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Meteorstrom Lyriden
Sternschnuppentöne aus der Leier

Bis zum Wochenende spendiert das Firmament wieder ein paar Meteore mehr als üblich. Denn die Erde kreuzt jetzt die Bahn des Kometen Thatcher, dessen Überreste für ein gutes Dutzend Sternschnuppen pro Stunde sorgen.

Von Dirk Lorenzen |
Ganz natürlich am schönsten: helle Sternschnuppe über der Teleskopanlage ALMA
Mit Glück auch in den kommenden Nächten zu sehen: eine sehr helle Sternschnuppe (European Southern Observatory)
Kometen sind schmutzige Schneebälle oder eisige Dreckbälle. Kommen sie in die Nähe der Sonne verdampft das Eis und es bildet sich ein Schweif. Zudem verliert ein Komet viel Staub und Steinchen, die sich auf seiner Bahn verteilen.
Da die Sternschnuppen aus dem Sternbild Leier, lateinisch Lyra, zu kommen scheinen, sprechen Fachleute von den Lyriden. Der Ursprungskomet stand zuletzt 1861 am Himmel – damals hatte ihn der Amateurastronom Albert Thatcher entdeckt, von einem heute unvorstellbaren Standort aus: New York.
Das Sternbild Leier steht gegen 1 Uhr am Osthimmel 
Nach Mitternacht steigt das Sternbild Leier am Osthimmel empor – und mit ihm ein paar Sternschnuppen (Stellarium)

Thatcher wird etwa 2270 wieder auftauchen

Der Komet steht derzeit im Sternbild Andromeda, nicht weit von der berühmten Galaxie. Er ist rund 16 Milliarden Kilometer von uns entfernt, dreimal weiter als Pluto.
Kein Teleskop kann ihn dort aufspüren. Gegen Ende des Jahrhunderts wird Thatcher umkehren – etwa 2270 wird er wieder am Himmel auftauchen.
Zumindest winzige Teile des Kometen sind nun Nacht für Nacht zu sehen. Die Leier, das einzige Musikinstrument unter den Sternbildern, steigt im Laufe der Nacht am Osthimmel auf. Die meisten Lyriden sind in der Nacht zu Freitag zu erwarten.
Die beste Beobachtungszeit ist am frühen Morgen – dann steht die Leier mit der strahlend hellen blauweißen Wega im Zenit, und lässt hier und da ein paar Sternschnuppentöne über das Firmament klingen.