Das Bergdorf Tschierv im Münstertal, nahe der italienischen Grenze. Entlang der Passstraße ein paar Häuser, eine Handvoll Hotels und eine Tankstelle. Ringsherum satte grüne Wiesen, viel Wald und der Blick auf die dramatisch schöne Bergwelt Graubündens. Reisende finden hier vor allem eines – viel Ruhe. Normalerweise. Denn seit einigen Tagen steht die beschauliche Bergwelt Kopf. Der Grund: ein Bär. Nicht irgendeiner, sondern der erste, seit seine Artgenossen in der Schweiz vor mehr als 100 Jahren ausgerottet wurden:
"Es handelt sich um einen ausgewachsenen Braunbären, ein durchaus stattliches Exemplar. Wir vermuten, es sei ein junges Männchen. Es gibt aber keine konkreten Facts hierzu, sondern das ist eine Vermutung, deswegen, weil junge Männchen oftmals solche weiteren Ausflüge unternehmen, wie das jetzt hier beobachtet wurde."
Für Heinrich Haller, den Direktor des Schweizerischen Nationalparks, kam die Rückkehr des Bären nicht ganz überraschend. Das Tier war schon Wochen zuvor immer wieder bei Ausflügen im benachbarten Italien beobachtet worden. Ein Grenzübertritt in die Schweiz - letztlich nur eine Frage der Zeit. Erste Hinweise gab es dann Ende Juli: Riesige Kratzspuren an Mülleimern – zu groß, um von einheimischen Tieren zu stammen. Die Gerüchteküche begann zu brodeln, ein endgültiger Beweis aber fehlte. Den erbrachte ein deutscher Forststudent. Maik Rhenus, Praktikant im Nationalpark, war früh am Morgen eigentlich auf der Suche nach Gemsen. Im Feldstecher aber tauchte plötzlich etwas deutlich größeres auf:
"Ich habe dann zweimal hingeschaut, weil ich es ja nicht glauben konnte, dass er’s wirklich ist. Ich war dann natürlich sehr aufgeregt und nervös und ich weiß nicht, was alles zusammen. Das war vielleicht ein bissel viel für mich."
Geistesgegenwärtig schoss Rhenus durch die 60-fache Vergrößerung des Fernrohres ein Bild mit seiner Digitalkamera. Den wackeligen Bärenbeweis hat inzwischen fast jede Schweizer Zeitung abgedruckt. Die Begeisterung ist riesig. Dem Bergdorf Tschierv beschert der Bär einen wahren Touristenansturm. Mit den Besuchern aber kommen auch die Probleme. Dorfbewohner beschreiben, wie sich bei Einbruch der Dämmerung seit Tagen kleine Völkerwanderungen in Bewegung setzen. Viele scheinen zu vergessen, dass der Bär ein wildes Tier ist:
"Also, wenn sich die Leute auf Distanz aufhalten, ist er sicher keine Gefahr. Aber wenn die Leute sogar in der Nacht oder in der Dämmerung probieren, dem Bären nachzugehen, könnte das sicher gefährlich werden."
Jon Gross, der Wildhüter des Münstertales, hat nun kleine Warntafeln aufgestellt. Sie sollen den Besuchern einschärfen, dass ein in die Enge getriebener Bär im Zweifel der Überlegene ist. Respekt könnte den Leichtsinnigen auch das Bild eines blutigen Kalbes einflößen. Das Jungtier fiel dem Bären vergangenes Wochenende zum Opfer. Trotz dieses Vorfalls überwiegen im Münstertal Freude und Stolz über den seltenen Gast:
"Wenn er auch mal etwas reißt, ist es ja nicht so schlimm. Es gibt ja auch Jäger, und wir essen ja auch Fleisch, wenn wir nicht Vegetarier sind." - "Ich würde ihm ein bisschen mehr Ruhe wünschen und dass er vielleicht ein bisschen an einen anderen Ort gehen würde, wo er ein bisschen mehr Ruhe hätte." - "Welche Gemeinde in der Schweiz oder in Deutschland hat schon einen Bären? Wir sind ein sehr kleines Dorf hier, wir haben circa 180 Einwohner. Und es ist auch für uns wirklich ein großes Highlight, dass wir den ersten Bären seit 101 Jahren in der Schweiz bei uns haben."
Ob der Bär bleibt, ist ungewiss. Sein weiteres Verhalten lasse sich derzeit überhaupt nicht voraussagen, meint Nationalparkdirektor Haller:
"Kein Bärenspezialist der gesamten Welt kann jetzt sagen, was passiert. Er kann weiterziehen, ziemlich schnell. Er kann zurückgehen. Er kann auch bleiben. Alle diese Fälle sind von vergleichbaren Bären, die als Kundschafter ausgezogen sind, schon gemacht worden."
Viele im Münstertal hoffen, dass der Bär hier eine neue Heimat findet. Für seine Enkel, so der Wunsch eines älteren Dorfbewohners, solle der Schweizer Bär einmal genauso normal sein wie Gemsen und Hirsche.
"Es handelt sich um einen ausgewachsenen Braunbären, ein durchaus stattliches Exemplar. Wir vermuten, es sei ein junges Männchen. Es gibt aber keine konkreten Facts hierzu, sondern das ist eine Vermutung, deswegen, weil junge Männchen oftmals solche weiteren Ausflüge unternehmen, wie das jetzt hier beobachtet wurde."
Für Heinrich Haller, den Direktor des Schweizerischen Nationalparks, kam die Rückkehr des Bären nicht ganz überraschend. Das Tier war schon Wochen zuvor immer wieder bei Ausflügen im benachbarten Italien beobachtet worden. Ein Grenzübertritt in die Schweiz - letztlich nur eine Frage der Zeit. Erste Hinweise gab es dann Ende Juli: Riesige Kratzspuren an Mülleimern – zu groß, um von einheimischen Tieren zu stammen. Die Gerüchteküche begann zu brodeln, ein endgültiger Beweis aber fehlte. Den erbrachte ein deutscher Forststudent. Maik Rhenus, Praktikant im Nationalpark, war früh am Morgen eigentlich auf der Suche nach Gemsen. Im Feldstecher aber tauchte plötzlich etwas deutlich größeres auf:
"Ich habe dann zweimal hingeschaut, weil ich es ja nicht glauben konnte, dass er’s wirklich ist. Ich war dann natürlich sehr aufgeregt und nervös und ich weiß nicht, was alles zusammen. Das war vielleicht ein bissel viel für mich."
Geistesgegenwärtig schoss Rhenus durch die 60-fache Vergrößerung des Fernrohres ein Bild mit seiner Digitalkamera. Den wackeligen Bärenbeweis hat inzwischen fast jede Schweizer Zeitung abgedruckt. Die Begeisterung ist riesig. Dem Bergdorf Tschierv beschert der Bär einen wahren Touristenansturm. Mit den Besuchern aber kommen auch die Probleme. Dorfbewohner beschreiben, wie sich bei Einbruch der Dämmerung seit Tagen kleine Völkerwanderungen in Bewegung setzen. Viele scheinen zu vergessen, dass der Bär ein wildes Tier ist:
"Also, wenn sich die Leute auf Distanz aufhalten, ist er sicher keine Gefahr. Aber wenn die Leute sogar in der Nacht oder in der Dämmerung probieren, dem Bären nachzugehen, könnte das sicher gefährlich werden."
Jon Gross, der Wildhüter des Münstertales, hat nun kleine Warntafeln aufgestellt. Sie sollen den Besuchern einschärfen, dass ein in die Enge getriebener Bär im Zweifel der Überlegene ist. Respekt könnte den Leichtsinnigen auch das Bild eines blutigen Kalbes einflößen. Das Jungtier fiel dem Bären vergangenes Wochenende zum Opfer. Trotz dieses Vorfalls überwiegen im Münstertal Freude und Stolz über den seltenen Gast:
"Wenn er auch mal etwas reißt, ist es ja nicht so schlimm. Es gibt ja auch Jäger, und wir essen ja auch Fleisch, wenn wir nicht Vegetarier sind." - "Ich würde ihm ein bisschen mehr Ruhe wünschen und dass er vielleicht ein bisschen an einen anderen Ort gehen würde, wo er ein bisschen mehr Ruhe hätte." - "Welche Gemeinde in der Schweiz oder in Deutschland hat schon einen Bären? Wir sind ein sehr kleines Dorf hier, wir haben circa 180 Einwohner. Und es ist auch für uns wirklich ein großes Highlight, dass wir den ersten Bären seit 101 Jahren in der Schweiz bei uns haben."
Ob der Bär bleibt, ist ungewiss. Sein weiteres Verhalten lasse sich derzeit überhaupt nicht voraussagen, meint Nationalparkdirektor Haller:
"Kein Bärenspezialist der gesamten Welt kann jetzt sagen, was passiert. Er kann weiterziehen, ziemlich schnell. Er kann zurückgehen. Er kann auch bleiben. Alle diese Fälle sind von vergleichbaren Bären, die als Kundschafter ausgezogen sind, schon gemacht worden."
Viele im Münstertal hoffen, dass der Bär hier eine neue Heimat findet. Für seine Enkel, so der Wunsch eines älteren Dorfbewohners, solle der Schweizer Bär einmal genauso normal sein wie Gemsen und Hirsche.