch im Film versuche, nicht alles zu servieren. Und ich glaube, das ist das Tolle am Theater, dass es mehr fordert. Du musst noch aufmerksamer sein und der Geschichte folgen, und es ist ... Man muss noch stärker decodieren.
Tegeler: Aber jetzt kommt ja noch die Steigerung der Anstrengung, nämlich das Theater, die Theaterwelt, die Faszination des Theaters in den Film, ins Kino zu bringen. "Sommer der Gaukler" ist so ein Film. Da geht es ... 1780, lang ist´s her ... aber es geht um das Theater im Film.
Rosenmüller: Es war eine tolle Verquickung. Leben, Theater, Realität, Fiktion. Und das andere war dieser lustvolle Charakter Schikaneder. Ein Theatermacher, der das Libretto für die "Zauberflöte" ja geschrieben hat; dafür ist er bekannt. Aber dass der ein so immens produktiver Mensch war und, obwohl er so verrissen wurde von der Kritik, immer weiter gemacht hat, immer noch pompöser wurde, das hat mich doch schwer beeindruckt.
Tegeler: Im "Sommer der Gaukler" spielt Amadeus mit. Ich sage bewusst Amadeus, weil, ich hätte auch sagen können ... gibt es eine Figur, die heißt Wolfgang Amadeus Mozart und trotzdem sieht er natürlich so aus wie Tom Hulce aus Milos Formans "Amadeus" aus. Ist das eine Beleidigung, wenn ich das so sage, für Sie? Oder ist das eher so ... na ja, da erkennt einer, was ich eigentlich auch beabsichtigte.
Rosenmüller: Also, Beleidigung ist es nicht, sondern, wir haben es ja beabsichtigt. Also, es ist so eindeutig, dass man es ruhig sagen darf. Und es ist auch eine Verneigung vor diesem großartigen Film "Amadeus". Und das muss man mal so machen, dass es nicht peinlich wird, wie bei unserem Florian Teichmeister, der den Mozart interpretiert, dass man es noch mal so macht und trotzdem eine Gaudi dran hat.
Tegeler: Sie haben eben "Gaudi" gesagt. Also dieser Terminus technicus aus dem Bayerischen. Was umfasst der eigentlich, wenn Sie "Gaudi" sagen?
Rosenmüller: Ein Spektakel. Das ist die Lust, das zu machen, was man möchte. Und tatsächlich auch gepaart mit dieser optimistischen Weltsicht. Das ist, glaube ich, ganz wichtig. Dann auch das Verspielte. Wir haben eben versucht, in verschiedenen Ebenen humorvoll zu sein, unterhaltend zu sein, dazu aber immer noch einen ernsten Teppich. An diesem Gebilde, da hatten wir einfach einen Riesenspaß. Das nenne ich "Gaudi".
Tegeler: Marcus H. Rosenmüller, das Bayerische lässt Sie nicht los - von Ihrem ersten großen Film an. Warum lässt Sie das Bayerische nicht, so Sie doch in diesem Film "Sommer der Gaukler" auch gleichzeitig auch über das Regionale hinausgehend über das Weltentheater reden. Was ist das, was Sie immer wieder daran fasziniert?
Rosenmüller: Das ist gar nicht unbedingt das Bayerische, sondern das ist der Dialekt. Weil, ich finde, das gibt dem Authentizität. Und es ist ja so, hier jetzt beim Schikaneder, dass die Theaterleute eher eine Art Theatersprache sprechen, gut verständlich sind, und in dem Bergarbeiterdorf, wo sie hängen bleiben an der bayerisch-österreichischen Grenze, die Bergarbeiter, die sprechen halt ihre Sprache. Aber es ist immer geschichtenabhängig. Ich würde, wenn ich jetzt hier in Hamburg drehen würde, würde ich die halt im Hamburger Dialekt sprechen lassen.
Tegeler: Dieser Heimatfilm, den es ja inzwischen gibt in deutschen Filmlanden, und der nichts mehr von dem, ja, auch etwas ekelhaften Heimatfilm der 50er-Jahre, wo die Welt nur heil und schön ist, aber was bedeutet für Sie denn dieser Heimatfilm? Sie sagten eben, dass es einmal die Sprache ist, die einen ganz bestimmten Ausdruck hat.
Rosenmüller: Die Heimat spielt mit, weil ich die da immer reinsetzte. Aber mein erstes Anliegen ist die Geschichte. Ist es ein erzählenswertes Thema? Ist irgendeine Philosophie oder irgendein Knackpunkt drin? Irgendeine Problematik, wo ich sage, die finde ich erzählenswert? Das ist das Ausschlaggebende. Und dann kommen halt so Sachen dazu wie Dialekt und wie die Region. Berge! Und schon langt das für die meisten, dass es zu einem Heimatfilm wird. Die viel wichtigere Heimat, die ein Regisseur in seine Filme stecken sollte, ist ... seine Wurzeln. Und mit den Wurzeln meine ich jetzt nicht unbedingt, wo er herkommt, sondern seine philosophischen, seine Ansichten. Was er erzählen möchte, und was mit ihm - ich muss ja nicht von anderen Regisseuren, sondern von mir erzählen. Ich möchte, dass jeder Film was von mir auch erzählt. Dass ich da drin stecke, dass man sagen kann, das ist ein Rosenmüller-Film, das ist seine Ansicht, das ist seine Weltsicht.
Tegeler: Was steckt denn von Ihnen drin im "Sommer der Gaukler"?
Rosenmüller: Ja, absolut das Wollen, dem Schikaneder ähnlich zu sein, der für seine Weltsicht kämpft. Man darf auf das Recht beharren, dass die eigene Weltsicht auch eine Wahrheit ist. Es gibt zwei Sachen in dem Film. Es gibt zum einen, dass er ganz klar zeigt, aha, das Leben, da ist ganz viel Theaterspiel dabei. Und das merke ich bei mir selber auch: Wie oft spiele ich eigentlich nur noch eine Rolle, was würde ich denn selber gerne machen? Was wäre eigentlich mein Weg? Aber warum zwingt mich die Gesellschaft oder die Religion oder ... eine bestimmte Rolle zu spielen. Ja. Jetzt kommt das Andere dazu, dass die Bühne oder das, was ich mache, dieses Theaterspiel, dass das aber in Wirklichkeit auch mein Leben ist. Und die Art und Weise, was ich in mein Tun rein stecke, dass ich das ernst nehme, ist eine wahnsinnige Befriedigung, glaube ich.
Tegeler: Für "Sommer der Gaukler" haben Sie sich, um es mal norddeutsch zu sagen, einen Dreck drum gekümmert, wo die Genregrenzen sind. Es ist vielleicht eine Burleske, mal ist es sehr traurig, mal ist es abgefahren, mal ist es abgedreht, also: Genregrenzen interessieren Sie nicht?
Rosenmüller: Nee, noch dazu geht es im "Sommer der Gaukler" um eine Sache: um die Lust. Um die Lust am Essen, um die Lust zu lieben, um die Lust zu leben. Um alle schönen Sachen, in die man reinbeißen kann, da gehört natürlich - finde ich - die barocke Erzählart dazu, und dass man sich eben nicht immer sagt, was soll man machen, sondern, auf was hat man Lust. Auch als Filmemacher. Und auch als Team. Und wenn wir dann wollen, dass da plötzlich ein Blues gesungen wird, dann singen wir einen Blues 1780.
Tegeler: Marcus H. Rosenmüller, von den acht Kinofilmen seit 2006, haben Sie zwei selber geschrieben ... in dieser Filmografie, auf der ich jetzt so ein bisschen rumhacke, gibt es zwei Jahre, wo Sie zwei Filme gemacht haben, in eben einem Jahr. Wie kriegt man das hin?
Rosenmüller: Das kriegt man mit einer Verzahnung hin. Also, ich habe gute Leute. Also, mein Cutter, der kann sehr viel selbstständig arbeiten, ich bin da nicht so viel im Schneideraum. Und kann da schon wieder Motive schauen. Kann schon wieder mit einem Autor arbeiten. Ich habe teilweise so wie Schikaneder, "Sommer der Gaukler", das Drehbuch habe ich vor vier Jahren bekommen. Wenn ich mal an "Orange" gearbeitet habe, dann kann ich mal drei Stunden abschalten von "Orange" und mache was für "Sommer der Gaukler" und schaue mir da Kostüme von meinem Kostümbildner an. Das ist diese Verzahnung, und dass ich kein Empfinden habe, dass das Arbeit ist, sondern dass mich das interessiert. Ich habe ganz viel woanders gearbeitet, an einem Bau oder als Hausmeister gearbeitet oder in der Küche beim Abspülen, und ich habe da schon immer geschaut, dass ich nach acht Stunden mich schleiche. Also, ich bin kein Workaholic, sondern, es muss mir schon Spaß machen, dass ich schon soviel damit ... dass ich damit so viel Zeit verbringe.
Tegeler: Sie haben in einem anderen Interview die wunderschöne Zeile von Ringelnatz zitiert und haben gesagt, also zitierend gesagt: "Komm sage mir, was du für Sorgen hast, reich willst du werden, warum bist du´s nicht." Das sind die letzten vier Zeilen aus einem Gedicht vom Ringelnatz. Marcus H. Rosenmüller, sind Sie reich gemäß dieser Ringelnatzzeile?
Rosenmüller: Manchmal denke ich mir, ach, wäre es nicht besser, irgendwo angestellt und dafür ein bisserl ruhiger zu sein. Aber den wichtigen Reichtum, den habe ich zurzeit, das kann ich sagen.
Das vollständige Gespräch mit Marcus H. Rosenmüller können Sie mindestens bis zum 19. Mai 2012 in unserem Audio-on-Demand-Player hören.