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Minderheit schwächt Mehrheit

Die Verantwortlichen vom Fußball-Bundesligaverein Borussia Dortmund beschreiben ihren Klub als tolerant und weltoffen. Doch zwei Transparente haben jüngst offenbart, dass nicht alle Fans des BVB diesem Image gerecht werden. Während des letzten Heimspiels gegen Werder Bremen zeigten Fans auf der Südtribüne zwei homophobe Spruchbänder.

Von Ronny Blaschke | 20.03.2012
    Eines der höchst umstrittenen Transparente trug den Schriftzug: "Lieber ´ne Gruppe in der Kritik als Lutschertum und Homofick". Die Banner waren für die Zuschauer im Stadion kurz zu sehen, doch Fotos verbreiteten sich im Internet rasant.

    Die Transparente haben eine Vorgeschichte: Die Bremer Ultra-Gruppen ´Racaille Verte` und ´Infamous Youth` engagieren sich gegen Diskriminierungen. Vor diesem Hintergrund haben sie mehrfach die Dortmunder Ultra-Gruppen ´Desperados ’99` und ´The Unity` kritisiert, die nicht als rechtsextrem gelten, sich aber auch nicht eindeutig von Neonazis distanzieren.

    In der vergangenen Saison haben Bremer Ultras beim Spiel in Dortmund ein Transparent gezeigt, das an The Unitiy gerichtet war, darauf stand geschrieben: "EinheiT aUch mit Nazis". Die Fanbetreuer vermuten in den homophoben Transparenten nun eine Retourkutsche der BVB-Ultras. Der Geschäftsführer des deutschen Meisters, Hans-Joachim Watzke, will die Urheber bestrafen und erwartet eine öffentliche Entschuldigung von ihnen.

    Die Mehrheit der Dortmunder Fans verurteilt die Transparente, wertet Homophobie als Bestandteil rechten Gedankenguts. Doch ob die Debatte darüber hinausgehen wird? Der Gewaltforscher Wilhelm Heitmeyer hat in seiner Langzeitstudie zur "Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit" aufschlüsseln lassen, dass Autonome Nationalisten, zu deren Hochburgen der Dortmunder Stadtteil Dorstfeld gehört, auch unter BVB-Fans mitmischen sollen. Das hat der Verein noch nicht kommentiert.