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"Meine Freunde staunen, dass wir Power-Point lernen"

Wer einen Zusatz-Abschluss als "Master of Business Administration" (MBA) macht, hofft auf eine gehobene Position. Aber die Chance auf mehr Verantwortung und ein höheres Verdienst gibt es nicht gratis: MBA-Studenten zahlen zum Teil fünfstellige Beträge für ihre Zusatzqualifikation. Und ohne Berufserfahrung können sie gar nicht erst anfangen.

Von Jens Rosbach |
    Der Master of Business Administration ist eine Zusatz-Qualifikation, er wird auf einen anderen Hochschulabschluss oben drauf gesattelt. Die Zielgruppe: Absolventen verschiedenster Fachrichtungen, die Manager werden wollen. Wie Carsten Stellamanns zum Beispiel, der in Berlin das Fach "European Management" belegt hat:

    Ich habe vorher Rechtswissenschaften studiert, Jura, und auch gearbeitet als Anwalt und wollte aus diesem rein juristischen Fach raus. Und in dem Fall, wenn man aus dem nicht wirtschaftswissenschaftlichen Bereich kommt, ist es einfach eine Eintrittskarte, mit der man an Positionen heran kommt, an die man ansonsten möglicherweise nicht gekommen wäre.

    Voraussetzung für diese Business-Ausbildung ist - neben dem Hochschulabschluss - auch Berufserfahrung. Professor Bernd Pfeiffer von der Fachhochschule für Wirtschaft in Berlin etwa erklärt, sein Haus nehme nur Bewerber, die bereits zuvor zwei Jahre lang gearbeitet haben:

    Wir wollen ja gerade durch den MBA-Studiengang auch die Berufserfahrung unserer Studierenden einbringen in das Geschehen im Hörsaal. Die sollen sich gegenseitig befruchten.

    Das MBA-Studium ist eine Turbo-Qualifizierung. Sie dauert als Vollstudium lediglich rund zwei Semester. Der Unterricht ist zumeist auf deutsch und englisch, häufig gehört ein Auslandsaufenthalt mit zum Programm. Viel Wert wird auf Praxisnähe gelegt, auf soziale Kompetenz und Selbstdarstellung, wie Teilnehmer erzählen:

    Wir müssen Präsentationen vorbereiten, wir müssen mit Power-Point arbeiten, wovon ich vorher nie etwas gehört hatte und alle meine ehemaligen Studienkollegen, denen ich erzähle, ich mache hier eine Power-Point-Präsentation, sind natürlich sehr begeistert.

    Im zweiten Semester gibt es dann ein Management-Planspiel, in dem dann in einem praktischen Fall in Projektgruppen gearbeitet wird und dann der Fall eines Unternehmens durchgespielt wird.

    Was ich sagen möchte, ist, dass unsere Dozenten auch parallel zum Unterricht tätig sind als Berater und bringen immer relevante Beispiele aus der Praxis, und die Beispiele sind immer frisch gebacken.


    Die Managerausbildung ist nicht - wie beim normalen Erststudium - kostenlos, sondern muss bezahlt werden. Rafaela Kunz zum Beispiel hat in ihrem frühren Job als Biotechnologin extra etwas zurück gelegt, um sich den MBA leisten zu können:

    Die reinen MBA-Kosten waren bei mir 11.000 Euro. Aber ich sag mir, das ist eine Investition, die ich in mich selbst getätigt habe und die sich im Laufe der nächsten Jahre wieder amortisieren wird.

    Die Hochschule kann die Einnahmen behalten, macht in der Regel aber keinen Gewinn damit. Alles knallhart kalkuliert, erklärt Prorektor Pfeiffer von der FHW Berlin:

    Die Hochschule steckt fast das gesamte Geld in diese Studiengänge rein. Wir haben ein MBA-Büro, wir müssen die technische Ausrüstung bezahlen, wir müssen vor allen Dingen aber auch die Dozenten bezahlen. Alles das führt dazu, dass in den meisten Fällen, das Geld, was wir einnehmen, gerade mal die Kosten deckt.

    Der Master of Business Administration kommt aus den USA. Die praxisnahe Ausbildung gilt dort er als erfolgreichste aller Qualifizierungsmaßnahmen. Seit den 90er Jahren boomen die MBA-Programme auch in Europa - sowohl in Form eines Vollzeitstudiums wie auch einer mehrjährigen berufsbegleitenden Maßnahme. Bernd Pfeiffer:

    Der Vorteil eines "part time" oder studienbegleitenden MBA-Programmes ist, dass man nicht aus dem Berufsleben ausscheiden muss. Und gerade in Zeiten wie den heutigen, wo jeder froh ist, wenn er einen festen und zukunftsträchtigen Arbeitsplatz hat, haben viele natürlich einige Hemmungen, das Berufsleben aufzugeben, um einen MBA-Studiengang zu absolvieren.

    Das MBA-Programm für "normale" Hochschulabsolventen wird auch als "Junior programme" bezeichnet. Darüber hinaus gibt es den Executive MBA - eine Qualifizierung ausschließlich für Top-Manager. Harvard und Stanford etwa bieten den Executive MBA an.

    Wir haben in Deutschland die Situation, dass wir wenige oder keine Hochschulen haben, die mit den großen und weltberühmten Anbietern der Executive MBAs konkurrieren können. Wir sind vielleicht auf dem Wege dahin, aber in Deutschland stehen die Anbieter eher am Anfang dieses Prozesses.

    Der Master of Business Administration wird gerne verwechselt mit Master-Studiengängen, die eine Fortführung einer bestimmten Bachelor-Ausbildung sind. MBA-Programme sind aber eigenständige Weiterbildungen; hier werden für eine Zulassung sämtliche Hochschulabschlüsse akzeptiert.