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Mikis Theodorakis
Der große Grieche wird 90

Er ist eine Legende, ein Volksheld, und wahrscheinlich der bekannteste Grieche der Welt: Heute wird der griechische Komponist Mikis Theodorakis 90 Jahre. Seine Filmmusik zu "Alexis Sorbas" machte ihn weltberühmt. Selbst im hohen Alter engagiert er sich in der Politik und demonstriert auf der Straße - ein aktiver Linker, dem Syriza zu zahm geworden ist.

Von Anna Koktsidou |
    Der griechische Komponist Mikis Theodorakis
    Der griechische Komponist Mikis Theodorakis (dpa / picture alliance)
    Ein Meisterwerk und von zeitloser Gültigkeit: das Oratorium "Axion Esti", zu deutsch "gepriesen sei": von Mikis Theodorakis 1964 uraufgeführt - ein Epos über das Elend des Krieges und eine Hymne an das Leben:
    Der Gedichtzyklus "Axion Esti" wurde von Odysseas Elytis geschrieben, der dafür den Literaturnobelpreis bekam. Die Vertonung von Theodorakis: eine Revolution für die musikalische Tradition Griechenlands: Bouzouki, bis dahin das Instrument der sozialen Randgruppen, vereint mit einem sinfonischen Orchester. Eine Verschmelzung, die typisch dafür ist, wie Theodorakis Musik versteht:
    "Ich akzeptiere die Unterscheidung zwischen ernster und leichter Musik nicht. Es gibt nur gute und schlechte Musik. Ich messe dem Lied sehr große Bedeutung bei und ich glaube, dass ein gutes Lied einem sinfonischen Werk im Wert in nichts nachsteht."
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    Der griechische Komponist Mikis Theodorakis in seinem Haus in Athen am 24.02.2015 (picture alliance / dpa / Orestis Panagiotou)
    Mikis Theodorakis wurde 1925 auf der Insel Chios geboren. In Athen und Paris studierte er Komposition. Berühmt wurde er im Ausland Mitte der 60er-Jahre vor allem für den Soundtrack zum Film "Alexis Sorbas" mit Anthony Quinn als Sirtaki tanzenden Griechen; seitdem der Inbegriff des Griechenlandkitsches. Aber zu seinem Werk gehört viel, viel mehr: zahlreiche Opern, Oratorien, Sinfonien, Liederzyklen. Doch Theodorakis versteht sich bis heute auch als Intellektueller, der sich einmischt: Sein Engagement für die Linke brachte ihm Deportationen, Folterungen oder Hausarrest ein. In den 80er- und 90er-Jahre wechselte er zwischendurch die Lager, arbeitete auch mit den Konservativen zusammen.
    Heute ist er ein Kritiker der Syriza-Regierung von Alexis Tsipras, sie ist ihm zu zahm gegenüber den Gläubigern. In Griechenland wird er aber vor allem dafür verehrt, dass er mit seiner Musik zeitgenössische Lyriker - wie Ritsos, Seferis, Kampanellis - zum Volksgut machte.
    "Es gibt zwei Kategorien von Liedern: Jene, die uns dazu bringen, zu vergessen, und jene, die uns dazu bringen, dass wir uns erinnern. Lieder, die zum Erinnern beitragen, haben wir viele in Griechenland. Wir haben eine große Schule von Volkskomponisten, die einen Schatz an Melodien hinterlassen; diesen Weg bin auch ich gegangen, und alle gemeinsam haben wir versucht, unsere nationalen und traditionellen Wurzeln so gut wie möglich zu erhalten."
    Seine Lieder vergessen die Griechen ganz sicher nicht: Sie gehören zum Repertoire von Musikern jeglicher Couleur, werden auf Festivals, Partys und Demonstrationen gleichermaßen gesungen. Mit seinen politischen Ansichten ist nicht jeder einverstanden - mit seinem Werk jedoch alle.