Vergeben wurde der MIDEM Classical Award für insgesamt 15 Kategorien. Nominiert waren 567 Einspielungen von 118 Plattenfirmen aus 21 Ländern. Die Internationale Jury setzte sich aus 19 Mitgliedern renommierter Fachmagazine, Internetportale und Radio-Stationen zusammen.
Erfreulich und außergewöhnlich war diesmal, dass allein fünf der 15 Hauptauszeichnungen an Aufnahmen aus dem Bereich der Alten Musik gingen. Das zeigt auch, welchen Stellenwert dieses Genre im internationalen Musikmarkt inzwischen hat, wenn es jedoch zumeist, bis auf wenige Ausnahmen, nicht unbedingt der Kassenschlager ist.
So wurde auch der Preis in der Kategorie "Soloinstrument" für eine Aufnahme vergeben, die wenig spektakulär aber dennoch höchst exquisit ist. Gustav Leonhardt, einer der Väter der Alte-Musik-Bewegung, erhielt die Auszeichnung für seine Einspielung von Cembalo-Stücken William Byrds, erschienen beim französischen Label Alpha und schon zuvor mit den wichtigsten Magazinpreisen bedacht.
William Byrd hatte im elisabethanischen Zeitalter eine vergleichbar hohe Stellung wie William Shakespeare für Theater und Literatur inne. Er verdingte sich als Organist und Komponist an der Chapell Royal und gehörte zu den wichtigsten Persönlichkeiten im englischen Musikleben der ausgehenden Renaissance, der auch ganze Generationen von später bedeutenden Musikern ausbildete. Wie groß sein Renommee war, lässt sich allein daran sehen, dass er als Katholik bei den religionspolitischen Querelen unbehelligt blieb. Durch das von Elisabeth der I. verliehene Privileg des Musikaliendrucks konnten nahezu alle Werke des umfangreichen Oeuvres von Byrd gedruckt werden und auch weithin Popularität erhalten. Er schrieb für alle musikalischen Gattungen seiner Zeit in einem sehr kunstvollen Stil, der die absolute Beherrschung von Technik und Ausdruck dokumentiert.
Gustav Leonhardt, Jahrgang 1928, hat für diese Aufnahme 14 der etwa 130 erhaltenen Stücke für Tasteninstrumente ausgesucht, die einen interessanten Einblick in diese Kunstgattung der englischen Virginalmusik geben. Er spielt diese Tanz- und Variationssätze in seiner unprätentiösen ernsthaften Art, der es jedoch nie an dem nötigen Elan fehlt. Der MIDEM Classical Award ist auch eine Ehrerbietung gegenüber einem der bedeutendsten Cembalisten, Organisten und Wissenschaftler des 20.Jahrhunderts. Den besonderen klanglichen Reiz dieser Aufnahme macht die Verwendung eines originalen Cembalos aus dem 16.Jahrhundert aus. Das Claviorganum, das von Lodewijk Theewes 1579 in London gebaut wurde, ist wie kein anderes mit der Musik Byrds verbunden. Während sich noch eine Reihe früher italienischer Cembali aus dieser Zeit erhalten haben, ist das Theewes Instrument das einzige, original signierte und datierte nordeuropäische Cembalo aus dem 16.Jahrhundert.
" Musikbeispiel: William Byrd - Fantasia (13) - Gustav Leonhardt, Cembalo "
Dies war Gustav Leonhardt mit eine "Fantasia" von William Byrd, eine bei Alpha erschienene Produktion, die den diesjährigen MIDEM Classical Award in der Sparte "Soloinstrument" erhalten hat.
Zur "Aufnahme des Jahres" und als Gewinner in der Sparte "Alte Musik" wurde bei der diesjährigen weltgrößten Musikmesse in Cannes Jordi Savall zusammen mit Hesperion XXI und der Capella Reial de Catalunya sowie renommierten Sängern, Instrumentalsolisten und Sprechern ausgezeichnet.
Er hat, zum 400-jährigen Jubiläum, ein Programm um den Schelmenroman Don Quichote de la Mancha von Miguel de Cervantes zusammengestellt, das allein von der Aufmachung her den Rahmen einer normalen CD-Produktion sprengt. Erschienen ist es in Savalls eigenem Label Alia Vox.
In dem 7-sprachigen bebilderten Booklet zu den beiden CDs sind neben ausführlichen Erläuterungen auch alle Texte aufgeführt, deren Lektüre allein schon ein Vergnügen ist.
Die Aufnahme ist eine Ehrerbietung einem Dichter und Musiker gegenüber, der, so Savall, nicht nur im Spanien seiner Zeit weitgehend unverstanden war, sondern von seinen Zeitgenossen sogar geradezu malträtiert und erniedrigt wurde. Savall hielt es daher für angemessen, inmitten der Feierlichkeiten daran zu erinnern und zugleich die musikalische Dimension dieses Genies hervorzuheben. Denn nur ein Schriftsteller mit ausgezeichneter Bildung und Erfahrung, der zudem große Kenntnisse über Praxis und Funktion der Musik, das alte und zeitgenössische Repertoire der Romanzen, Lieder und Tänze sowie damals gebräuchliche Musikinstrumente besaß, so Savall, konnte in der Lage sein, so viele und genaue Informationen über das alltägliche musikalische Schaffen in seine Erzählungen einzufügen. Es ist ein poetisch-musikalisches Fresko, das auch neue Aspekte um den Ursprung des Wahnsinns des liebenswürdigen "Ritter der traurigen Gestalt" beleuchtet.
Der Roman ist eine Persiflage auf die damals so populären Ritterromane, bedient sich zugleich aber dieser literarischen Form. Durch die Hinzunahme der Musik, die zugleich Frieden und Freude, Wehmut und Trauer aber auch Zauber und Sinnlichkeit zu vermitteln mag, ist ein Gesamtkunstwerk entstanden, das einen in längst vergessene Welten versetzt.
Hören Sie hier den Beginn des 1.Kapitels "Welches vom Stand und der Lebensweise des berühmten Junkers Don Quichote von der Mancha handelt: "Ich bin die Torheit".
" An einem Orte der Mancha, an dessen Namen ich mich nicht erinnern will, lebte vor nicht langer Zeit ein Junker, einer von denen, die einen Speer im Lanzengestell, eine alte Tartsche, einen hagern Gaul und einen Windhund zum Jagen haben. Alle Stunden, wo er müßig war, gab er sich dem Lesen hin, mit so viel Neigung und Vergnügen, dass der arme Ritter durch solche Redensarten den Verstand verlor und sich abstudierte, um sie zu begreifen und aus ihnen den Sinn herauszuklauben. Er versenkte sich so tief in seine Bücher, dass ihm die Nächte vom Zwielicht bis zum Zwielicht und die Tage von der Dämmerung bis zur Dämmerung über dem Lesen hingingen; und so, vom wenigen Schlafen und vom vielen Lesen, trocknete ihm das Hirn so aus, dass er zuletzt den Verstand verlor."
" Musikbeispiel: Don Quichote, aus: Kapitel 1, Anfang - Hesperion XXI - Monserrat Figueras, Sopran - Leitung Jordi Savall"
Erfreulich und außergewöhnlich war diesmal, dass allein fünf der 15 Hauptauszeichnungen an Aufnahmen aus dem Bereich der Alten Musik gingen. Das zeigt auch, welchen Stellenwert dieses Genre im internationalen Musikmarkt inzwischen hat, wenn es jedoch zumeist, bis auf wenige Ausnahmen, nicht unbedingt der Kassenschlager ist.
So wurde auch der Preis in der Kategorie "Soloinstrument" für eine Aufnahme vergeben, die wenig spektakulär aber dennoch höchst exquisit ist. Gustav Leonhardt, einer der Väter der Alte-Musik-Bewegung, erhielt die Auszeichnung für seine Einspielung von Cembalo-Stücken William Byrds, erschienen beim französischen Label Alpha und schon zuvor mit den wichtigsten Magazinpreisen bedacht.
William Byrd hatte im elisabethanischen Zeitalter eine vergleichbar hohe Stellung wie William Shakespeare für Theater und Literatur inne. Er verdingte sich als Organist und Komponist an der Chapell Royal und gehörte zu den wichtigsten Persönlichkeiten im englischen Musikleben der ausgehenden Renaissance, der auch ganze Generationen von später bedeutenden Musikern ausbildete. Wie groß sein Renommee war, lässt sich allein daran sehen, dass er als Katholik bei den religionspolitischen Querelen unbehelligt blieb. Durch das von Elisabeth der I. verliehene Privileg des Musikaliendrucks konnten nahezu alle Werke des umfangreichen Oeuvres von Byrd gedruckt werden und auch weithin Popularität erhalten. Er schrieb für alle musikalischen Gattungen seiner Zeit in einem sehr kunstvollen Stil, der die absolute Beherrschung von Technik und Ausdruck dokumentiert.
Gustav Leonhardt, Jahrgang 1928, hat für diese Aufnahme 14 der etwa 130 erhaltenen Stücke für Tasteninstrumente ausgesucht, die einen interessanten Einblick in diese Kunstgattung der englischen Virginalmusik geben. Er spielt diese Tanz- und Variationssätze in seiner unprätentiösen ernsthaften Art, der es jedoch nie an dem nötigen Elan fehlt. Der MIDEM Classical Award ist auch eine Ehrerbietung gegenüber einem der bedeutendsten Cembalisten, Organisten und Wissenschaftler des 20.Jahrhunderts. Den besonderen klanglichen Reiz dieser Aufnahme macht die Verwendung eines originalen Cembalos aus dem 16.Jahrhundert aus. Das Claviorganum, das von Lodewijk Theewes 1579 in London gebaut wurde, ist wie kein anderes mit der Musik Byrds verbunden. Während sich noch eine Reihe früher italienischer Cembali aus dieser Zeit erhalten haben, ist das Theewes Instrument das einzige, original signierte und datierte nordeuropäische Cembalo aus dem 16.Jahrhundert.
" Musikbeispiel: William Byrd - Fantasia (13) - Gustav Leonhardt, Cembalo "
Dies war Gustav Leonhardt mit eine "Fantasia" von William Byrd, eine bei Alpha erschienene Produktion, die den diesjährigen MIDEM Classical Award in der Sparte "Soloinstrument" erhalten hat.
Zur "Aufnahme des Jahres" und als Gewinner in der Sparte "Alte Musik" wurde bei der diesjährigen weltgrößten Musikmesse in Cannes Jordi Savall zusammen mit Hesperion XXI und der Capella Reial de Catalunya sowie renommierten Sängern, Instrumentalsolisten und Sprechern ausgezeichnet.
Er hat, zum 400-jährigen Jubiläum, ein Programm um den Schelmenroman Don Quichote de la Mancha von Miguel de Cervantes zusammengestellt, das allein von der Aufmachung her den Rahmen einer normalen CD-Produktion sprengt. Erschienen ist es in Savalls eigenem Label Alia Vox.
In dem 7-sprachigen bebilderten Booklet zu den beiden CDs sind neben ausführlichen Erläuterungen auch alle Texte aufgeführt, deren Lektüre allein schon ein Vergnügen ist.
Die Aufnahme ist eine Ehrerbietung einem Dichter und Musiker gegenüber, der, so Savall, nicht nur im Spanien seiner Zeit weitgehend unverstanden war, sondern von seinen Zeitgenossen sogar geradezu malträtiert und erniedrigt wurde. Savall hielt es daher für angemessen, inmitten der Feierlichkeiten daran zu erinnern und zugleich die musikalische Dimension dieses Genies hervorzuheben. Denn nur ein Schriftsteller mit ausgezeichneter Bildung und Erfahrung, der zudem große Kenntnisse über Praxis und Funktion der Musik, das alte und zeitgenössische Repertoire der Romanzen, Lieder und Tänze sowie damals gebräuchliche Musikinstrumente besaß, so Savall, konnte in der Lage sein, so viele und genaue Informationen über das alltägliche musikalische Schaffen in seine Erzählungen einzufügen. Es ist ein poetisch-musikalisches Fresko, das auch neue Aspekte um den Ursprung des Wahnsinns des liebenswürdigen "Ritter der traurigen Gestalt" beleuchtet.
Der Roman ist eine Persiflage auf die damals so populären Ritterromane, bedient sich zugleich aber dieser literarischen Form. Durch die Hinzunahme der Musik, die zugleich Frieden und Freude, Wehmut und Trauer aber auch Zauber und Sinnlichkeit zu vermitteln mag, ist ein Gesamtkunstwerk entstanden, das einen in längst vergessene Welten versetzt.
Hören Sie hier den Beginn des 1.Kapitels "Welches vom Stand und der Lebensweise des berühmten Junkers Don Quichote von der Mancha handelt: "Ich bin die Torheit".
" An einem Orte der Mancha, an dessen Namen ich mich nicht erinnern will, lebte vor nicht langer Zeit ein Junker, einer von denen, die einen Speer im Lanzengestell, eine alte Tartsche, einen hagern Gaul und einen Windhund zum Jagen haben. Alle Stunden, wo er müßig war, gab er sich dem Lesen hin, mit so viel Neigung und Vergnügen, dass der arme Ritter durch solche Redensarten den Verstand verlor und sich abstudierte, um sie zu begreifen und aus ihnen den Sinn herauszuklauben. Er versenkte sich so tief in seine Bücher, dass ihm die Nächte vom Zwielicht bis zum Zwielicht und die Tage von der Dämmerung bis zur Dämmerung über dem Lesen hingingen; und so, vom wenigen Schlafen und vom vielen Lesen, trocknete ihm das Hirn so aus, dass er zuletzt den Verstand verlor."
" Musikbeispiel: Don Quichote, aus: Kapitel 1, Anfang - Hesperion XXI - Monserrat Figueras, Sopran - Leitung Jordi Savall"
Diskographie
Titel: William Byrd
Pièces de Clavecin
Solist: Gustav Leonhardt, Cembalo
Label: Alpha
LC 00516
Bestell-Nr.: Alpha 073
Titel: Don Quichote de la Mancha
Solisten: Hesperion XXI
La Capella Reial de Catalunya
Leitung: Jordi Savall
Label: Alia Vox
LC 13943
Bestell-Nr.: AVSA 9843 A
Pièces de Clavecin
Solist: Gustav Leonhardt, Cembalo
Label: Alpha
LC 00516
Bestell-Nr.: Alpha 073
Titel: Don Quichote de la Mancha
Solisten: Hesperion XXI
La Capella Reial de Catalunya
Leitung: Jordi Savall
Label: Alia Vox
LC 13943
Bestell-Nr.: AVSA 9843 A