Südrumänien, ein Polizeiwagen auf einer holprigen Landstraße. Elena Bogatu, Rumäniens erste Roma-Polizistin, fährt zusammen mit zwei Kollegen in ein Dorf. Die 24-jährige ist klein und zierlich, sie hat schwarze Haare und lächelt viel. Angestellt ist sie beim Ordnungsdienst des Kreises Giurgiu, eine ärmliche, triste Gegend. An diesem Tag will Elena Bogatu das Roma-Viertel des Dorfes Fratesti besuchen und sich nach den Problemen der Leute erkundigen.
Ankunft bei der Polizei Fratesti, die hiesigen Kollegen empfangen Elena Bogatu. Seit sie im Februar dieses Jahres ihren Dienst angetreten hat, war sie schon öfter hier. Die Roma von Fratesti leben am Ortsrand in einem Elendsviertel, so wie in vielen rumänischen Dörfern.
"Mein Posten wurde in der Hoffnung geschaffen, dass sich die Beziehung der Polizei zu den Roma bessert. Meine Aufgabe als Roma-Polizistin besteht zum Beispiel darin, bei Auseinandersetzungen zu vermitteln. In den Roma-Gemeinden wird aus einem kleinen Problem oft ein großer Konflikt. Bei Streits zwischen Familien werden immer mehr Verwandte herbeigerufen, und das Ganze artet aus. Nachdem die Polizei alle legalen Maßnahmen eingeleitet hat, vermittle ich zwischen den Parteien, um zu verhindern, das sich ein Konflikt wiederholt."
Wenig später im Roma-Viertel. Zwei Dutzend Bewohner bedrängen Elena Bogatu, alle wollen ihre Alltagssorgen loswerden. Elena Bogatu kennt die Situation. Viele Leute glauben, sie könne Probleme lösen, nur weil sie eine Uniform trägt. Plötzlich wird die Polizistin hellhörig. Ein Mann erzählt, dass der regionale Elektrizitätsversorger im ganzen Viertel den Strom abschalte, obwohl es nur wenige Bewohner gebe, die nicht zahlen würden. Elena Bogatu will es zunächst nicht glauben. Doch die 31jährige Petronela Stefan, eine Romni, die im Sozialdienst des Gesundheitsamtes arbeitet, bestätigt das Problem.
"Vor anderthalb Wochen hatten wir zwei Tage lang keinen Strom. Erst dachte ich, es sei wegen des schlechten Wetters. Aber dann habe ich gehört, dass jemand von der Elektrizitätsgesellschaft die Hauptsicherungen aus dem Verteilerkasten unseres Viertels herausgedreht hat. Mein Vater hat daraufhin im Bürgermeisteramt angerufen, er ist ja Gemeinderat. Sie haben nicht direkt gesagt, dass der Strom abgestellt wurde, weil wir hier im Zigeunerviertel sind, aber sie meinten, es gebe eben einige Leute, die nicht bezahlt hätten."
Elena Bogatu verspricht, sich über die Angelegenheit weiter zu informieren. Sie gibt den Bewohnern den Ratschlag, sich an das Verbraucherschutzamt sowie an die Behörde gegen Diskriminierung zu wenden. Die Leute zucken mit den Schultern, einige sagen, das hätte doch gar keinen Sinn. Auch solchen Fatalismus hat Elena Bogatu schon oft erlebt.
"Sie reden immer nur, aber sie unternehmen nichts, um ihre Probleme zu lösen. Sie beklagen sich bei Verwandten und Bekannten, anstatt direkt zu den Behörden zu gehen."
Elena Bogatu ist nicht in einem Roma-Elendsviertel aufgewachsen, sondern in einem Wohnviertel mit rumänischen Nachbarn. Ihr Vater arbeitet als Ingenieur, ihre Mutter als Lehrerin. Ihre Eltern, erzählt Elena Bogatu, hätten viel Wert auf Bildung gelegt. Sie selbst hat studiert und vor einem Jahr ihr Jura-Diplom gemacht. Sie ist eine Ausnahme, sie gehört zur Minderheit in der Minderheit. Und das ist ihr auch bewusst, wie sie im Polizeibüro erzählt, als sie ihren Dienstbesuch im Dorf beendet hat.
"Erst jetzt fange ich an zu begreifen, wie die Situation wirklich aussieht. Jetzt sehe ich die Armut und den Bildungsmangel. Die Behörden müssen begreifen, dass die Roma Probleme haben. Umgekehrt müssten auch die Roma sich helfen lassen - diejenigen zumindest, die Hilfe brauchen. Jetzt sehe ich jedenfalls, wie schwer sie es haben. Nicht unbedingt, weil sie Roma in Rumänien sind, sondern vor allem weil sie ohne Einkommen leben."
Ankunft bei der Polizei Fratesti, die hiesigen Kollegen empfangen Elena Bogatu. Seit sie im Februar dieses Jahres ihren Dienst angetreten hat, war sie schon öfter hier. Die Roma von Fratesti leben am Ortsrand in einem Elendsviertel, so wie in vielen rumänischen Dörfern.
"Mein Posten wurde in der Hoffnung geschaffen, dass sich die Beziehung der Polizei zu den Roma bessert. Meine Aufgabe als Roma-Polizistin besteht zum Beispiel darin, bei Auseinandersetzungen zu vermitteln. In den Roma-Gemeinden wird aus einem kleinen Problem oft ein großer Konflikt. Bei Streits zwischen Familien werden immer mehr Verwandte herbeigerufen, und das Ganze artet aus. Nachdem die Polizei alle legalen Maßnahmen eingeleitet hat, vermittle ich zwischen den Parteien, um zu verhindern, das sich ein Konflikt wiederholt."
Wenig später im Roma-Viertel. Zwei Dutzend Bewohner bedrängen Elena Bogatu, alle wollen ihre Alltagssorgen loswerden. Elena Bogatu kennt die Situation. Viele Leute glauben, sie könne Probleme lösen, nur weil sie eine Uniform trägt. Plötzlich wird die Polizistin hellhörig. Ein Mann erzählt, dass der regionale Elektrizitätsversorger im ganzen Viertel den Strom abschalte, obwohl es nur wenige Bewohner gebe, die nicht zahlen würden. Elena Bogatu will es zunächst nicht glauben. Doch die 31jährige Petronela Stefan, eine Romni, die im Sozialdienst des Gesundheitsamtes arbeitet, bestätigt das Problem.
"Vor anderthalb Wochen hatten wir zwei Tage lang keinen Strom. Erst dachte ich, es sei wegen des schlechten Wetters. Aber dann habe ich gehört, dass jemand von der Elektrizitätsgesellschaft die Hauptsicherungen aus dem Verteilerkasten unseres Viertels herausgedreht hat. Mein Vater hat daraufhin im Bürgermeisteramt angerufen, er ist ja Gemeinderat. Sie haben nicht direkt gesagt, dass der Strom abgestellt wurde, weil wir hier im Zigeunerviertel sind, aber sie meinten, es gebe eben einige Leute, die nicht bezahlt hätten."
Elena Bogatu verspricht, sich über die Angelegenheit weiter zu informieren. Sie gibt den Bewohnern den Ratschlag, sich an das Verbraucherschutzamt sowie an die Behörde gegen Diskriminierung zu wenden. Die Leute zucken mit den Schultern, einige sagen, das hätte doch gar keinen Sinn. Auch solchen Fatalismus hat Elena Bogatu schon oft erlebt.
"Sie reden immer nur, aber sie unternehmen nichts, um ihre Probleme zu lösen. Sie beklagen sich bei Verwandten und Bekannten, anstatt direkt zu den Behörden zu gehen."
Elena Bogatu ist nicht in einem Roma-Elendsviertel aufgewachsen, sondern in einem Wohnviertel mit rumänischen Nachbarn. Ihr Vater arbeitet als Ingenieur, ihre Mutter als Lehrerin. Ihre Eltern, erzählt Elena Bogatu, hätten viel Wert auf Bildung gelegt. Sie selbst hat studiert und vor einem Jahr ihr Jura-Diplom gemacht. Sie ist eine Ausnahme, sie gehört zur Minderheit in der Minderheit. Und das ist ihr auch bewusst, wie sie im Polizeibüro erzählt, als sie ihren Dienstbesuch im Dorf beendet hat.
"Erst jetzt fange ich an zu begreifen, wie die Situation wirklich aussieht. Jetzt sehe ich die Armut und den Bildungsmangel. Die Behörden müssen begreifen, dass die Roma Probleme haben. Umgekehrt müssten auch die Roma sich helfen lassen - diejenigen zumindest, die Hilfe brauchen. Jetzt sehe ich jedenfalls, wie schwer sie es haben. Nicht unbedingt, weil sie Roma in Rumänien sind, sondern vor allem weil sie ohne Einkommen leben."