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Milram mit Doppelspitze bei der Tour de France

Vom 4. Juli bis zum 26. Juli wird die 96. Tour de France in 21 Etappen über eine Distanz von etwa 3500 km ausgetragen. 20 Teams aus elf Nationen nehmen an der Tour teil. Eins davon ist das Team Milram und das Bremer Unternehmen schickt eine Equipe mit einer Doppelspitze nach Frankreich.

Von Manfred Christoph |
    Vielseitigkeit und Flexibilität heißt das Konzept, mit dem der einzig verbliebene deutsche ProTour-Rennstall Milram bei der Tour de France an den Start geht. Die Mannschaft von neun Auserwählten für die Große Schleife von Frankreich hat den Münsterländer Linus Gerdemann und den Rheinländer Gerald Ciolek als gleichberechtigte Kapitäne an der Spitze, quasi als Doppelspitze. Aber was ist das, Gerald Ciolek?

    "Ja, gut. Doppelspitze heißt einfach, zusammen den größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Für mich geht es darum, gerade auf den Flachetappen, meine Chance zu suchen und nach Möglichkeit um den Etappensieg mit zu sprinten."

    Ciolek, 22 Jahre alt, ist die sprintende Hälfte der Doppelspitze. Für die zweite Hälfte, den 26-jährigen Gerdemann, sieht das Milram-Konzept andere Aufgaben vor.

    "Möglichst lange am Berg vorne vertreten zu sein und in der Gesamtwertung und ich glaube einfach, dass Gerald der Mann für die Sprints ist und ich dann der für Gesamtwertung oder sehr selektiven Etappen."

    Bei der Vorstellung der Mannschaft redet Teamchef Gerry van Gerwen von den Zielen seiner Mannschaft bei der Tour de France. Als Erstes nennt der Niederländer Präsenz, Medienwerte und der Presse zur Verfügung zu stehen. Dafür muss die Form stimmen und bei Gerdemann stimmt sie noch nicht.

    "Schwer zu sagen. Ich muss jetzt erst mal gucken, dass ich auf 100 Prozent komme und dann, wenn ich die hoffentlich erreicht habe, dann gucke ich, was damit wirklich zu erreichen ist."

    Weiter ist da der U23-Weltmeister von 2007 Ciolek, der durch einen Infekt das Frühjahr nahezu komplett abhaken musste, in Frankreich aber in den Kampf um das Grüne Trikot des besten Sprinters eingreifen will.

    "Im Grunde habe ich mir zehn Etappen raus gesucht. Das sind die zehn Flachetappen, bei denen ich eigentlich auf jeder versuchen muss, vorne mit dabei zu sein."

    Ein Etappensieg ist das erklärte Ziel des radfahrenden Personals des deutschen Milchprodukteherstellers. Bei der Tour de Suisse, die als Generalprobe für die Tour de France gilt, erfuhr Gerdemann als Sieger der Bayern-Rundfahrt einen Rückschlag:

    "Ich glaub, der 41. Platz, den sollte man nicht überbewerten. Ich habe mir ja dann zum Teil auch Zeit einschenken lassen, die ich nicht hätte kriegen müssen. Also, ich hätte getrost auch 18. werden können. Ich glaub, das ist jetzt nicht der ausschlaggebende Faktor. Letztlich muss ich gucken, dass ich bei der Tour de France mit den Besten mithalten kann und das war bei der Tour de Suisse in den Extremfällen nicht immer der Fall, das muss man ganz ehrlich so sagen. Dementsprechend hoffe ich jetzt einfach, dass in den nächsten zwei Wochen die Form so stimmt, dass es bei der Tour de France anders aussieht."

    Anders sieht es bei Ciolek aus. Im letzten Jahr konnte der Sprinter in Frankreich für das Team High Road je zwei zweite und dritte Plätze einfahren. In diesem Jahr will er mit einem Etappensieg in die Fußstapfen von Erik Zabel treten.

    "Ja, der Saisonauftakt war relativ schwierig für mich dieses Jahr. Aber die letzten Wochen, die direkte Tourvorbereitung, die verlief sehr gut für mich. Hab die Bayern-Rundfahrt gut überstanden, die Tour de Suisse und bin zum jetzigen Zeitpunkt sehr optimistisch, was die Tour angeht."

    Für beide, Ciolek und Gerdemann, ist es die zweite Teilnahme an der Tour de France. Der Mythos des härtesten Radrennens hat beide längst in seinen Bann gezogen.

    "Also, wenn ich an die Tour denke, dann denke ich eigentlich an den letzten Tag und wenn nach einem hoffentlich erfolgreichen Sprint alles vorbei ist. Dass man dann auf drei extrem harte schwere Wochen, ja, voller Sonnenschein, Regen und etliche Kilometer durch Frankreich zurückblicken kann und bei dem wichtigsten Radrennen der Welt dabei war. Also, das macht es eigentlich aus."

    "Das Schönste ist immer, wenn der Schmerz nachlässt und man erfolgreich war. Da vergisst man meistens die Schmerzen auch und dann macht's natürlich auch umso mehr Spaß, Erfolge zu feiern."

    Erfolge feiern konnte Gerdemann bei der letzten Tour wegen einer Verletzung nicht. 2007 holte er sich gleich einen Etappensieg und das Gelbe Trikot, musste jedoch in der Stunde seines größten sportlichen Erfolgs - wie der Münsteraner sagt - zu 95 Prozent über Doping sprechen. Für diese Tour wünscht sich das Duo Gerdemann/Ciolek andere Schlagzeilen:

    "Dass der Radsport auf dem richtigen Weg ist, und dass der Radsport Probleme erkannt hat, Probleme dabei ist, zu lösen und dass der Radsport in die richtige Richtung läuft."

    "Viele gute Schlagzeilen über das Team Milram und, ja, möglichst wenig falsche Berichterstattung über das Thema Doping."