Donnerstag, 25. April 2024

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Mein Klassiker
Eveline Hall: "Wir können nichts auf morgen verschieben"

Eveline Hall hat in ihrem Leben schon so ziemlich alles gemacht: Sie war Balletttänzerin, Show-Girl in Las Vegas, Schauspielerin, Model der Silver-Ager-Generation, und mit inzwischen fast 70 Jahren hat sie ihr Debütalbum "Just a Name" herausgebracht. Ihr persönlicher Klassiker ist ein Filmzitat aus "Vom Winde verweht".

Aufgezeichnet von Änne Seidel | 20.10.2015
    Die 69-jährige Sängerin und Ex-Model Eveline Hall
    Die 69-jährige Sängerin und Ex-Model Eveline Hall (Deutschlandradio / Oranus Mahmoodi)
    Ich bin Eveline Hall. Mein Klassiker ist in "Vom Winde verweht" der Satz: "Verschieben wir's doch auf morgen." Weil dieses Wort - "verschieben wir's doch auf morgen" - so verkehrt ist. Wir können nichts auf morgen verschieben. Wir müssen es gleich machen.
    "Was hast du vor? - Ich verlasse dich, mein Kind. Dann brauchst du nur noch die Scheidung und deine Träume von Ashley können sich erfüllen."
    Es sind zwei Menschen, die zueinander gehören, und nicht zueinander kommen.
    "Nein, nein. Du irrst dich, du irrst dich gründlich. Ich will gar keine Scheidung. Oh Rhett, ich liebe dich!"
    Und dann, am Schluss, erkennt sie das.
    "Wenn du fortgehst, was soll ich dann anfangen? - Offen gesagt, ist mir das gleichgültig."
    Und dann will er nicht mehr.
    "Ich muss einen Weg finden zu ihm."
    Und dann sagt sie trotzdem noch mal:
    "Ich kann jetzt nicht darüber nachdenken. Ich werde wahnsinnig, wenn ich's tue. Verschieben wir's doch auf morgen."
    Ein Mensch, der nicht gesehen hat, wo Qualität ist, im Menschen! Das ist ein Menschenkind, das so eitel war. Diese Eitelkeit hat ihr das Genick gebrochen.
    "Wofür lebe ich denn noch?"
    Ich liebe den Film so. Das hat was mit den Kostümen zu tun, die ich als Schauspielerin mehrere Male tragen konnte. Das hat was mit dieser ungeheuren Musik zu tun, mit diesem Land, in dem ich gelebt habe, dieses noch Weitere, alles das, was dieses Land für mich so ausgemacht hat. Und dann kommt plötzlich dieser Satz, der gar nichts mit mir zu tun hat. Also das ist ja so dagegen und widersprüchlich. Verschieben wir's auf morgen. Und das hätte ich nie in meinem Leben gesagt.
    Mein Vater hat immer zu mir gesagt: Fall! Steh wieder auf! Fang noch mal von vorne an! Mache alles, was du willst! Du kannst alles verkehrt machen. Nur sag' niemals, wenn du es nicht gemacht hast: Hätte ich mal, hätte ich mal, hätte ich mal. Das kriegst du nie wieder rein.
    Das hat eine richtige Geschichte für mein Leben. Das ist für mich auch so klar, dass man viel zu wenig erkennt, was eigentlich das Gute und das Richtige für dich ist.
    "Ach Rhett, hör mich doch an, ich hab dich doch seit Jahren lieb. Aber ich war dumm und habe es nicht gewusst."
    Das ist ganz furchtbar, das kann man nicht mehr reinholen!
    "Ich werde einen Weg zu ihm finden, aber nicht heute, verschieben wir's auf morgen."
    Weil es eben so ein prägnanter Satz war, habe ich ihn einfach für mich als meinen klassischen Satz im umgedrehten Fall gesehen.