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MERS-Virus
"Keine akute Pandemie-Gefahr"

Seit vor gut zwei Jahren im Nahen Osten das MERS-Virus aufkam, erkrankten bislang 500 Menschen daran. Mehr als ein Drittel der Fälle wurde allein im April gemeldet. Das könnte auch der Effekt einer überzogenen Berichterstattung in saudi-arabischen Medien sein, sagte Virologe Christian Drosten im DLF.

Christian Drosten im Gespräch mit Monika Seynsche | 06.05.2014
    Ein Mikroskop
    Die Befunde für das MERS-Virus steigen derzeit schnell. (picture alliance / dpa - Martin Schutt)
    Das rasante Ansteigen der Fallzahl habe mehrere Gründe, erklärte Christian Drosten, Virologe von der Universität Bonn. Zum einen bestehe in einem Krankenhaus im saudi-arabischen Jedda offenbar ein Hygieneproblem.
    "In so einer Situation ist es natürlich schwierig, die Übertragung von Infektionskrankheiten gut zu kontrollieren."
    Ein mögliche weitere Ursache: In den arabischen Medien habe es eine "geradezu hysterische" Berichterstattung in den letzten Wochen gegeben, so Drosten.
    Krankenhausärzte seien derzeit geneigt, auch milde, harmlose Fälle testen zu lassen. "Offenbar kommt es da jetzt zu Befunden vom Virus bei Patienten, die eigentlich keine Patienten sind." Zum Beispiel Krankenschwestern, die nur ganz milde und harmlose Symptome aufwiesen. "Die tauchen jetzt plötzlich in den Fallstatistiken auf."
    Der Hauptübertragungsweg auf den Menschen ist noch immer nicht vollständig geklärt. Im Verdacht stehen unter anderem Tierprodukte von Kamelen.
    Trotz derzeit 141 Todesopfern befürchtet der Virologe keine Pandemie-Gefahr, die vom MERS-Virus ausgehen könnte.
    Das gesamte Interview können Sie mindestens fünf Monate im Audio-Bereich nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.