Samstag, 04. Mai 2024

Archiv


Michel Portal & Vincent Peirani

Die siebte Ausgabe des Jazzdor Festivals Strasbourg-Berlin wurde eröffnet mit dem Konzert eines ungleichen Paares, das sich musikalisch gleichwohl blendend verstand. Der vor allem als Bassklarinettist weltbekannte Michel Portal, ein musikalischer Grenzgänger par excellence, duettierte mit dem Akkordeonisten Vincent Peirani - und der enorme Altersunterschied war ab den ersten Takten wie weggeblasen.

Vorgestellt von Karl Lippegaus | 19.11.2013
    Von Peirani war kurz zuvor ein neues Album, "Thrill Box" erschienen, das die internationale Kritik zu Recht veranlasste, Peirani als Rising star anzupreisen. Die beiden Musiker aus Paris hatten sich vor ihrem Berliner Auftritt sporadisch für Duokonzerte getroffen und Portal fühlte sich sichtlich und hörbar wohl im Dialog mit dem jungen, hünenhaften Südfranzosen, der am liebsten barfüßig die Bühne betritt.

    Ohne sich anzubiedern, ohne Taschenspielertricks, dafür mit viel Wissen und Offenheit inszenierten die beiden anregende Dialoge, bei denen die Leichtigkeit und der Sinn für Einfachheit das große Können und die Erfahrung charmant untertrieben.

    In Nizza hatte Peirani als Sohn eines Gitarristen erstmal eher widerwillig Akkordeon spielen gelernt und später am Konservatorium studiert. Wie Portal hat auch er einen sehr breiten Musikgeschmack: Virtuos modernisiert er im Handumdrehen alte Tangos und Musette-Walzer, taucht sie ein in die subtil harmonische Welt der Impressionisten, um im selben Atemzug komplexe Bop-Chorusse hervorzuzaubern.

    Wie in allen wahrhaft großen Momenten des Jazz wird auch bei Portal und Peirani das Instrument zur Verlängerung des Körpers, und es beginnt zu atmen, zu sprechen, zu tanzen.


    Michel Portal & Vincent Peirani
    Michel Portal, Bassklarinette
    Vincent Peirani, Akkordeon

    Aufnahme vom 5.6.13 bei Jazzdor in Berlin