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Migration aus Afrika
"Wichtig, dass man den Jungs keine Illusion vorgaukelt"

Viele junge Männer aus Afrika verlassen ihre Heimat im Glauben, in Europa mit dem Fußballspielen Geld zu verdienen. Doch nur die wenigsten schaffen den Sprung in die Profi-Ligen. NRW-Integrationsminister Joachim Stamp fordert deshalb von den Fußballverbänden mehr Aufklärungsarbeit.

Von Moritz Küpper | 06.08.2017
    Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Joachim Stamp
    Joachim Stamp (dpa)
    Natürlich, es gibt sie, die positiven Beispiele: Ousman Manneh ist so eines. Mittlerweile 20 Jahre alt, traf der Stürmer, der zwei Jahre zuvor aus Gambia nach Deutschland geflohen war, in der vergangenen Saison für Werder Bremen in der Fußball-Bundesliga. Nun soll der Nachwuchsmann zwar ausgeliehen werden, doch für Schlagzeilen hat er bereits gesorgt: "Dieser Flüchtling versetzt Werders Fans in Ekstase", hieß es in "Der Welt".
    "Eine dieser Schlepper-Propaganda-Lügen"
    "Im Einzelfall ist das für den jungen Mann eine ganz wunderbare Geschichte. Für die Gesamterzählung der Schlepper ist das natürlich eine völlige Katastrophe. Das spielt denen völlig in die Hände", sagt dagegen Joachim Stamp. Der FDP-Politiker ist seit gut einem Monat Minister für Integration und Familie in Nordrhein-Westfalen, Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland. Und gerade hinsichtlich der Flüchtlingsfrage und dem Fußball sieht er ein Problem:
    "Ich bin ja in verschiedenen Ländern unterwegs gewesen und hab mit vielen jungen Migranten zum Teil auch Minderjährigen vor Ort gesprochen und es war verblüffend bei wie vielen tatsächlich der Glaube vorhanden ist, man würde für Fußball in Europa bezahlt. Die glauben tatsächlich, dass, wenn sie für einen Dorfverein kicken, dass sie dafür bezahlt werden, waren dann ganz überrascht, als ich von meiner eigenen Amateurfußballkarriere erzählt habe und berichtet habe, dass ich immer selbst dafür bezahlt habe, dass ich spielen durfte. Das ist halt eine dieser Schlepper-Propaganda-Lügen."
    Die aber, aus Sicht des Ministers, verheerende Wirkung habe. Hier sei aber nicht nur die Politik gefordert:
    "Ich glaube, dass es notwendig wäre, dass UEFA und FIFA hier mal eine große Öffentlichkeitskampagne machen, um das auf dem afrikanischen Kontinent klar zu kommunizieren, dass das eben nicht so ist."
    Mehr Aufklärungsarbeit in den sozialen Netzwerken
    Diese Aufklärungsarbeit könne beispielsweise in den sozialen Netzwerken betrieben werden:
    "Wir werden die Anregung geben und ich bin dann mal gespannt: Ich meine, man hat ja mit großem Aufwand auch die Anti-Rassismus-Kampagne gemacht. Das ist, glaub ich, auch wichtig, aber es ist eben auch wichtig, dass man hilft, dass man afrikanischen Jungs nicht eine Illusion vorgaukelt, die sie teilweise dann mit dem Ertrinken im Mittelmeer bezahlen."
    Denn das Beispiel von Ousman Manneh, so Stamp, sei die absolute Ausnahme.