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Mensa deluxe

Unser Restaurant basiert auf einem sehr hohen Standard, wir haben sehr erlesene Weine hier, wir haben Champagner, bei uns wird immer alles schön eingedeckt, dass der Gast sich auch rundum wohl fühlt, und das gerne mag, die Speisen werden hier auch dementsprechend gereicht, damit die Leute nachher auch wieder gut arbeiten können, leichtes, mediterranes Essen wird geboten, damit die Leute auch die Möglichkeit haben, hier auf einen guten Geschmack zu kommen.

Von Britta Mersch |
    Wenn man Küchenchef Holger Kriegs so reden hört, könnte man meinen, er steht mitten in einem erlesenen Fünf-Sterne- Restaurant. Dabei beschreibt er die Mensula, den Gourmetbereich des Studentenwerks Paderborn. Entenbrust mit Zucchiniblüte, Graupen-Apfel-Risotto und grünes Spargelmousse stehen hier auf der Speisekarte. Mensaessen der Extraklasse, das nicht nur für Studierende zubereitet wird. Denn abends zaubert Holger Kriegs auch mal ein Menü für Firmen mit rund tausend Gästen.

    Die Gäste können wählen, ob sie bei uns ein Menü Essen wollen, Drei-Gang, Vier-Gang, Sechs-Gang, eben was sie haben möchten, ob sie eine Buffetform haben möchten, wir haben alle Möglichkeiten offen.

    Der Veranstaltungs- und Cateringservice ist das Aushängeschild des Paderborner Studentenwerks. Dass dieser Service außerdem eine schöne Finanzspritze für das Studentenwerk ist, findet auch Geschäftsführer Johannes Freise. Bis zu einem Drittel der Gesamteinnahmen darf sich ein Studentenwerk privatwirtschaftlich dazuverdienen. Für Johannes Freise ist das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

    Deshalb haben wir nach jahrelanger Prüfung und Diskussion eine GmbH z.B. gegründet, die im Außenbereich Cateringleistungen und Reinigungsleistungen erbringt und deren Erträge dann in die Studentenwerke hineinfließen um die studentische Versorgung mit zu finanzieren.

    Tectum heißt diese GmbH, und sie ist ein Tochterunternehmen des Studentenwerks mit rund 70 Beschäftigten. Die Firma arbeitet eigenständig, Fragen zur Buchhaltung oder zum Personalwesen kauft sie beim Studentenwerk ein. Die Paderborner erwirtschaften auf diese Weise alleine in diesem Jahr ein Mehr von rund 300.000 Euro. Und dieser Gewinn kommt unmittelbar dem Studentenwerk zu Gute: Wohnheime müssen renoviert werden, und die Mensa wurde im letzten Jahr komplett umgebaut. Allein mit den Erträgen aus Essenpreisen oder Sozialbeiträgen könnte das nicht geleistet werden. Dazu kommt in Paderborn:

    Dass ein Studentenwerk, das für 13.000 Studierende zuständig ist, eine ganz andere Finanzierungsschwierigkeit hat als eins das für 70.000 Studierende zuständig ist, wenn beide den Sozialbeitrag um 10 Euro erhöhen, dann macht das bei dem einen 700.000 Euro aus, bei dem anderen 130.000, das ist schon ein kleiner Unterschied, und die verschiedenen Einrichtungen kosten einfach dasselbe, das heißt, eine Kita in Paderborn kostet so viel wie die gleiche Kita in Köln.

    Dass das Studentenwerk damit auch am Markt vertreten ist, sehen viele Studierende skeptisch. Sven Brönstrup vom Paderborner AStA.

    Es kann schon sein, dass mehr Leistungen geschaffen werden, die Frage ist nur, ob es nicht Aufgabe eines Studentenwerkes ist, die Leistungen, die es jetzt anbietet, sprich Essen und Wohnraum für Studierende zu schaffen, zu sozialverträglichen Konditionen machbar sein sollte, anstatt irgendwelche Leistungen anzubieten, die sich der normale Studi gar nicht unbedingt leisten kann.

    Doch ohne diesen Kunstgriff könnten die Studentenwerke schnell vor dem Aus stehen, das befürchtet Johannes Freise. Denn die Mittel aus dem Landeshaushalt reichen schon lange nicht mehr, um die Studentenwerke angemessen zu finanzieren.

    Für uns geht es ums Überleben, die Studentenwerke sind in ihrer Existenz nicht gottgegeben, es steht weder im Grundgesetz noch in den 10 Geboten, dass es Studentenwerke geben muss, und es wird in knappen Situationen zu Infragestellungen kommen aller möglichen Institutionen, aber solange wir vernünftig arbeiten und Selbstfinanzierung und vor allen Dingen Leistung bringen, und das versuchen wir in Paderborn, die von Studierenden und vom Markt akzeptiert werden, das ist prima, und das ist toll.