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Milliardenschweres Continental-Aktienpaket verkauft

Vier Jahre nach der aus dem Ruder gelaufenen Übernahme des Autozulieferers Continental befreit sich der fränkische Familienkonzern Schaeffler allmählich aus der Schuldenfalle. Der Auto- und Industriezulieferer verkaufte quasi über Nacht Continental-Aktien für 1,6 Milliarden Euro.

Von Brigitte Scholtes |
    Der Großaktionär hat den DAX-Aufstieg des Hannoveraner Autozulieferers Continental genutzt. Die Schaeffler-Familie hat noch am Montagabend einen Anteil von etwa zehn Prozent zu einem Platzierungspreis von 77,50 Euro auf den Markt geworfen. Damit erlöste das Unternehmen 1,6 Milliarden Euro. Mit diesem Geld werden Schulden getilgt. Direkt bleibt Schaeffler weiter mit 49,9 Prozent an Continental beteiligt. Der Kurs der Continental-Aktie hatte auch wegen des absehbaren DAX-Aufstiegs wieder das Niveau von 2008 erreicht, zu dem Schaeffler groß eingestiegen war. Im Frühjahr 2009 war das Continental-Papier bis auf zwölf Euro abgesackt. Schaeffler habe also zumindest keinen Verlust erlitten, sagt Hans-Peter Wodniok, Analyst von fairesearch:

    "Für Schaeffler ist es sicherlich ein Zeichen, dass man die Übernahme total falsch eingeschätzt hatte. Man hatte sich ja enorm verschuldet, und diese Schulden hat man jetzt etwas abgebaut. Aber es stellt sich natürlich die Frage, was passiert mit der anderen Hälfte des Aktienpaketes. Ich gehe davon aus, dass man, sobald die Stillhaltefrist von weiteren sechs Monaten, die man jetzt eingegangen ist, abgelaufen ist, weiter verkaufen wird. Es sieht mir doch sehr danach aus, dass eine Übernahme schon mal gar nicht vorkommt und selbst die Kooperation und die Hebung von Kostenvorteilen für beide Unternehmen, dass das doch sehr limitiert ist."

    Schaeffler hatte sich 2008 mit der versuchten Übernahme von Continental verhoben, seine Schulden waren zwischenzeitlich auf mehr als zwölf Milliarden Euro gestiegen. Vor drei Jahren hatte die Schaeffler-Familie sich mit den Banken auf ein Finanzierungskonzept geeinigt. Als Sicherheit hinterlegte der fränkische Kugellagerhersteller das Aktienpaket bei den Bankhäusern M.M. Warburg und Metzler, das diese jetzt auf den Markt warfen. Eine Übernahme war aber seither nicht mehr angedacht. So sagte vor einigen Monaten auch Elmar Degenhart, Vorstandschef der Continental AG:

    "Es gibt nach wie vor keine Aktivität, keine gemeinsame, die ein Zusammengehen der beiden Firmen vorbereiten würde."

    Großartige Synergieeffekte hatten Experten in einer Übernahme auch nicht erkennen können. Die Produktpalette überschneidet sich nicht, ergänzt sich auch kaum. Wenn die Konjunktur sich noch weiter abschwächt, was vor allem im Maschinenbau und in der Autobranche spürbare Auswirkungen haben dürfte, den für beide Unternehmen relevanten Industrien also, dann dürfte sich Schaeffler auch von weiteren Aktienpaketen trennen.