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Meningokokken weiter auf dem Vormarsch

Medizin. - In Bergisch Gladbach bei Köln sind Fälle der bakteriell ausgelösten Hirnhautentzündung aufgetreten. Ein 15jähriger Schüler starb gestern, vier weitere Jugendliche sind erkrankt. Drei Fälle wurden heute aus Oldenburg in Niedersachsen gemeldet. Weil sich die hochansteckende Krankheit wie eine Grippe über Tröpfcheninfektion ausbreitet, könnten weitere Ansteckungen nicht ausgeschlossen werden, so ein Behördensprecher.

    Die unterschiedlichen Hirnhäute, darunter auch die Schicht der so genannten Meningen, schließen Gehirn und Rückenmark nach außen ab. Gelingt es bestimmten Bakterien, Viren oder auch Pilzen, bis in das Nervenwasser von Rückgrat und Schädel zu gelangen, so können sie sich auf den feinen Häuten ansiedeln und eine Infektion auslösen. "Dabei sind vor allem Kinder und Jugendliche von der Meningokokken-Meningitis betroffen - möglicherweise, weil die Erreger bei engem Kontakt über Tröpfcheninfektion überspringen", so Andrea Ammon, stellvertretende Leiterin der Abteilung Infektionsepidemiologie am Robert-Koch-Institut in Berlin. Dabei erkranken durchaus nicht alle Träger des Keims auch notwendigerweise. So wird die Zahl der Jugendlichen, die Meningokokken tragen, aber keine Symptome entwickeln, auf rund 20 Prozent geschätzt.

    Meningokokken sind weltweit verbreitet und können aus dem Reservoir an unerkannt Infizierten heraus immer wieder zu einem größeren Ausbruch der Krankheit führen. Doch völlig schutzlos ist die Medizin nicht gegen den tückischen Erreger: Wird eine Meningokokkeninfektion frühzeitig und massiv mit dem Antibiotikum Penicillin angegangen, können die Bakterien gut unter Kontrolle gebracht werden. "Zwar existieren auch Impfstoffe gegen verschiedene Untergruppen der Meningokokken, doch gerade gegen die für drei Viertel der in Deutschland auftretenden Fälle verantwortlichen Typ B-Meningokokken steht kein Impfschutz zur Verfügung", erklärt Ammon. Impfungen gegen die anderen Subtypen seien vor allem dann dringend angeraten, wenn Touristen den so genannten Meningitis-Gürtel Afrikas bereisen. Dagegen könne die für Deutschland verfügbare Impfung gegen den Subtypus C nur lückenhaften Schutz versprechen, da dieser Typ lediglich für ein Fünftel der Fälle in Deutschland verantwortlich zeichne.

    [Quelle: Mirko Smiljanic]