Donnerstag, 25. April 2024

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Michael Vesper zur Kritik am Galoppsport
"Eine Altersgrenze für Pferde ist nicht sinnvoll"

Der Galoppsport steht in der Kritik. Tierschutzorganisationen bemängeln unter anderem, dass manche Pferde zu jung in Rennen geschickt werden. Michael Vesper, Präsident vom deutschen Dachverband für Galopprennsport, sprach sich im Deutschlandfunk jedoch gegen eine Altersbegrenzung aus.

Michael Vesper im Gespräch mit Maximilian Rieger | 01.02.2020
20.11.2019, Rennen 6, Preis der Mitglieder des DRV, Galopp, letzter Renntag in Dresden-Seidnitz, *** 20 11 2019, race 6, prize of the members of the DRV, gallop, last race day in Dresden Seidnitz,
Galoppsport - hier auf der Rennbahn in Dresden - ist umstritten. (Imago)
Michael Vesper gibt zu, dass die Wettumsätze im Galoppsport in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich gesunken sind: von 125 auf nur noch 26 Millionen Euro. Das habe jedoch mit vielen Faktoren zu tun, zum Beispiel den aufkommenden Sportwetten im Internet, der Konkurrenz durch andere Sportarten und anderer Medien.
Aber der Präsident von "Deutscher Galopp" will nach vorne schauen. Erst in dieser Woche hatte sich der Dachverband umbenannt. Und Vesper sieht schon eine positive Tendenz: "Wir haben im Jahr 2019 einen gesteigerten Wettumsatz im Vergleich zu 2018 hinbekommen. Wir sind auch dabei unseren Auftritt zu verbessern und populärer zu machen."
Der Besuch einer Rennbahn solle für die ganze Familie etwas Besonderes bieten. Vesper verweist auf eine Untersuchung, die jüngst gezeigt habe, dass die meisten Besucher mit einem guten Gefühl nach Hause gegangen sein: "Sie haben gesagt: der Nachmittag war schön, der hat sich gelohnt."
Diskussion um Altersbegrenzung für Pferde
Doch der Galopprennsport steht immer wieder in der Kritik. Vergangenes Jahr sind mehrere Pferde bei Rennen gestorben. Tierschutzorganisationen halten es für viel zu früh, zum Teil erst 22 oder 26 Monate alte Fohlen auf die Rennbahn zu lassen. Vesper: "Das ist eine internationale Entwicklung. Wir können als deutscher Pferdesport, der nur wenige Prozente des gesamten Weltsports ausmacht, nicht die gesamten Regeln verändern. Sie können sicher sein, dass nur solche Pferde ins Rennen gehen, die von Fachtierärzten sorgfältig untersucht worden sind und die sowohl psychisch als auch physisch in der Lage sind, solche Rennen zu bestreiten."
Es gebe Untersuchungen, dass Pferde, die mit zwei Jahren "behutsam ins Rennen geführt werden", hinterher weniger verletzungsanfällig seien, so Vesper. Angesprochen auf eine Altersbegrenzung für Pferde sagt der Chef der Galopper: "Die halten wir nicht für sinnvoll und nicht für notwendig."
Man sei mit Tierschutzorganisationen im Gespräch
Vesper widerspricht auch dem Eindruck, dass der Galoppsport durch diese Diskussionen ein schlechtes Image habe. Zudem spreche man immer wieder mit Tierschutzorganisationen: "Wir sprechen über den Peitscheneinsatz, der in Deutschland ja sehr stark reglementiert ist. Wir sprechen darüber, ob er weiter reglementiert wird. Wir sprechen über die Haltung der Pferde oder zusätzliche Untersuchungen, auch tierpsychologische Untersuchungen. Das steht alles auf der Agenda. Aber das kann man alles nicht von heute auf morgen verändern."
Der Besuch einer Rennbahn soll in Zukunft attraktiver werden, so Vesper: "Wir wollen das Erlebnis in den Vordergrund stellen. Es ist ein Unterschied, ob man Zuhause am Computer sitzt oder in irgendeinem Wettbüro oder ob man auf der Bahn ist und für zwei Minuten Besitzer eines Galopprennpferdes, das da versucht, unter die ersten Drei zu kommen. Das wollen wir stärker herausstellen."
Weniger Abzüge, bessere Quoten
Außerdem habe man die Abzüge bei den Wetten verringert, so dass bessere Quoten erzielt werden könnten. Vesper: "Und wir wollen stärker das Internet nutzen, so dass man auch am Smartphone wetten kann. Darüber hinaus haben wir dieses Jahr vor unsere Bilder zu professionalisieren. Damit man besser erkennen kann, wer vorne liegt und wie der Rennverlauf ist."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.