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Meinungsfreiheit in Weißrussland
"Es gibt kaum noch freie Presse"

Gesine Dornblüth hat für das Deutschlandradio über Weißrussland berichtet. Es ist schwer, für Journalisten in dem Land objektiv zu berichten. Elf Reporter wurden vergangenes Jahr in Weißrussland verhaftet. Auch Dornblüth wurde nach einer Recherche dort die Arbeitserlaubnis verweigert.

Gesine Dornblüth im Gespräch mit Matthias Friebe |
Gesine Dornblüth, ehemalige Deutschlandradio-Korrespondentin in Moskau
Die Journalistin Gesine Dornblüth hat für das Deutschlandradio aus Weißrussland berichtet. (Deutschlandradio / Bettina Fürst-Fastré )
2012 hatte die Korrespondentin versucht, eine Akkreditierung zu bekommen. Doch diese wurde abgelehnt – ohne, dass man ihr die Gründe dafür mitgeteilt hatte. "Ich kann selber nur vermuten, woran es lag." Sie sei 2011zuletzt in Weißrussland gewesen, so Dornblüth. Damals habe sie live über eine der letzten großen Protestkundgebungen für das Deutschlandradio berichtet. "Während meiner Live-Schalte wurde ich vom Geheimdienst angesprochen. Es endete mit Festnahmen vieler Beteiligter. Dann gab es noch eine Verfolgungsjagd. Ich bin mit der Organisatorin im Taxi gefahren und hinter uns fuhr ein schwarzer Wagen mit verdunkelten Scheiben hinterher." Die Journalisten vermutet, dass das die Behörden so sehr geärgert habe, dass sie daraufhin nicht mehr ins Land durfte.
Solche Geschichten habe sie häufiger gehört. Vor allen Dingen, hätten es aber einheimische Journalisten in Weißrussland schwer. "Es gab zahlreiche Festnahmen. Es gibt kaum noch freie Presse. Viele unabhängige Medien berichten aus dem Ausland. Wirklich gefährdet sind die Mitarbeiter, die diesen im Ausland befindlichen Medien zuarbeiten."
Situation der Presse ist mit deutschen Verhältnissen nicht vergleichbar
Mit Deutschland könne man die Situation in Weißrussland überhaupt nicht vergleichen. In Weißrussland und Russland müsse man sich anmelden. Wer das nicht tue und berichte, mache sich strafbar. "Es ist sehr, sehr schwierig offizielle Interviewpartner zu kriegen. Ich habe mir nicht nur Sorgen um mich, sondern vor allem um meine Gesprächspartner gemacht, zum Beispiel, wenn es Oppositionelle waren."
Mittlerweile habe sich die Stimmung aber verändert. Es gebe mehr Menschen, die sich trauen, mit westlichen Journalisten zu sprechen. Hintergrund seien die russische Annexion der Krim und die russische Aggression gegenüber den Nachbarstaaten, denn dadurch sehe sich auch Weißrussland gefährdet. "Der weißrussische Präsident, Lukaschenko, unterstützt die weißrussische Nationalität. Und deshalb gibt es eine Art Burgfrieden zwischen der Opposition und dem Präsidenten. Und darüber kann man sich auch mit Oppositionellen unterhalten."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.