Donnerstag, 02. Mai 2024

Archiv

Meinungsbild von der Messe "Berufe live"
Lehrlinge händeringend gesucht

Warum sich so viele junge Menschen gegen eine Ausbildung und für das Studium entscheiden, hat viele Gründe. Auf der Berufsmesse "Berufe live" in Düsseldorf können sich Schüler über ihren zukünftigen beruflichen Werdegang informieren - hier sind zumindest etwa die Hälfte aller Besucher aufgeschlossen für die Ausbildung.

Von Meriem Benslim | 30.04.2016
    Ausbildungsmeister Karl Schomaker (r) erklärt dem Spanier Daniel Marín Carmona am Donnerstag (19.04.2012) in einer Werkshalle der Firma Hermann Paus Maschinenfabrik GmbH in Emsbüren (Landkreis Emsland) die Funktionen eines Bergfahrzeugs. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel startet das Wirtschaftsbündnis Ems-Achse eine internationale Ausbildungsinitiative.
    Ausbildung an der Maschine: Viele Firmen suchen händeringend Auszubildende. (picture alliance / dpa)
    Durch die Messehalle laufen hunderte Schüler mit bunten Rucksäcken und Taschen. Viele sind zusammen mit ihrer Klasse gekommen. Rund 100 Unternehmen werben hier um neue Auszubildende. Für die Schüler eigentlich eine große Chance, den passenden Berufseinstieg zu finden. Doch vielen reicht eine Ausbildung nicht:
    - "Ich bin David Erbschke und möchte ein Studium bevorzugen. Ich denke, ich habe ein zu gutes Zeugnis für eine Ausbildung."
    - "Auch Studium, weil ich ja das Abi mache und ich später auch viel Geld verdienen möchte in dem Job."
    - "Ich habe auch nicht wirklich Lust auf einen Ausbildungsberuf, ich würde lieber studieren, weil man meiner Meinung nach viel mehr Möglichkeiten hat, sich weiterzuentwickeln. "
    Mehr Optionen, mehr Geld als Argumente fürs Studium
    Mehr Optionen, mehr Geld – diese Gründe nennen viele Schüler. Auch die 14-jährige Hilal aus Düsseldorf möchte nach ihrem Abitur an die Uni.
    "Wenn ich eine Ausbildung habe, habe ich geringere Möglichkeiten. Wenn ich ein Studium habe, dann stehen mir bildlich gesehen alle Türen offen."
    Trotzdem möchte sie heute auch die verschiedenen Ausbildungen der Unternehmen kennenlernen. Am Stand eines Chemiekonzerns lässt sich Hilal erklären, welchen Weg sie dort nach der Schule gehen könnte:
    - "Und wie lange ist eine Ausbildung bei Ihnen?"
    - "Als technische Berufe haben wir Mechatronikerin und dann noch das duale Studium. Die Ausbildung dauert 3,5 Jahre und das duale Studium vier Jahre."
    - "Und was ist der Verdienst?"
    - "Wir sind ein Chemieunternehmen. Daher bekommen wir den Verdienst vom Chemie-Tarif. Und deswegen ist der besser als der Durchschnitt."
    Trotzdem bleibt Hilal dabei, sie möchte keine Ausbildung machen. Stattdessen steckt sie den Flyer für ein duales Studium in ihre Tasche. Natürlich gibt es auf der Messe auch Schüler, die eine handfeste Ausbildung spannend finden. Wie die 17-jährie Angelika, die schon mit einem speziellen Berufswunsch gekommen ist:
    "Ich möchte unbedingt im Beamtenbereich arbeiten. Klar, für einige Bereiche ist ein Studium erforderlich. Aber für mich ist das eine zu große Herausforderung. Ich glaube, dass ich das nicht so schaffe. Deswegen möchte ich lieber eine Ausbildung machen."
    Digitale Ausbildungsberufe begehrt
    Besonders die digitalen Ausbildungsberufe sind auf der Messe heiß begehrt. An einem bunt leuchtenden Stand wirbt eine Medienakademie für Ausbildungen in der 3D-Animation. Hier drängen sich besonders viele junge Männer um die schwarz gekleideten Berater, auch der 20-jährige Marian ist interessiert:
    "Ich tendiere zur Ausbildung. Ich würde sehr gerne ins Design gehen, das heißt Animationsdesign für Videos, Filme, Werbung, Spiele."
    Für die modernen Medienberufe scheint das Ausbildungskonzept noch gut zu funktionieren. An den klassischen Messeständen für Versicherungen, Gastronomie oder Einzelhandel herrscht dagegen zeitweise gähnende Leere. Insgesamt scheint die Meinung der Schüler auf dieser Berufsmesse allerdings recht ausgeglichen:
    "Mit den Schülern, mit denen ich gesprochen habe, war es tatsächlich 50/50."
    Sagt Katharina Schweitzer von der Schülerplattform blicksta, dem Kooperationspartner der Messe. Die eine Hälfte der Besucher möchte studieren, die andere in die Lehre gehen. Das habe damit zu tun, dass zu dieser Messe sehr viele Real- und Gesamtschulen eingeladen werden. Das sei aber nicht repräsentativ. In ihrem Berufsalltag erlebe Katharina Schweitzer, dass immer mehr Schüler Akademiker werden wollen:
    "Weil ich bei blicksta mit vielen Partnerunternehmen spreche, mit den Personalern, die den Trend bestätigen, dass die Azubi-Suche schwieriger werden und man da andere Personalmaßnahmen ergreifen muss, um die Schüler zu motivieren."