Portugal
Mindestens ein Deutscher unter den 17 Toten des Seilbahnunglücks in Lissabon

Die Zahl der Toten nach dem Standseilbahn-Unglück in Lissabon hat sich erhöht: Laut Rettungsdiensten kamen mindestens 17 Menschen ums Leben, 21 wurden verletzt. Unter den Toten soll mindestens ein Deutscher sein. Was bisher zu dem Unglück bekannt ist - und was nicht.

    Lissabon: Polizeibeamte inspizieren die Stelle, an der eine Straßenbahn für Touristen entgleist ist.
    Nach dem Standseilbahn-Unfall in Lissabon beginnen die Ermittlungen. (Armando Franca / AP / dpa / Armando Franca)

    Was ist passiert?

    Das Unglück ereignete sich am Mittwochabend gegen 18 Uhr. Ein Waggon der historischen Standseilbahn in der portugiesischen Hauptstadt war entgleist und gegen ein Haus geprallt. Augenzeugen zufolge raste der Waggon ungebremst den steilen Hang hinunter, kam in einer Kurve von der Straße ab und zerschellte an einem Gebäude. Zunächst war von 15 Toten die Rede, in der Nacht erlagen dann zwei weitere Menschen ihren Verletzungen.

    Was ist über die Opfer bekannt?

    Bei dem Unglück ist auch mindestens ein Staatsbürger aus Deutschland ums Leben gekommen. Das teilten Rettungskräfte in der portugiesischen Hauptstadt mit. Zur Identität der weiteren Toten wurden keinerlei Angaben gemacht. Das Auswärtige Amt teilte ebenfalls mit, man gehe von deutschen Opfern aus. Über die Anzahl gebe es derzeit noch keine verlässlichen Angaben, hieß es. Die Lage sei noch unübersichtlich.
    Die Leiterin der Zivilschutzbehörde von Lissabon, Castro Martins, sagte, alle Getöteten seien Erwachsene. Bei den mehr als 20 Verletzten handele es sich um Menschen aus Portugal sowie mindestens elf Ausländer, darunter zwei deutsche Staatsbürger, zwei Spanier und jeweils eine Person aus Frankreich, Italien, der Schweiz, Kanada, Marokko, Südkorea und Kap Verde. Die Transportarbeitergewerkschaft Sitra teilte mit, unter den Toten sei der Bremser der Bahn.

    Wie funktioniert die Standseilbahn?

    Die historische Standseilbahn "Elevador da Glória" ist eines der Wahrzeichen Lissabons und bereits seit 1885 in Betrieb. 1915 wurde sie an das Stromnetz angeschlossen. Mit zwei Waggons befördert sie Menschen einen steilen Hang hinauf in das "Barrio Alto" von Lissabon. Die Bahn fährt auf der Rua da Glória hin und zurück über eine Strecke von rund 265 Metern und überwindet dabei einen Höhenunterschied von rund 45 Metern.
    Die beiden Waggons ähneln kleinen Straßenbahnen. Sie sind an den entgegengesetzten Enden eines Zugseils aus Stahl befestigt. Wenn ein Waggon nach unten gleitet, hilft sein Gewicht zusammen mit elektrischem Antrieb, den anderen nach oben zu ziehen. In jedem Waggon finden bis zu 40 Personen Platz.

    Was ist zur Unfallursache bekannt?

    Wie es zu dem Unglück kam, ist noch unklar. Die portugiesischen Behörden haben Ermittlungen eingeleitet. In portugiesischen Medien wird darüber spekuliert, dass das Stahlseil gerissen und die Bremsen ausgefallen sein könnten. Das ist bisher aber unbestätigt.
    Der Vorsitzende der Fectrans-Gewerkschaft sagte dem lokalen Fernsehen, Arbeiter hätten Probleme mit der Spannung des Zugseils gemeldet. Das Bremsen sei dadurch erschwert worden. Es sei allerdings zu früh zu sagen, ob das die Unfallursache gewesen sei.
    Das kommunale Verkehrsunternehmen Carris erklärte, alle Wartungsprotokolle seien durchgeführt wurden. Dazu gehörten monatliche und wöchentliche Wartungsprogramme sowie tägliche Inspektionen. Die portugiesische Zeitung "Público" berichtet allerdings, dass der Vertrag mit einem Wartungsunternehmen Ende August ausgelaufen war.
    Der Stadtrat von Lissabon stellte den Betrieb zweier weiterer Standseilbahnen für eine technische Überprüfung ein.

    Welche Reaktionen gibt es?

    Für heute wurde in Portugal ein nationaler Trauertag ausgerufen. Lissabons Bürgermeister Moedas sagte, es sei eine für die Stadt "noch nie dagewesene Tragödie". Portugals Präsident de Sousa äußerte sich bestürzt. EU-Kommissionschefin von der Leyen sprach den Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Auch das Auswärtige Amt teilte mit, die Gedanken seien bei den Opfern des tragischen Standseilbahnunglücks.

    Weiterführende Informationen

    Unglück mit Standseilbahn in Lissabon: Deutsche unter den Opfern (Audio)
    Was ist in Lissabon schief gelaufen? Interview mit Joachim Bühler vom TÜV-Verband (Audio)
    Diese Nachricht wurde am 04.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.