Gedenken an Nawalny
Menschenrechtlerin warnt vor Illusionen über Russland

Die russische Menschenrechtlerin Irina Scherbakowa hat vor der Hoffnung gewarnt, dass nach einem Ende des Ukraine-Kriegs Normalität in Russland zurückkehren könne. Der Tod des Oppositionspolitikers Nawalny vor einem Jahr sei ein großer Verlust.

    Ein Porträt von Irina Scherbakowa. Sie blickt direkt in die Kamera und lächelt.
    Irina Scherbakowa auf der Leipziger Buchmesse im März 2024 (Hendrik Schmidt / dpa / Hendrik Schmidt)
    Die Memorial-Mitbegründerin sagte im Deutschlandfunk, man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass man nach dem Krieg mit dem Putin-Regime einfach wieder Handel treiben könne und so weiter. Russland sei eine gewalttätige Diktatur geworden, die versuche, alle Kritiker auszuschalten. Es gebe inzwischen viel mehr politische Gefangene als zu Sowjetzeiten unter Staats- und Parteichef Breschnew.
    Scherbakowa führte aus, das Justizsystem des Landes sei schon seit Langem in den Händen der Machthaber. Alle in Russland wüssten, dass die Richter absolut abhängig seien. Für Oppositionelle sei die Frage in dieser Situation, was sie überhaupt noch erreichen könnten. Die Mehrzahl der Russen sei vielleicht gegen den Ukrainekrieg, aber viele blieben versteckt, tauchten im Alltag unter oder seien gleichgültig.

    "Nawalnys Tod ist ein sehr großer Verlust"

    Vor diesem Hintergrund bezeichnete Scherbakowa den Tod des Oppositionspolitikers Nawalny heute vor einem Jahr als sehr großen Verlust. Nawalny sei ein charismatischer Vertreter der Putin-Gegner gewesen und zu einem sehr starken Symbol geworden. Bisher gebe es für ihn keinen adäquaten Ersatz. - Nawalny war am 16. Februar vorigen Jahres unter ungeklärten Umständen in einem sibirischen Straflager gestorben.
    Diese Nachricht wurde am 16.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.