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Metallindustrie
IG Metall fordert strengere Regeln bei Werkverträgen

Die Bundesregierung hat für sogenannte Werkverträge einen Gesetzesentwurf angekündigt. Darin müsse der Missbrauch von Werkverträge endlich beendet werden, sagt die Gewerkschaft IG Metall. Die Arbeitgeber hingegen halten ein Gesetz für überflüssig, alles sei ausreichend geregelt.

Von Philip Banse | 01.09.2015
    Die Zentrale der IG Metall in Frankfurt am Main spiegelt sich in einem Schild mit dem Logo der Gewerkschaft.
    IG Metall (picture alliance / dpa)
    Die IG Metall hat gut 4.000 Betriebsratsvorsitzende befragt, um herauszufinden, wie sich Werkverträge auf die Betriebe der Metallindustrie auswirken. Der zweite Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, fast das Ergebnis so zusammen:
    "Wir sehen in relevanten Bereichen in den von uns vertretenden Branchen einen massiven Missbrauch von Werkverträgen zum Lohndumping unter Schaffung tarifvertragsfreier und betriebsratsfreier Zonen."
    Der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer, Thilo Brodtmann, hatte der "FAZ" gesagt, bei einem tarifvertraglichen Einstiegslohn von 14,65 sei die Industrie gezwungen, einfache Arbeiten für weniger Lohn an externe Firmen zu vergeben. Per Werkvertrag ausgelagert würden jedoch längst nicht mehr nur einfach Arbeiten, sondern Kernaufgaben der Industrie, sagt IG Metall Vorstandsmitglied Christiane Benner. Tarifvertraglich abgesicherte Stammbelegschaften würden immer mehr durch billigere Werkvertragler verdrängt:
    "Die Werkverträge entwickeln sich zu einer massiven Bedrohung in den beauftragenden Unternehmen. Der Anteil der Betriebe, die Stammarbeitsplätze durch Werkverträge ersetzten stieg von 2012 auf 2015 um 8 Prozent auf 13 Prozent. Wir beobachten hier eine Verdreifachung."
    Dem entgegnet der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Karsten Tacke:
    "Wir können nur feststellen, dass wir über 340.000 Arbeitsplätze aufgebaut haben hier in den letzten Jahren. Das heißt, es geht mitnichten zulasten der Stammbelegschaften."
    IG Metall: Anzahl der Werkvertragler unklar
    Wie viele Werkvertragler in der Metallbranche arbeiten, sei unklar, sagt die IG Metall. Ebenso unklar sei, wie viele der externen Firmen selbst Tarifverträge hätten. Klar sei durch die Befragung der Betriebsräte aber geworden: In rund drei Viertel der Fälle seien die externen Werkvertragler zu schlechteren Bedingungen beschäftigt als die festen Betriebsmitarbeiter, vor allem zu niedrigeren Löhnen. Vertreter der Maschinenbauindustrie und der Metallarbeitgeber argumentieren, Werkverträge mit niedrigeren Löhnen seien nötig, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der für die Metallbranche tarifvertraglich vereinbarte Einstiegslohn von 14,65 sei einfach zu hoch. Dazu IG Metall Vize Hoffmann:
    "Diese 14,65 sind mit den Arbeitgebern vereinbart über Tarifverträge. Insofern sehen wir keinen Grund, von den gemeinsam abgeschlossenen Tarifverträgen abzuweichen. Im Gegenteil. Ich würde die Arbeitgeber dringend auffordern, hier keine Spielwiese neben dem vereinbarten Tarifterrain aufzumachen mit Billiglöhnen über Werkvertragsvergabe nach außen. Das bringt Konflikt und löst den gemeinsamen Vertrag über die Hintertür auf. Das werden wir nicht akzeptieren."
    Gesetzentwurf zu Werkverträgen
    Das Arbeitsministerium hat einen Gesetzentwurf zu Werkverträgen angekündigt. Die IG Metall fordert, in dem Gesetz den diagnostizierten Missbrauch zu beenden. Außerdem müssten die Unternehmen gezwungen werden, offenzulegen, wie viele Werkverträgler, zu welchen Bedingungen sie beschäftigen. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall sagt, Werkverträge seien ausreichend geregelt, ein Gesetz sei nicht notwendig.