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Optimismus trotz Gewinneinbußen

Mit der Übernahme von Continental hatte sich Schaeffler gewaltige Schulden aufgehalst. Fünf Jahre nach dem Coup hofft das Unternehmen aus Herzogenaurach jetzt auf die Rückkehr Contis in den Kreis der DAX-Aktien. Denn dann würde Schaeffler zumindest auf dem Papier reicher.

Von Michael Braun |
    Die Schulden haben ihren Schrecken verloren. Es waren einmal mehr als 13 Milliarden Euro, die sich die im Familienbesitz befindliche Schaeffler-Gruppe aufgehalst hatte, um Continental zu übernehmen. Davon ist die Hälfte getilgt, und jetzt wächst der Gewinn in neuen oder modernisierten Geschäftsfeldern mit einem höheren Prozentsatz als die Schuldzinsen: Keine Eile also mit weiterer Tilgung, sagte der Finanzvorstand von Schaeffler heute. Der Hersteller von Wälzlagern, Kugellagern, Kupplungen, Nocken- und Ausgleichswellen freut sich vielmehr darauf, die Ernte einzufahren für das Risiko, dass er eingegangen ist. Kurs von zehn, zwölf Euro für die Conti-Aktie hatte er im Tiefpunkt der Krise 2009 gesehen. Nun sind es dank der weltweit guten Autokonjunktur rund 80 Euro. Und Schaefflers Finanzvorstand Klaus Rosenfeld drückte heute in einer Telefonkonferenz die Daumen, dass Continental in den kleinen Kreis der 30 DAX-Aktien zurückkehre:

    "Wenn Conti in den DAX aufgenommen wird, dann ist das sicherlich eine positive Entwicklung. Da freuen wir uns drüber. Aber es hat auch keine unmittelbaren Implikationen für uns oder unsere Zusammenarbeit."
    Die Chancen für Cotnis DAX-Mitgliedschaft sind demnächst gegeben. Fidel Helmer vom Bankhaus Hauck & Aufhäuser, sagt, was die Börsengerüchte wissen wollen:

    "Die entscheidende Sitzung wird am 5. September sein. Und dann werden wir sehen, ob Conti für MAN in den DAX kommt und eventuell Lanxess für Metro."

    Wenn es so kommt, dürfte die Conti-Aktie weiter gefragt sein. Weil dann Fonds, die den Deutschen Aktienindex abbilden, die Conti-Aktie kaufen müssen. Wer dann, wie die Schaefflers, 49,9 Prozent an Conti hält, werde zumindest auf dem Papier reicher, meint Helmer:

    "Frau Schaeffler wird sich zweifellos sehr freuen, wenn Conti in den DAX kommt. Denn das garantiert noch mal steigende Kurse."

    In der Unternehmenspraxis dürfte sich aber weniger ändern. Der Verkauf von Conti-Aktien sei nicht geplant, versicherte Schaeffler heute bei der Zwischenbilanz. Und vom Gegenteil ist schon länger nicht mehr die Rede. Auch Conti-Vorstand Elmar Degenhardt hatte bisher wissen lassen, von Fusionen oder einem Beherrschungsvertrag, der eben nur mit einer guten Dreiviertel-Mehrheit möglich ist, sei weit und breit keine Rede:

    "Es gibt nach wie vor keine Aktivität, keine gemeinsame, die ein Zusammengehen der beiden Firmen vorbereiten würde."

    Bisher arbeiteten und forschten beide Unternehmen auch mit der bisherigen Kapitalverflechtung zusammen, hieß es Außerdem haben sie im Moment andere Sorgen, die anstehende Kurzarbeit bei Opel etwa. Dazu heute Schaeffler-Vorstand Jürgen Geißinger

    "Darauf einstellen heißt momentan letztendlich nur, dass wir verschiedene Szenarien anschauen für das Unternehmen und einfach mal sagen: Was wäre wenn '"

    Zuerst dürften wohl Sonderschichten am Wochenende bei Schaeffler wegfallen. Auch über Kapazitätsanpassungen denke man nach, zumal auch die Zulieferung für die Windkraftindustrie stocke. Noch seien das aber nur vorbereitende Pläne. Noch zeige der Auftragseingang nur die saisonüblichen Schwächen. Und die Gewinnziele für 2012 nahm Schaeffler nicht zurück.