" Musikbeispiel: Felix Mendelssohn Bartholdy - Ausschnitt aus dem 1. Satz aus der Sinfonie Nr. 1 c-moll "
Der ungeheure Elan, mit dem die Heidelberger Sinfoniker hier zur Sache gehen, gefällt zunächst. Ihr Chef und Gründer, Thomas Fey, scheint überhaupt trotz eines eher verträumten Gesichtsausdrucks auf dem Cover der CD ein Energiebündel zu sein: Noch während seines Studiums gründete er den Heidelberger Motettenchor, zwei Jahre später das Schlierbacher Kammerorchester, aus dem, größer besetzt, dann 1993 die Heidelberger Sinfoniker hervorgingen. 2003 hebt er ein Festival unter dem Namen "La Passione" aus der Taufe, wozu er ein gleichnamiges Barockorchester ins Leben ruft. Und im selben Jahr stellt er in Vorbereitung auf das Mozartjubiläumsjahr 2006 in Mannheim noch ein Mozartorchester zusammen. Thomas Fey hat es mit den großen Namen der Musikgeschichte: erst Händel, dann ein Beethoven-Zyklus, Mozart sowieso und schließlich der Plan, alle über hundert Sinfonien Haydns neu aufzunehmen - ein Unterfangen, mit dem in den 70er Jahren bereits die legendäre Philharmonia Hungarica Furore machte. Auch hier winkt, verkaufspolitisch günstig, wieder ein Jubiläumsjahr: 2009 jährt sich Haydns Tod zum 200. Mal. Glaubt man den Orchester- und Dirigentenbiografien, feierten die Heidelberger Sinfoniker und ihr Chef viele Erfolge, können auf umjubelte Konzerte zurückblicken, erregten Aufsehen mit fulminanten Interpretationen und wurden einmal sogar für den Cannes Classical Award nominiert. Die vorliegende Aufnahme von Mendelssohns 1. Sinfonie allerdings enttäuscht in musikalischer wie aufnahmetechnischer Hinsicht. Es dominieren die viel zu präsent aufgenommenen, in der Gruppe manchmal geradezu derb-rustikalen Bläser, die sich ebenso wie ihre Kollegen in den Streichergruppen öfter mal Intonationsschwächen erlauben. Man könnte dies verzeihen, wenn das bei besonders temperamentvoll angegangenen schnellen Passagen sozusagen im Eifer des Gefechts einmal passiert. Aber auch bei leisen, langsamen Stellen führt mangelnde Homogenität und fehlende Spannung hie und da zu einer Unsicherheit, die selbst mir als Hörer mitfühlend den Schweiß auf die Stirn treibt. Und gerade mit den ruhigen Passagen scheint man wenig anfangen zu können, bei der dort nur ansatzweise vorhandenen Gestaltung fragt man sich, was die vielen ähnlichen Figuren eigentlich sollen. Was die Dynamik angeht, fehlt dieser Neuaufnahme ein wenig die Mitte: Kaum mittlere Lautstärke, Vorliebe für die Extreme, mehr Kontrastwirkungen als Übergänge. Das wird durch die Aufnahmetechnik vermutlich noch verstärkt. Jedenfalls rennt man immer wieder zum Lautstärkeregler: stellt man ihn so ein, dass die leisesten Stellen gerade noch hörbar sind, fallen einem bei den lauten die Ohren ab. Und orientiert man sich an einem erträglichen Forte, so hört man im Pianobereich über weite Strecken fast nichts mehr.
" Musikbeispiel: Felix Mendelssohn Bartholdy - Ausschnitt aus dem 3. Satz aus der Sinfonie Nr. 1 c-moll "
Vom Mendelssohn der Heidelberger Sinfoniker nun zum Mendelssohn der jungen niederländischen Geigerin Janine Jansen. Die gab vor zehn Jahren im Amsterdamer Concertgebouw ihr Debüt mit Orchester und war kurz danach auch erstmals im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie zu hören. Es folgten eine Europatournee im Rahmen der Reihe "Rising Stars" und erste erfolgreiche Platteneinspielungen. Der Durchbruch gelang der jungen Musikerin 2005 mit Vivaldis berühmten Violinkonzerten "Vier Jahreszeiten" in einer Kleinstbesetzung mit nur fünf Streichern, Cembalo, Orgel und Theorbe. Diese Aufnahme wurde überall gefeiert, erhielt einen ECHO Klassik Preis und wurde von vielen Fans aus dem Internet herunter geladen, was Janine Jansen den Titel "Queen of the Download" einbrachte. Nun präsentiert sie sich mit den beiden vielleicht populärsten Violinkonzerten des Repertoires, den Konzerten von Mendelssohn und Max Bruch. Längst sind sie Prüfstein für Technik und vor allem für die musikalische Gestaltungskraft eines jeden Virtuosen. Und auch die Kopplung von Mendelssohns Violinkonzert mit dem 25 Jahre später vollendeten Violinkonzert von Max Bruch hat in der Schallplattengeschichte Tradition. Schon der berühmte Geiger Joseph Joachim hatte die beiden Werke einst in einem Atemzug genannt, als er urteilte: "Das reichste, das bezauberndste Violinkonzert schrieb Max Bruch. Das innigste aber, das Herzensjuwel, stammt von Mendelssohn". Auch die Schallplatte, von der Janine Jansen im Alter von 10 Jahren diese Musik erstmals hörte, bot beide Stücke im Doppelpack. Seit sie 15 ist, gehören beide Werke zu ihrem Stammrepertoire; Mendelssohn spielte sie erstmals zusammen mit einem Studentenorchester, das ihr Vater, Organist an der Kathedrale von Utrecht, zusammengestellt hatte. Für ihre CD-Aufnahme konnte sich Janine Jansen jetzt ihren Traum erfüllen, es zusammen mit dem Orchester einzuspielen, das auch - übrigens unter der Leitung des dänischen Komponisten Niels Gade - die Uraufführung besorgt hatte, nämlich mit dem Leipziger Gewandhausorchester. Dort ist seit 2005 Riccardo Chailly Chefdirigent, und auch zu ihm hat Janine Jansen eine besondere Beziehung: Viele Werke des großen Klassik-Repertoires hat sie während ihrer Jugend unter Chaillys Leitung erlebt, denn der war lange Zeit Chefdirigent des Königlichen Concertgebouworchesters in Amsterdam. Diese guten Voraussetzungen haben zu einer außergewöhnlichen Produktion geführt. Janine Jansen entlockt ihrer Stradivari einen glasklaren Klang, meistert alle technischen Anforderungen mit Bravour und findet interpretatorisch die ideale Balance: Gefühlvoll, ohne auf die Tränendrüsen zu drücken, beseelt, ohne in Melancholie zu versinken, temperamentvoll, ohne in Hektik zu geraten, kraftvoll und doch ohne jede Kraftmeierei.
" Musikbeispiel: Felix Mendelssohn Bartholdy - 2. Satz (Ausschnitt) aus dem Konzert für Violine und Orchester "
Die Neue Platte - heute mit zwei Neueinspielungen von Werken Felix Mendelssohn Bartholdys: Zunächst hörten Sie Ausschnitte aus der 1. Sinfonie mit den Heidelberger Sinfonikern; zuletzt spielte Janine Jansen begleitet vom Gewandhausorchester Leipzig unter der Leitung von Riccardo Chailly einen Ausschnitt aus dem zweiten und dem dritten Satz aus Mendelssohns Violinkonzert. Im Studio verabschiedet sich Ludwig Rink.
CD 1:
Titel: Felix Mendelssohn Bartholdy
Orchester: Heidelberger Sinfoniker
Leitung: Thomas Fey
Label: Hänssler Classic
Labelcode: LC 06047
Bestellnr.: 98.275
CD 2:
Titel: "Concertos & Romance"
Solistin: Janine Jansen, Violine
Orchester: Gewandhausorchester Leipzig
Leitung: Riccardo Chailly
Label: Decca
Labelcode: LC 0171
Bestellnr.: 475 8133
Der ungeheure Elan, mit dem die Heidelberger Sinfoniker hier zur Sache gehen, gefällt zunächst. Ihr Chef und Gründer, Thomas Fey, scheint überhaupt trotz eines eher verträumten Gesichtsausdrucks auf dem Cover der CD ein Energiebündel zu sein: Noch während seines Studiums gründete er den Heidelberger Motettenchor, zwei Jahre später das Schlierbacher Kammerorchester, aus dem, größer besetzt, dann 1993 die Heidelberger Sinfoniker hervorgingen. 2003 hebt er ein Festival unter dem Namen "La Passione" aus der Taufe, wozu er ein gleichnamiges Barockorchester ins Leben ruft. Und im selben Jahr stellt er in Vorbereitung auf das Mozartjubiläumsjahr 2006 in Mannheim noch ein Mozartorchester zusammen. Thomas Fey hat es mit den großen Namen der Musikgeschichte: erst Händel, dann ein Beethoven-Zyklus, Mozart sowieso und schließlich der Plan, alle über hundert Sinfonien Haydns neu aufzunehmen - ein Unterfangen, mit dem in den 70er Jahren bereits die legendäre Philharmonia Hungarica Furore machte. Auch hier winkt, verkaufspolitisch günstig, wieder ein Jubiläumsjahr: 2009 jährt sich Haydns Tod zum 200. Mal. Glaubt man den Orchester- und Dirigentenbiografien, feierten die Heidelberger Sinfoniker und ihr Chef viele Erfolge, können auf umjubelte Konzerte zurückblicken, erregten Aufsehen mit fulminanten Interpretationen und wurden einmal sogar für den Cannes Classical Award nominiert. Die vorliegende Aufnahme von Mendelssohns 1. Sinfonie allerdings enttäuscht in musikalischer wie aufnahmetechnischer Hinsicht. Es dominieren die viel zu präsent aufgenommenen, in der Gruppe manchmal geradezu derb-rustikalen Bläser, die sich ebenso wie ihre Kollegen in den Streichergruppen öfter mal Intonationsschwächen erlauben. Man könnte dies verzeihen, wenn das bei besonders temperamentvoll angegangenen schnellen Passagen sozusagen im Eifer des Gefechts einmal passiert. Aber auch bei leisen, langsamen Stellen führt mangelnde Homogenität und fehlende Spannung hie und da zu einer Unsicherheit, die selbst mir als Hörer mitfühlend den Schweiß auf die Stirn treibt. Und gerade mit den ruhigen Passagen scheint man wenig anfangen zu können, bei der dort nur ansatzweise vorhandenen Gestaltung fragt man sich, was die vielen ähnlichen Figuren eigentlich sollen. Was die Dynamik angeht, fehlt dieser Neuaufnahme ein wenig die Mitte: Kaum mittlere Lautstärke, Vorliebe für die Extreme, mehr Kontrastwirkungen als Übergänge. Das wird durch die Aufnahmetechnik vermutlich noch verstärkt. Jedenfalls rennt man immer wieder zum Lautstärkeregler: stellt man ihn so ein, dass die leisesten Stellen gerade noch hörbar sind, fallen einem bei den lauten die Ohren ab. Und orientiert man sich an einem erträglichen Forte, so hört man im Pianobereich über weite Strecken fast nichts mehr.
" Musikbeispiel: Felix Mendelssohn Bartholdy - Ausschnitt aus dem 3. Satz aus der Sinfonie Nr. 1 c-moll "
Vom Mendelssohn der Heidelberger Sinfoniker nun zum Mendelssohn der jungen niederländischen Geigerin Janine Jansen. Die gab vor zehn Jahren im Amsterdamer Concertgebouw ihr Debüt mit Orchester und war kurz danach auch erstmals im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie zu hören. Es folgten eine Europatournee im Rahmen der Reihe "Rising Stars" und erste erfolgreiche Platteneinspielungen. Der Durchbruch gelang der jungen Musikerin 2005 mit Vivaldis berühmten Violinkonzerten "Vier Jahreszeiten" in einer Kleinstbesetzung mit nur fünf Streichern, Cembalo, Orgel und Theorbe. Diese Aufnahme wurde überall gefeiert, erhielt einen ECHO Klassik Preis und wurde von vielen Fans aus dem Internet herunter geladen, was Janine Jansen den Titel "Queen of the Download" einbrachte. Nun präsentiert sie sich mit den beiden vielleicht populärsten Violinkonzerten des Repertoires, den Konzerten von Mendelssohn und Max Bruch. Längst sind sie Prüfstein für Technik und vor allem für die musikalische Gestaltungskraft eines jeden Virtuosen. Und auch die Kopplung von Mendelssohns Violinkonzert mit dem 25 Jahre später vollendeten Violinkonzert von Max Bruch hat in der Schallplattengeschichte Tradition. Schon der berühmte Geiger Joseph Joachim hatte die beiden Werke einst in einem Atemzug genannt, als er urteilte: "Das reichste, das bezauberndste Violinkonzert schrieb Max Bruch. Das innigste aber, das Herzensjuwel, stammt von Mendelssohn". Auch die Schallplatte, von der Janine Jansen im Alter von 10 Jahren diese Musik erstmals hörte, bot beide Stücke im Doppelpack. Seit sie 15 ist, gehören beide Werke zu ihrem Stammrepertoire; Mendelssohn spielte sie erstmals zusammen mit einem Studentenorchester, das ihr Vater, Organist an der Kathedrale von Utrecht, zusammengestellt hatte. Für ihre CD-Aufnahme konnte sich Janine Jansen jetzt ihren Traum erfüllen, es zusammen mit dem Orchester einzuspielen, das auch - übrigens unter der Leitung des dänischen Komponisten Niels Gade - die Uraufführung besorgt hatte, nämlich mit dem Leipziger Gewandhausorchester. Dort ist seit 2005 Riccardo Chailly Chefdirigent, und auch zu ihm hat Janine Jansen eine besondere Beziehung: Viele Werke des großen Klassik-Repertoires hat sie während ihrer Jugend unter Chaillys Leitung erlebt, denn der war lange Zeit Chefdirigent des Königlichen Concertgebouworchesters in Amsterdam. Diese guten Voraussetzungen haben zu einer außergewöhnlichen Produktion geführt. Janine Jansen entlockt ihrer Stradivari einen glasklaren Klang, meistert alle technischen Anforderungen mit Bravour und findet interpretatorisch die ideale Balance: Gefühlvoll, ohne auf die Tränendrüsen zu drücken, beseelt, ohne in Melancholie zu versinken, temperamentvoll, ohne in Hektik zu geraten, kraftvoll und doch ohne jede Kraftmeierei.
" Musikbeispiel: Felix Mendelssohn Bartholdy - 2. Satz (Ausschnitt) aus dem Konzert für Violine und Orchester "
Die Neue Platte - heute mit zwei Neueinspielungen von Werken Felix Mendelssohn Bartholdys: Zunächst hörten Sie Ausschnitte aus der 1. Sinfonie mit den Heidelberger Sinfonikern; zuletzt spielte Janine Jansen begleitet vom Gewandhausorchester Leipzig unter der Leitung von Riccardo Chailly einen Ausschnitt aus dem zweiten und dem dritten Satz aus Mendelssohns Violinkonzert. Im Studio verabschiedet sich Ludwig Rink.
CD 1:
Titel: Felix Mendelssohn Bartholdy
Orchester: Heidelberger Sinfoniker
Leitung: Thomas Fey
Label: Hänssler Classic
Labelcode: LC 06047
Bestellnr.: 98.275
CD 2:
Titel: "Concertos & Romance"
Solistin: Janine Jansen, Violine
Orchester: Gewandhausorchester Leipzig
Leitung: Riccardo Chailly
Label: Decca
Labelcode: LC 0171
Bestellnr.: 475 8133