Anfang des 9. Jahrhunderts gründeten Jäger und Sammler inmitten des Fraser Fluss Systems in British Columbia drei Siedlungen: Es waren Winterquartiere für die nächsten 800 Jahre. In nur wenigen Jahrzehnten wuchsen die Dörfer auf 30 bis 50 Gemeinschaftshäuser an, in denen bis zu 50 Menschen unter einem Dach wohnten. Insgesamt also um die 1000 Menschen mussten von dem leben, was die Natur an Nahrung hergab – Ackerbau und Viehzucht kannten sie noch nicht. Dafür hatten sie ein anderes erschreckend modernes Problem: Während der 800 Jahre wurde das Klima immer wärmer. Und Anna Prentiss von der Universität von Montana wollte herausfinden, wie sich die Dörfer darauf einstellten. Prentiss:
"”Wir haben zuerst die Größen der einzelnen Dörfer untersucht, wir wollten herausfinden, wo und wie viele Menschen dort gelebt haben und wann. Das haben wir mit unabhängigen Daten über die Menge der erlegten Fische und Säugetiere verglichen. Hinzu kommen die Daten von den gesammelten Wurzeln und Beeren, die damals ebenfalls eine wichtige Nahrungsquelle waren und an denen man ebenfalls deutlich die Umweltveränderungen sehen kann.""
Schon zwei Jahrhunderte nach Gründung der Dörfer hatte die Bevölkerung ihr Maximum erreicht. Die Menschen wurden immer mehr, und die durchschnittliche Jahrestemperatur stieg. Diese mittelalterliche Warmzeit brachte große Veränderungen mit sich. Weil auch das Wasser immer wärmer wurde, brachen die Fischbestände drastisch ein, und Lachs war bei den Jägern und Sammlern vor 1000 Jahren ein Grundnahrungsmittel. Anna Prentiss vermutete, dass die klimabedingten Veränderungen nicht spurlos an den Jägern und Sammlern vorbeigegangen waren.
"”Als die natürlichen Ressourcen während der globalen Erwärmung schwanden, hat sich die dörflichen Strukturen schlagartig verändert. Viele zogen davon oder heirateten in andere Dörfer, was wiederum große Effekte auf die anderen Dörfer hatte. Die mussten plötzlich viel mehr Menschen ernähren. Das ging nur eine kurze Zeit gut, war auf Dauer aber nicht haltbar. Wir wissen leider nicht, was mit den Menschen passiert ist, wir wissen nur, dass sie später weniger wurden und irgendwann ganz verschwanden.”"
Zuerst sind die Dorfbewohner zusammengerückt. Sie schwärmten gemeinsam durch die Wälder, teilten sich die Jagdgebiete, heirateten untereinander und versuchten, ihre Kräfte gegen den Klimawandel zu bündeln: An den archäologischen Hinterlassenschaften sahen die Forscher deutlich, dass die Dorfbewohner fast nur noch Großwild erlegt hatten, vor allem Rentiere, Elche und Bären. Die großen Säuger fanden keinen Unterschlupf mehr und waren leichter zu finden. Das war aber auch der einzige Vorteil der globalen Erwärmung für die Jäger und Sammler. Fisch dagegen gab es nur noch selten. Die ökologischen Probleme wurden aber bald noch stärker. Eine Herausforderung jagte die nächste. Prentiss:
"Der Dominoeffekt fing damit an, dass viele Bewohner weggezogen sind und sich alle bisherige Strukturen grundlegend geändert haben. Die lokalen Ressourcen wurden immer weiter ausgebeutet, ebenso die Jagdgebiete. Das hatte Auswirkungen auf alle Siedlungen, auch wenn sie kooperierten. Das alles führte letztlich zu einem ökonomischen Desaster."
So kam es, dass noch vor Ende der mittelalterlichen Warmzeit im 14. Jahrhundert auch die letzten Menschen verschwanden. Dort, wo jahrhundertelang riesige Dörfer standen, sagt Anna Prentiss.
"”Sie waren darauf angewiesen, sich aufzuteilen und in kleineren Gruppen weiter zu leben, was für Jäger und Sammler prinzipiell kein Problem ist. Aber der Stress war wahrscheinlich zu groß. Das sollte eine Lektion für uns sein, die wir alle in großen Städten leben und nicht einfach mehr wegziehen können. Wir sollten eine Art Notfallplan für uns haben. In dieser Studie haben wir zwar nur einige hundert Jäger und Sammler untersucht, dennoch sollten wir vielleicht wichtige Erkenntnisse daraus ziehen.”"
Letztlich habe die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen das Ende der Jäger und Sammler bedeutet. Und ihnen ist es lediglich darum gegangen, alle Familien durchzubringen.
"”Wir haben zuerst die Größen der einzelnen Dörfer untersucht, wir wollten herausfinden, wo und wie viele Menschen dort gelebt haben und wann. Das haben wir mit unabhängigen Daten über die Menge der erlegten Fische und Säugetiere verglichen. Hinzu kommen die Daten von den gesammelten Wurzeln und Beeren, die damals ebenfalls eine wichtige Nahrungsquelle waren und an denen man ebenfalls deutlich die Umweltveränderungen sehen kann.""
Schon zwei Jahrhunderte nach Gründung der Dörfer hatte die Bevölkerung ihr Maximum erreicht. Die Menschen wurden immer mehr, und die durchschnittliche Jahrestemperatur stieg. Diese mittelalterliche Warmzeit brachte große Veränderungen mit sich. Weil auch das Wasser immer wärmer wurde, brachen die Fischbestände drastisch ein, und Lachs war bei den Jägern und Sammlern vor 1000 Jahren ein Grundnahrungsmittel. Anna Prentiss vermutete, dass die klimabedingten Veränderungen nicht spurlos an den Jägern und Sammlern vorbeigegangen waren.
"”Als die natürlichen Ressourcen während der globalen Erwärmung schwanden, hat sich die dörflichen Strukturen schlagartig verändert. Viele zogen davon oder heirateten in andere Dörfer, was wiederum große Effekte auf die anderen Dörfer hatte. Die mussten plötzlich viel mehr Menschen ernähren. Das ging nur eine kurze Zeit gut, war auf Dauer aber nicht haltbar. Wir wissen leider nicht, was mit den Menschen passiert ist, wir wissen nur, dass sie später weniger wurden und irgendwann ganz verschwanden.”"
Zuerst sind die Dorfbewohner zusammengerückt. Sie schwärmten gemeinsam durch die Wälder, teilten sich die Jagdgebiete, heirateten untereinander und versuchten, ihre Kräfte gegen den Klimawandel zu bündeln: An den archäologischen Hinterlassenschaften sahen die Forscher deutlich, dass die Dorfbewohner fast nur noch Großwild erlegt hatten, vor allem Rentiere, Elche und Bären. Die großen Säuger fanden keinen Unterschlupf mehr und waren leichter zu finden. Das war aber auch der einzige Vorteil der globalen Erwärmung für die Jäger und Sammler. Fisch dagegen gab es nur noch selten. Die ökologischen Probleme wurden aber bald noch stärker. Eine Herausforderung jagte die nächste. Prentiss:
"Der Dominoeffekt fing damit an, dass viele Bewohner weggezogen sind und sich alle bisherige Strukturen grundlegend geändert haben. Die lokalen Ressourcen wurden immer weiter ausgebeutet, ebenso die Jagdgebiete. Das hatte Auswirkungen auf alle Siedlungen, auch wenn sie kooperierten. Das alles führte letztlich zu einem ökonomischen Desaster."
So kam es, dass noch vor Ende der mittelalterlichen Warmzeit im 14. Jahrhundert auch die letzten Menschen verschwanden. Dort, wo jahrhundertelang riesige Dörfer standen, sagt Anna Prentiss.
"”Sie waren darauf angewiesen, sich aufzuteilen und in kleineren Gruppen weiter zu leben, was für Jäger und Sammler prinzipiell kein Problem ist. Aber der Stress war wahrscheinlich zu groß. Das sollte eine Lektion für uns sein, die wir alle in großen Städten leben und nicht einfach mehr wegziehen können. Wir sollten eine Art Notfallplan für uns haben. In dieser Studie haben wir zwar nur einige hundert Jäger und Sammler untersucht, dennoch sollten wir vielleicht wichtige Erkenntnisse daraus ziehen.”"
Letztlich habe die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen das Ende der Jäger und Sammler bedeutet. Und ihnen ist es lediglich darum gegangen, alle Familien durchzubringen.