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Mein Klassiker
"Musik ist Sex und Electronic"

Die Texte der Band DAF - Deutsch-Amerikanische Freundschaft - waren provokativ, oft sexuell aufgeladen, die Musik elektronisch. Das kam nicht von ungefähr – wie uns DAF-Sänger Gabriel Delgado erzählt. Für ihn muss Musik wie "I feel Love" von Donna Summer sein: nämlich Sex und Elektronik.

Von Christoph Reimann | 15.09.2015
    Gabi Delgado-Lopez von DAF
    Gabi Delgado-Lopez von DAF (imago/Future Image)
    "Hallo, ich bin Gabriel Delgado, und ich habe einen Klassiker, und das ist Musik. Und das ist Donna Summer, "I feel love". Als ich dieses Stück zum ersten Mal hörte, da war mir so klar, wie Musik sein muss. Nämlich Sex und Elektronik. Und sonst nichts. Da war ich 15 oder 16. Da gehe ich in eine Disko auf die Tanzfläche. Vorher lief so Funky und Tadada – und plötzlich kam dieses Stück, in dieser 12'-Version. So straight. Nur diese Sequencer, Moroder-Sequencer, und dazu eine Frau, die stöhnt quasi. Ich dachte: So muss Musik sein. Wenn ich Musik mache, will ich genau solche Musik machen: Sex und Elektronik.
    Vielleicht den Geruchssinn mal ausnehmend, ist der Hörsinn wie keine andere Sinnesfunktion in der Lage, über Töne und die damit verbundenen Bewegungen Emotionen und Gefühle auszulösen. Es gibt kaum etwas, was tiefer geht als Musik. Musik kann dich traurig machen und glücklich, kann längst vergessene Düfte hervorrufen, längst vergessene Episoden deines Lebens, verflossenen Liebschaften. Das ist erstaunlich! Ich weiß nicht genau, wie das funktioniert, aber zumindest bei mir geht Musik sehr, sehr, sehr, sehr tief.
    Warum geht Musik so tief in deine Erinnerung, aber auch in den Körper, in die Bewegung? Und warum löst die gleichen Töne, genau die gleiche Platte immer wieder andere Gefühle und Erinnerungen und Bewegungen aus? Wie funktioniert das? Vielleicht mache ich nächstes Jahr keine Platte und kümmere mich mal darum."