Der erste Raum stimmt ein auf das, was folgt: Drama, Schönheit, Überraschung. Von der Decke des Oktagons hängt ein gewaltiger, vieleckiger Leuchter aus Kupfer, unzählige Kreuze und Kerzenhalter schwingen wie bei einem Mobile von Alexander Calder. Der Lichtspender aus der Archäologischen Staatssammlung in München, der im 13. Jahrhundert eine dunkle byzantinische Kirche erhellte, ist einfach und komplex zugleich, vermittelt religiöse Leidenschaft und religiöse Freude.
Die Ausstellung beginnt am 11. Mai des Jahres 330, mit der feierlichen Einweihung des altgriechischen Byzantion durch Kaiser Konstantin den Großen als seine Residenz, der er seinen Namen gab. Mehr als 1000 Jahre lang war das "Zweite Rom" am Bosporus das Zentrum Europas, das Reich der Byzantiner erstreckte sich von Kleinasien bis Spanien, vom Balkan bis Nordafrika.
Die Reise, auf die uns der Leuchter schickt, führt von der Erfindung der christlichen Kunst - Konstantin hatte das Christentum zur tolerierten Religion erklärt und sich auf dem Totenbett taufen lassen - über das Verbot figurativer Darstellungen in der Zeit des Ikonoklasmus und deren Wiedererstehung, bis zum Luxus des Hofes im Palast der byzantinischen Kaiser, der Pracht der Kirchen und der Beschwörung des Himmels auf Erden durch die Ikonen.
Zu Beginn blickt die byzantinische Kunst noch zurück auf die Klassik Griechenlands und Roms. Der verzerrte Körper eines marmornen Jonas, der von einem Seeungeheuer verschlungen wird, erinnert an den Kampf des Laokoon mit der Schlange. Selbst ein christliches Bodenmosaik mit den Monaten des Jahres könnte aus einer römischen Villa stammen. Doch mit den Elfenbeinschnitzereien, auch hier zunächst noch klassische Motive, beginnt sie sich zu finden, vermag sich nun christlicher Ikonografie zuzuwenden.
Ein Meisterwerk nach dem anderen: der reich verzierte Kelch von Antiochia, von dem man zunächst glaubte, Christus habe aus ihm getrunken; ein Goldrelief mit Edelsteinen, das den Erzengel Michael zeigt; ein ägyptischer Wandbehang aus dem fünften Jahrhundert mit dem betenden Heiligen Makarios; eine auf Pergament gemalte Passionsdarstellung aus dem 12. Jahrhundert; und ein erstaunliches Mikro-Mosaik aus dem 14. Jahrhundert mit Szenen von christlichen Festtagen, das einen die orthodoxe Lehre glauben lässt, dass die Kirche der Himmel auf Erden ist.
Von fast keinem der Künstler kennen wir den Namen. Eine der Ausnahmen: der Ikonenmaler Angelos Akotantos aus Kreta, der westliche Elemente in seiner Kunst verarbeitete und seinerseits die Maler der Renaissance beeinflusste. Zwei seiner großformatigen Werke aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sind zu sehen: der Heilige Theodor, der den Drachen besiegt, und die Jungfrau mit Kind, den Kopf demütig zur Seite geneigt, das Christuskind schaut zur Mutter auf. Eine perfekte Ehe von Ost und West.
Die Ikonen sind auch der Höhepunkt der Ausstellung, und hier vor allem die Kleinode aus dem Katharinenkloster in der Wüste Sinai, die den Bildersturm überstanden. Da ist Moses mit den Zehn Geboten, sein blaues Gewand strahlt himmlisch; da ist der Heilige Georg, umrahmt von Szenen aus seinem Leben; da ist Christus mit den zwölf wichtigsten Festtagen.
Und die "Himmelsleiter des Heiligen Johannes Klimakos" aus dem späten 12. Jahrhundert zeigt die Belohnung der Mönche für ihr asketisches Leben in der Wüste: den Eintritt ins Himmelreich, aber auch die Bestrafung derer, die Versuchungen erlegen sind. Daneben hängen zwei der ältesten Ikonen, aus dem sechsten Jahrhundert, die sich ursprünglich im Besitz des Klosters befanden, im 19. Jahrhundert jedoch in die Ukraine verschleppt wurden, und heute dem Museum in Kiew gehören.
Die byzantnische Kunst endet mit dem 29. Mai 1453, als die Stadt dem Ansturm der Ottomanen erlag. Zu lange hat man sie entweder romantisch überhöht oder wie der englische Historiker Edward Gibbon als "Triumph der Barbarei und des Aberglaubens" verunglimpft. Dass der Schau in der Royal Academy nun ihre endgültige Rehabilitierung gelingt, ist ein großes Verdienst.
Die Ausstellung beginnt am 11. Mai des Jahres 330, mit der feierlichen Einweihung des altgriechischen Byzantion durch Kaiser Konstantin den Großen als seine Residenz, der er seinen Namen gab. Mehr als 1000 Jahre lang war das "Zweite Rom" am Bosporus das Zentrum Europas, das Reich der Byzantiner erstreckte sich von Kleinasien bis Spanien, vom Balkan bis Nordafrika.
Die Reise, auf die uns der Leuchter schickt, führt von der Erfindung der christlichen Kunst - Konstantin hatte das Christentum zur tolerierten Religion erklärt und sich auf dem Totenbett taufen lassen - über das Verbot figurativer Darstellungen in der Zeit des Ikonoklasmus und deren Wiedererstehung, bis zum Luxus des Hofes im Palast der byzantinischen Kaiser, der Pracht der Kirchen und der Beschwörung des Himmels auf Erden durch die Ikonen.
Zu Beginn blickt die byzantinische Kunst noch zurück auf die Klassik Griechenlands und Roms. Der verzerrte Körper eines marmornen Jonas, der von einem Seeungeheuer verschlungen wird, erinnert an den Kampf des Laokoon mit der Schlange. Selbst ein christliches Bodenmosaik mit den Monaten des Jahres könnte aus einer römischen Villa stammen. Doch mit den Elfenbeinschnitzereien, auch hier zunächst noch klassische Motive, beginnt sie sich zu finden, vermag sich nun christlicher Ikonografie zuzuwenden.
Ein Meisterwerk nach dem anderen: der reich verzierte Kelch von Antiochia, von dem man zunächst glaubte, Christus habe aus ihm getrunken; ein Goldrelief mit Edelsteinen, das den Erzengel Michael zeigt; ein ägyptischer Wandbehang aus dem fünften Jahrhundert mit dem betenden Heiligen Makarios; eine auf Pergament gemalte Passionsdarstellung aus dem 12. Jahrhundert; und ein erstaunliches Mikro-Mosaik aus dem 14. Jahrhundert mit Szenen von christlichen Festtagen, das einen die orthodoxe Lehre glauben lässt, dass die Kirche der Himmel auf Erden ist.
Von fast keinem der Künstler kennen wir den Namen. Eine der Ausnahmen: der Ikonenmaler Angelos Akotantos aus Kreta, der westliche Elemente in seiner Kunst verarbeitete und seinerseits die Maler der Renaissance beeinflusste. Zwei seiner großformatigen Werke aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sind zu sehen: der Heilige Theodor, der den Drachen besiegt, und die Jungfrau mit Kind, den Kopf demütig zur Seite geneigt, das Christuskind schaut zur Mutter auf. Eine perfekte Ehe von Ost und West.
Die Ikonen sind auch der Höhepunkt der Ausstellung, und hier vor allem die Kleinode aus dem Katharinenkloster in der Wüste Sinai, die den Bildersturm überstanden. Da ist Moses mit den Zehn Geboten, sein blaues Gewand strahlt himmlisch; da ist der Heilige Georg, umrahmt von Szenen aus seinem Leben; da ist Christus mit den zwölf wichtigsten Festtagen.
Und die "Himmelsleiter des Heiligen Johannes Klimakos" aus dem späten 12. Jahrhundert zeigt die Belohnung der Mönche für ihr asketisches Leben in der Wüste: den Eintritt ins Himmelreich, aber auch die Bestrafung derer, die Versuchungen erlegen sind. Daneben hängen zwei der ältesten Ikonen, aus dem sechsten Jahrhundert, die sich ursprünglich im Besitz des Klosters befanden, im 19. Jahrhundert jedoch in die Ukraine verschleppt wurden, und heute dem Museum in Kiew gehören.
Die byzantnische Kunst endet mit dem 29. Mai 1453, als die Stadt dem Ansturm der Ottomanen erlag. Zu lange hat man sie entweder romantisch überhöht oder wie der englische Historiker Edward Gibbon als "Triumph der Barbarei und des Aberglaubens" verunglimpft. Dass der Schau in der Royal Academy nun ihre endgültige Rehabilitierung gelingt, ist ein großes Verdienst.