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Meister der musikalischen Miniaturen

Francois Couperin war der berühmteste Vertreter einer Musikerfamilie, die in Paris über fünf Generationen die tonangebende Rolle spielte. Sein Hauptverdienst: In seinen Werken vereinigte er die zu seiner Zeit konkurrierenden Musikstile Italiens und Frankreichs. Als Hofkomponist in Versailles machte Couperin dem schwer erkrankten Sonnenkönig Ludwig XIV. dessen letzte Lebensjahre erträglicher.

Von Ulrich Eickhoff | 11.09.2008
    Über Francois Couperins Leben ist so gut wie nichts bekannt. Und wenn, dann sind es keine gesicherten Erkenntnisse über "Le Grand", "den Großen" aus der umfangreichen und einflussreichen Musikerfamilie der Couperins im Frankreich des 17. und 18. Jahrhunderts. Kaum Briefe, kaum Berichte von Zeitgenossen, so gut wie keine Selbstzeugnisse.
    Welche Stellung, welche Bewunderung er zu seiner Zeit genossen hat, belegt ein geradezu hymnisches Vorwort zu dessen Hauptwerk "Pieces de clavecin", den "Stücken für Cembalo". Einer seiner zahlreichen Schüler, Nicolas Siret, Cembalist und Organist, huldigte seinem verehrten Meister.

    "Welches außerordentlich vollendete Vorbild hätte ich mir sonst nehmen können? Mit welchem herausragenden Genie, mit welcher Erhabenheit der Harmonie, mit welcher Feinfühligkeit der Auswahl Ihrer Werke? Mit welcher brillanten Ausführung, von der man nicht überrascht ist, wenn man die Gelegenheit hatte, Ihnen zuzuhören? Ich habe Komponisten von Ihnen reden hören, sie nannten Sie ihren Beschützer, ihr Idol, wenn Ihre Bescheidenheit dies erlaubt."

    Francois Couperin wurde 1668 in Paris geboren. Die Stadt hat er bis zu seinem Tod nie verlassen. Mit 17 wurde er Organist an der Kirche Saint-Gervais in seiner Heimatstadt, eine hochangesehene Position, die die viele Mitglieder aus der Musikerfamilie inne hatten. Mit 20 heiratete er, mit 22 war er ein angesehener Kirchenkomponist, mit 24 schaute er zufrieden auf die Erfolge seiner Sonaten im italienischen Stil.

    Dann öffneten sich die königlichen Schlösser von Versailles. Mit 25 erhielt Couperin die Stelle des Organisten an der Königlichen Kapelle in Versailles als Nachfolger des Hofkomponisten Jean-Baptiste Lully, bekannt und anerkannt als Schöpfer der prunkvollen französischen Oper.

    Couperin blieb Pariser und wurde zugleich Höfling, besser: der führende Hofmusiker unter dem Sonnenkönig Ludwig dem XIV. Bei Hofe hatte Couperin viel zu tun. Er musste nicht nur für den König komponieren, Orgel und Cembalo spielen, kleine Ensembles leiten. Er musste auch unterrichten. Nicht weniger als sechs Prinzessinnen unterwies er in seiner Kunst.

    Das Cembalo, das Clavecin, war und ist bis heute "sein" Instrument. Mit dem ist er in die Musikgeschichte eingegangen - neben seinen Orgelwerken, Motetten, Orgelmessen und seinen zahlreichen Konzerten für Instrumente seiner Zeit. Folgerichtig ist sein wichtigstes pädagogisches und musiktheoretisches Werk "L’ Art de toucher le clavecin".

    Nicht weniger als 240 Stücke für Cembalo hat er in vier Bänden zusammengefasst, zu 27 Suiten, die er "Ordre" nannte und mit zum Teil lyrisch anmutenden Titeln versah. Über den Komponisten Francois Couperin konnten sich die Gelehrten nie einig werden: Die Urteile schwanken zwischen einschmeichelnd, graziös, galant und merkwürdig spröde, undurchsichtig, ohne Brillanz, aber kunstvoll und tief.

    Couperin wirkt in seinen Kompositionen wie ein Gelehrter. Er war kein Genießer, kein Barockmensch, er war ein lyrisch inspirierter Musiker und ein Meister der musikalischen Miniaturen. Sein Hauptverdienst: In seinen Werken vereinigte er die zu seiner Zeit konkurrierenden Musikstile Italiens und Frankreichs. Sein Leben lang bewunderte er die Musik Italiens und besonders Arcangelo Corelli. Francois Couperin, "Le Grand", starb am 11. September 1733 in Paris.