Archiv


Mikrosysteme aus Elektronik und Kunststoff

Technik. - Wurde Plastik vor Jahren noch bevorzugt als Isolator verwendet, verschmelzen heute dagegen immer häufiger die Welten von leitfähigen Design-Polymeren und Mikroelektronik. So leuchten etwa Kunststoffplättchen, wenn eine Spannung daran angelegt wird, und Polymere leiten Strom und speichern inzwischen auch Daten. In Potsdam begann heute die erste Konferenz, die sich mit Themen rund um den Interdisziplinären Bereich der Kunststofftechnik, Mikroelektronik und Photonik beschäftigt.

    Die Visionen von der Zukunft warten oft mit einer geradezu Mikrochip-gespickten Umwelt auf: Mikroelektronik im Tetrapak meldet einen zur Neige gehenden Milchvorrat, eingewobene Schaltungen signalisieren unsere Anwesenheit im Supermarkt und geleiten uns sogar in die Milch- und Frischwarenabteilung. Dem entgegen stehen allerdings die hohen Kosten für herkömmliche Mikroprozessoren. Viel einfacher wäre es doch, könnte der intelligente Sensor inklusive Batterie und Antenne gleich auf die Verpackungspappe gedruckt werden. Genau dies schafft jetzt ein Verfahren, bei dem die komplette Elektronik quasi mit einem besonderen Tintenstrahldrucker Punkt für Punkt aufgesprüht wird. Die Dicke des Resultats sei kaum stärker als die eines herkömmlichen Aufdrucks, erklärt Rolf Aschenbrenner, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration in Berlin.

    Entscheidend für winzige und unauffällige Anwendungen ist aber auch die Größe der einzelnen Leiterbahnen und Schaltungen: "Inzwischen bieten Tintenstrahlverfahren eine Auflösung von bis zu 30 Mikrometern. Der großflächige Siebdruck liefert dagegen nur Abstände von etwa 60 bis 100 Mikrometer, allerdings zu geringeren Fertigungskosten", erklärt der Wissenschaftler. Eine Gefahr für die hoch gezüchteten Prozessoren auf Siliziumbasis besteht indes nicht, denn für die anvisierten Verwendungen reichen Speicherkapazitäten von gerade 250 Zeichen. Diese Information genügt, um die eingeworfene Kleidung der Hightech-Waschmaschine zu signalisieren, die daraufhin den entsprechenden Waschgang einstellt. In der medizinischen Erprobung befinden sich bereits auch intelligente Pflaster, die Schmerzpatienten automatisch mit ausreichend Arznei versorgen, ohne dabei die Gefahr einer Über- oder Unterdosierung aufkommen zu lassen. Die nötige Elektronik befindet sich dabei auf einer hauchdünnen Folie unter dem Pflaster.

    Eine weitere Anwendung für polytronische Systeme könnte Zeitungen, Prospekten und Lexika zu neuem Glanz verhelfen, erklärt Karlheinz Bock aus München: Statt dröger Darstellungen könnten neuartige Folien auch bewegte Bildern in die Druckwerke befördern. Den dazu nötigen Strom können bereits heute polymere Solarzellen oder Batterien liefern.

    [Quelle: Wolfgang Noelke]

    Links:

    http://www.izm.fhg.de/

    DeutschlandRadio Online ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internet-Seiten.