Der Franzose Laurent Stravato arbeitet für den Internationalen Agrar-Entwicklungsfonds in Rom, eine Agentur der Vereinten Nationen. Unumwunden räumt der Geograf ein, dass Scampis ganz bewusst als Name für sein Projekt ausgewählt wurde. Um mit der Initiative mehr Wirkung in der Öffentlichkeit zu erzielen:
"Es geht hier in der Tat nicht um Meeres-, sondern um Feldfrüchte und einen Weg, die Produktivität von Äckern in armen Ländern zu steigern. Wir benutzen dafür ein System, das nicht viel kostet und dennoch zwei Dinge kombiniert: eine dosierte Tröpfchen-Bewässerung und das Ausbringen von organischem Flüssigdünger."
Viele Entwicklungsländer haben damit zu kämpfen, dass Wasser zusehends knapper wird und fruchtbarer Ackerboden erodiert. Hinzu kommt, dass sich Landwirte vor Ort teuren mineralischen Kunstdünger in der Regel nicht leisten können.
Das Scampis-Projekt soll hier Abhilfe schaffen. Insgesamt 30.000 Kleinbauern erhalten nun ein bezahlbares Mikro-Bewässerungssystem für ihre Felder, und das in vier verschiedenen Ländern der Erde: in Indien, Nicaragua, Guatemala und auf Madagaskar. Sie sammeln Regenwasser in Fässern oder Planen und leiten es über Kunststoff-Schläuche fein dosiert zu ihren Pflanzen.
"Es ist das erste Mal, dass ein solches Projekt in einem so großen Maßstab durchgeführt wird, auf drei verschiedenen Kontinenten. Bisher gab es nur vereinzelte Feldversuche von Forschern. Wobei die Sache mit dem organischen Dünger etwas - naja, sagen wir - delikat ist. Deshalb wird zunächst einmal nur ein Teil der Kleinbauern tatsächlich ein kombiniertes Bewässerungs- und Düngesystem verwenden."
Delikat ist das Konzept mit der organischen Düngung deshalb, weil die Bauern einen besonderen Ausgangsstoff dafür verwenden sollen: ihren eigenen Urin.
Vier Fünftel des Stickstoffs und Kaliums in der Nahrung scheide der Mensch wieder aus, sagen die Forscher. Pro Jahr seien das fast drei Kilogramm Stickstoff, fast anderthalb Kilogramm Kalium und dazu auch noch knapp 500 Gramm Phosphor. Die Idee von Laurent Stravato und seiner Kollegen ist es daher, einen Nährstoff-Kreislauf zwischen Böden und ihren Nutzern aufzubauen: Kleinbauern im Scampis-Projekt sollen ihren eigenen Urin wiederverwerten und in organischen Dünger für ihre Felder verwandeln:
"Diese Prozedur ist dreimal pro Saison erforderlich, wenn die Felder gedüngt werden. Der Urin wird dabei mit Wasser verdünnt, in der Regel im Verhältnis eins zu fünf. Wir haben die Kleinbauern mit verschließbaren Vorratsflaschen und Hygiene-Handschuhen ausgestattet und ihnen gezeigt, wie sie vorgehen müssen. Bei einer kleinen Parzelle von 20, 30 Quadratmetern kommt man mit dem Urin einer Familie aus. Für Tomaten braucht man 20 Liter pro Saison, für Weißkohl 40. Bei größeren Feldern klappt das aber nicht mehr. Da müsste man ein Sammel- und Vermarktungssystem für Urin einführen."
Im nordafrikanischen Niger wird solch ein System jetzt getestet. Der Agrarwissenschaftler Moussa Bonzi kann sich vorstellen, dass die Scampis-Idee auch in anderen Ländern des Kontinents aufgegriffen und Urin dort bald stärker genutzt wird. Bonzi arbeitet am Nationalen Zentrum für Agrarforschung und –technologien in Burkina Faso:
""Wir haben mit der Nutzung von Urin als Dünger in Madagaskar begonnen. Und wir werben für das Projekt inzwischen in zehn weiteren Ländern. Darunter in Mali, Niger, Benin, Togo und der Elfenbeinküste."
Finanziert wird das Scampis-Projekt von einer Allianz europäischer Lebensmittelketten. Darunter sind auch Coop und Rewe. Nach eigener Aussage wollen die Konzerne Lösungen für zwei drängende Probleme finden: die zunehmende Wasserknappheit und den Verlust fruchtbarer Böden in armen Ländern der Erde.
"Es geht hier in der Tat nicht um Meeres-, sondern um Feldfrüchte und einen Weg, die Produktivität von Äckern in armen Ländern zu steigern. Wir benutzen dafür ein System, das nicht viel kostet und dennoch zwei Dinge kombiniert: eine dosierte Tröpfchen-Bewässerung und das Ausbringen von organischem Flüssigdünger."
Viele Entwicklungsländer haben damit zu kämpfen, dass Wasser zusehends knapper wird und fruchtbarer Ackerboden erodiert. Hinzu kommt, dass sich Landwirte vor Ort teuren mineralischen Kunstdünger in der Regel nicht leisten können.
Das Scampis-Projekt soll hier Abhilfe schaffen. Insgesamt 30.000 Kleinbauern erhalten nun ein bezahlbares Mikro-Bewässerungssystem für ihre Felder, und das in vier verschiedenen Ländern der Erde: in Indien, Nicaragua, Guatemala und auf Madagaskar. Sie sammeln Regenwasser in Fässern oder Planen und leiten es über Kunststoff-Schläuche fein dosiert zu ihren Pflanzen.
"Es ist das erste Mal, dass ein solches Projekt in einem so großen Maßstab durchgeführt wird, auf drei verschiedenen Kontinenten. Bisher gab es nur vereinzelte Feldversuche von Forschern. Wobei die Sache mit dem organischen Dünger etwas - naja, sagen wir - delikat ist. Deshalb wird zunächst einmal nur ein Teil der Kleinbauern tatsächlich ein kombiniertes Bewässerungs- und Düngesystem verwenden."
Delikat ist das Konzept mit der organischen Düngung deshalb, weil die Bauern einen besonderen Ausgangsstoff dafür verwenden sollen: ihren eigenen Urin.
Vier Fünftel des Stickstoffs und Kaliums in der Nahrung scheide der Mensch wieder aus, sagen die Forscher. Pro Jahr seien das fast drei Kilogramm Stickstoff, fast anderthalb Kilogramm Kalium und dazu auch noch knapp 500 Gramm Phosphor. Die Idee von Laurent Stravato und seiner Kollegen ist es daher, einen Nährstoff-Kreislauf zwischen Böden und ihren Nutzern aufzubauen: Kleinbauern im Scampis-Projekt sollen ihren eigenen Urin wiederverwerten und in organischen Dünger für ihre Felder verwandeln:
"Diese Prozedur ist dreimal pro Saison erforderlich, wenn die Felder gedüngt werden. Der Urin wird dabei mit Wasser verdünnt, in der Regel im Verhältnis eins zu fünf. Wir haben die Kleinbauern mit verschließbaren Vorratsflaschen und Hygiene-Handschuhen ausgestattet und ihnen gezeigt, wie sie vorgehen müssen. Bei einer kleinen Parzelle von 20, 30 Quadratmetern kommt man mit dem Urin einer Familie aus. Für Tomaten braucht man 20 Liter pro Saison, für Weißkohl 40. Bei größeren Feldern klappt das aber nicht mehr. Da müsste man ein Sammel- und Vermarktungssystem für Urin einführen."
Im nordafrikanischen Niger wird solch ein System jetzt getestet. Der Agrarwissenschaftler Moussa Bonzi kann sich vorstellen, dass die Scampis-Idee auch in anderen Ländern des Kontinents aufgegriffen und Urin dort bald stärker genutzt wird. Bonzi arbeitet am Nationalen Zentrum für Agrarforschung und –technologien in Burkina Faso:
""Wir haben mit der Nutzung von Urin als Dünger in Madagaskar begonnen. Und wir werben für das Projekt inzwischen in zehn weiteren Ländern. Darunter in Mali, Niger, Benin, Togo und der Elfenbeinküste."
Finanziert wird das Scampis-Projekt von einer Allianz europäischer Lebensmittelketten. Darunter sind auch Coop und Rewe. Nach eigener Aussage wollen die Konzerne Lösungen für zwei drängende Probleme finden: die zunehmende Wasserknappheit und den Verlust fruchtbarer Böden in armen Ländern der Erde.