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Milchprodukte werden teurer

Nach dem Marktführer Aldi verlangt jetzt auch der Discounter Lidl mehr Geld für Milch, Sahne und Quark. Dirk Lenders, Redakteur der "Lebensmittel-Zeitung", glaubt, dass sich die höheren Preise durchsetzen werden, da die Nachfrage nach Milchprodukten auch im Ausland deutlich gestiegen ist.

Dirk Lenders im Gespräch mit Susanne Kuhlmann | 04.05.2011
    Susanne Kuhlmann: Milch und Milchprodukte werden teurer. Nach dem Marktführer Aldi verlangt jetzt auch der Discounter Lidl mehr Geld für Milch, Sahne und Quark. Aldi war am Montag Vorreiter und erhöhte die Preise um bis zu acht Prozent, so der Wirtschaftsinformationsdienst "Preiszeiger". Eine Konsequenz aus der aktuellen Verhandlungsrunde zwischen Handel und Molkereien über Halbjahrespreise. Wenn Milch und Milchprodukte bei Aldi teurer werden, folgen dann alle anderen Handelsketten nach?

    Dirk Lenders ist Redakteur der "Lebensmittel-Zeitung" in Frankfurt und dort für Molkereiprodukte zuständig. Herr Lenders, müssen wir bald also überall mehr für Milch zahlen?

    Dirk Lenders: Ich gehe davon aus, dass auch die anderen Handelsunternehmen die Preiserhöhung der Molkereien akzeptieren werden und dann auch da die Preise steigen werden. Sollte dies nicht der Fall sein, können wir allerdings auch davon ausgehen, dass Aldi oder Lidl ihre Preise wieder senken werden.

    Kuhlmann: Die Discounter erklären sich ja nicht so leicht zu Preiserhöhungen für diese Produkte bereit. Gerade bei Milch, Sahne, Butter und Käse gucken die Kunden ja genau hin. Hatten die Molkereien die besseren Argumente?

    Lenders: Ich denke schon, dass die Molkereien jetzt die besseren Argumente hatten. Die weltweite Nachfrage nach Molkereiprodukten ist gut, deutsche Molkereien können Käse, Butter und Milchpulver weltweit gut verkaufen und hatten damit auch gute Argumente, hier im Heimatland höhere Preise durchzusetzen.

    Kuhlmann: Warum ist das ein Argument? Warum ist der Auslandsmarkt ein Argumentationshintergrund für die Preisverhandlungen hier?

    Lenders: Die Milchmenge ist begrenzt und wenn die Molkereien für Käse oder Butter oder Pulver, das sie zum Beispiel in Russland verkaufen können, mehr Geld verlangen können, wirkt sich das natürlich auch auf die Preise auf dem deutschen Markt aus, weil die Molkereien dem Handel natürlich sagen können, du musst mir einen entsprechenden Preis bezahlen, ansonsten verwerte ich die Milch anderswo besser und kriege da mehr Geld.

    Kuhlmann: Heißt das auch, dass bei uns die Preise für solche Produkte besonders niedrig sind oder zumindest waren?

    Lenders: Ich denke schon, dass wir in Deutschland bei Lebensmitteln grundsätzlich ein relativ geringes Preisniveau im europäischen Vergleich haben. Allerdings haben wir auch bei anderen Produkten im Bereich der Molkereiprodukte, zum Beispiel bei Käse und Butter, in den letzten Monaten sehr starke Preiserhöhungen gehabt, und von daher war auch logisch, dass jetzt mal die sogenannten Milch-Frischprodukte, also Milch, Trinkmilch etc., nachziehen.

    Kuhlmann: Wie wird sich die Situation Ihrer Ansicht nach denn weiter entwickeln?

    Lenders: Ich gehe nicht davon aus, dass jetzt im nächsten halben Jahr die Preise noch weiter steigen werden. Bei Milch-Frischprodukten sind sie jetzt auf einem höheren Niveau angekommen. Es wird sicherlich bei Käse vielleicht noch die eine oder andere kleinere Preiserhöhung geben. Bei Butter gehe ich eigentlich eher davon aus, dass der Preis stabil bleibt, oder sogar wieder sinkt.

    Kuhlmann: Hat denn der Verbrauch eigentlich eine Auswirkung auf die Preisgestaltung? Ich habe gelesen, die Deutschen kauften in der letzten Zeit mehr Milch und Milchprodukte als früher mal.

    Lenders: Ja. Interessanterweise war zu Zeiten vor zwei, drei Jahren, als die Trinkmilch sehr günstig war, der Verbrauch sogar zurückgegangen. Jetzt, wo der Preis höher ist, geht der Verbrauch hoch. Da scheint der Verbraucher nicht sehr sensibel zu sein. Anders ist es bei Butter. Sobald die Butter bestimmte Preisschwellen überschreitet, greift der Verbraucher dann gerne zur Margarine, was einen geringeren Verbrauch ausmacht, und dann sinken auch wieder die Preise. Da ist der Verbraucher ein bisschen sensibler, bei anderen Produkten scheint es nicht ganz so stark zu sein.

    Kuhlmann: Ist der Verbrauch eigentlich im Sommerhalbjahr höher als im Winter, wenn man jetzt an Speiseeis denkt oder vielleicht auch mehr Lust auf Quark und Joghurt?

    Lenders: Es gibt schon sehr unterschiedliche Verbrauchsspitzen. Im Winter zum Beispiel, wenn sie auf Weihnachten zugehen, dann verkaufen sie deutlich mehr hochwertigen Käse. Im Sommer wird zum Beispiel der Verbrauch an Buttermilch- oder Trinkmilchprodukten natürlich etwas höher, weil dann im Sommer die Leute sich damit erfrischen wollen. Das ergibt schon sehr starke saisonale Schwankungen, ja.

    Kuhlmann: Dirk Lenders von der Lebensmittelzeitung war das über steigende Preise für Milch und Milchprodukte. Vielen Dank nach Frankfurt.