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Mein Klassiker
Ein Zimmer wie im Film

Der Klassiker des Kabarettisten Stefan Waghubinger ist nicht etwa ein Musikstück, ein Film oder ein Buch: Nein, es ist ein einfaches Hotelzimmer in Duisburg, in dem seltsame Dinge vor sich gingen.

Von Luigi Lauer |
    Der Komiker Stefan Waghubinger steht am Donnerstag (13.10.2011) beim traditionellen Eröffnungsabend «Köln lacht!» des Köln Comedy-Festivals in Köln auf der Bühne.
    Der Kabarettist Stefan Waghubinger (picture-alliance / dpa / Henning Kaiser)
    Mein Name ist Stefan Waghubinger, ich bin Kabarettist, und mein Klassiker ist ein Hotelzimmer in Duisburg.
    Das war so ein Wettbewerb, das Schwarze Schaf hieß das, und da war gerade auch Messe in der Stadt. Deswegen waren die großen Hotels alle ausgebucht, und die Veranstalterin hat dann irgendwelche kleinen Hotels für uns, was noch übrig war, gebucht.
    Ich habe es erst gar nicht gefunden. Dann habe ich gesehen, ich muss durch eine Pizzeria reingehen, in der Küche nach dem Hotel fragen. Das waren dann einfach so drei Zimmer oberhalb der Pizzeria. Und in Duisburg gab es ja mal die Pizzeria-Morde in der Nähe vom Bahnhof und so...
    Ich mache die Tür auf, so eine schwere Eisentür, komplett dunkler Flur, und ich habe den Lichtschalter gesucht, und am Ende des Flures waren dann zwei Zimmer. Das rechte, die Tür war weggetreten, aber sie war schon wieder da, aber sie war völlig zersplittert, da wo das Schloss war, und mit Kripo-Band völlig kreuz und quer abgeklebt. Und geradeaus war mein Zimmer. Und das war aber auch offensichtlich mal eingetreten worden.
    Und dann waren im Zimmer überall langstielige rote Rosen verteilt, kreuz und quer, im Bad, auf dem Stuhl, auf dem Tisch, und da denke ich dann schon, ist das jetzt eine Botschaft? Für jemand anderes natürlich, dem man mitteilen wollte: Wir kommen dich besuchen! Oder irgend so was.
    Das mit den Blumen hat sich dann aufgeklärt, weil die Veranstalterin gesagt hat, weil sie nur solche kleinen Hotelzimmer gefunden hat, sie sollen wenigstens Blumen auf den Zimmern verteilen.
    Drei Uhr morgens irgendwann kam ich dann ins Hotel zurück, mit einem riesigen schwarzen Schaf, das ich da gewonnen hatte, aus Kunststoff, aber so groß wie ein echtes Schaf. Da habe ich mich dann sofort ins Bett gelegt, bin sofort wieder aufgesprungen: Eine Matratze, wie wenn man rein die Metallbettfedern und ein dünnes Tuch drüber zieht.
    Morgens dann habe ich telefoniert, und da war so ein dreitüriger Kleiderschrank im Zimmer. Und lehn mich ganz leicht an den Kleiderschrank an die Seite dran und der hat sofort nachgegeben. Und ich habe einfach weitertelefoniert und bin auf die andere Seite vom Schrank, habe dem einen Schubs gegeben, damit er wieder gerade steht. Durch diesen Schubs sind aber so die Türen rausgefallen. Hab Telefon weggelegt, hab versucht, diese Türen wieder zurück zu drücken, in dem Moment machts einen riesen Schnalzer, das ganze Ding ist runtergekracht, die ganzen Zwischenböden sind runtergekracht. Da hat sich der ganze Schrank zur Seite gelegt und ist wirklich flach dagelegen wie wenn man vom Ikea den gerade so aus der Pappe rausgeschält hat. So lag der da.
    Dann dachte ich mir: Das gibt jetzt wahrscheinlich Ärger. Die werden sagen, ich habe da randaliert und das Hotelzimmer verwüstet, und da dachte ich mir: Es hilft ja nichts. Jetzt packe ich erst mal meine Sachen, damit ich dann, wenns dann richtig Stress gibt, wenigstens schon abfahrbereit bin. Dann bin ich runtergegangen, wieder in die Pizzeria, in die Küche, hab den Schlüssel abgegeben und hab gesagt: Der Kleiderschrank ist zusammengekracht. Aber es war nicht meine Schuld. Daraufhin hat der gesagt: Jaja, das kennen wir. Das ist mein Klassiker.