Archiv


Meuterei an der Uni Hamburg

Der autoritäre Führungsstil der Hamburger Hochschulpräsidentin Monika Auweter-Kurtz sorgt für Protest: So sind inzwischen einige Hochschulsenatoren zurückgetreten, Studierende protestieren mit einer Unterschriftenaktion und drei ehemalige Vizepräsidenten der Uni haben sich bei den Fraktionsvorsitzenden der Bürgerschaft beschwert.

Von Verena Herb |
    Monika Auweter-Kurtz bringt die Universität Hamburg in Bewegung, soviel steht fest. Ihre Art der Führung zeichnet sich aus durch Antriebskraft und Schnelligkeit - auch in der Entscheidungsbildung. Und gerade das wird von einigen Mitarbeitern der Universität kritisiert. Anfang der Woche haben drei Universitätsprofessoren an das gesamte Kollegium einen Brief geschickt, in dem sie die Abwahl der Universitätspräsidentin fordern. Ein Vorwurf: die mangelnde Kommunikationsfähigkeit des Präsidiums.

    Monika Auweter-Kurtz nimmt dazu am Morgen gegenüber dem Deutschlandfunk Stellung:

    "Genau diesen Vorwurf muss ich zurückweisen. Genau die, die sich auch in Briefen jetzt äußern, die an die Öffentlichkeit gelangt sind, genau die haben nie um einen Gesprächstermin gebeten."

    Auch die drei ehemaligen Vizepräsidenten der Universität, Wilfried Hartmann, Jörg Hennig und Barbara Vogel haben nicht das Gespräch mit der Präsidentin gesucht, sondern am Dienstag Abend einen Brief bei den Bürgerschaftsfraktionen der Hansestadt eingereicht. Ihr Motiv:

    "Uns bewegt der derzeitige Zustand der Universität. Und die Bürgerschaft wird letztendlich über zwei wichtige Punkte in ganz naher Zukunft entscheiden. Das eine ist die Novellierung des Hochschulgesetzes, und da haben wir große Sorgen in welche Richtung das geht. Und das zweite ist die Zukunft der Universität in baulicher Hinsicht."

    Zur Erklärung: Seit geraumer Zeit wird diskutiert, ob die Möglichkeit bestehe, die Universität in den Hafen zu verlegen, dort komplett neu zu bauen. Eine Entscheidung darüber fällt in der Bürgerschaft und beim Senat voraussichtlich im Herbst. Bei der Novellierung des Hochschulgesetzes, die bald im Hamburger Parlament verabschiedet werden soll, werden unterschiedliche Verfahren derart geändert, dass sich die Entscheidungskompetenz beim Präsidium zentralisieren wird.

    Doch das ist keine Neuigkeit - sondern der Prozess wurde schon vor der Amtszeit der Unipräsidentin angestoßen. Die Konsequenzen allerdings seien jetzt spürbar, so Professor Barbara Vogel:

    "Er hat schon zu einer deutlich lethargischen Stimmung bei vielen Hochschulangehörigen geführt. Und wenn der Weg zu einer autoritären Führungsstruktur weitergeführt wird, dann sehe ich darin das Ende der Universität, wie sie in der Bundesrepublik eine lange Tradition hat, und in Hamburg allemal."

    Monika Auweter-Kurtz kommt nicht aus Hamburg. Das wird ihr nun zum Nachteil gereicht. Als sie vor drei Jahren in die Hansestadt kam, war ihr erklärtes Ziel, die Universität an die Spitze Europas zu führen, doch dafür seien auch Änderungen notwendig, so die Präsidentin:

    "Aber es ist natürlich ganz klar, dass wir von großen Veränderungen sprechen, die die Mitglieder der Universität ganz persönlich betreffen. Und bei der Größe unserer Universität ist es eigentlich auch nicht verwunderlich, dass der eine oder die andere diesen Weg leider nicht mitgehen wollen."

    Es geht bei der gesamten Auseinandersetzung um einen grundsätzlichen Konflikt zwischen präsidialem Führungsstil und kollegialem Führungsstil. Das wird in Hamburg, der fünftgrößten Uni Deutschlands, nun besonders deutlich.

    "Die Universitätsleitung und auch die politische Leitung ist dafür zuständig, Entscheidungen zu treffen. Aber eine Universität ist keine Schraubenfabrik die man so führen kann, wie ein Wirtschaftsunternehmen mit Dekreten von oben nach unten"," so Professor Jörg Hennig.

    Monika Auweter-Kurtz signalisiert Gesprächsbereitschaft:

    ""Ich erwarte aber auch durchaus, dass sie auf mich zugehen, so ist es nicht."

    Ob die Professoren auf dieses Angebot eingehen werden, wird sich bald zeigen.