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Minicomputer in der Hosentasche

In kürzester Zeit haben USB-Speicher – Experten sprechen technisch korrekt von USB Flash Drives - Disketten und CD-ROMs als Medium für den Datentransport verdrängt. Doch allein bei der Speicherfunktion soll es nicht bleiben. Die Hersteller arbeiten daran, die USB-Sticks zu kleinen, persönlichen Minicomputern für die Hand- oder Hosentasche zu machen.

Von Silke Thole |
    Auch wenn in USB-Sticks immer mehr Zusatzgeräte wie MP3-Player oder Digitalkameras integriert werden, im Wesentlichen sind es Speicher. Doch das soll sich ändern. Die Flash-Speicher-Spezialisten SanDisk und M-Systems wollen USB-Sticks schaffen, die nicht nur Daten speichern, sondern Anwendungen wie E-Mail-Programme oder Computerspiele aufnehmen und starten können. Dadurch würden USB-Sticks im Prinzip zu eigenständigen kleinen Computern weiterentwickelt. Um dieses Ziel zu erreichen, haben San Disk und M-Systems das Gemeinschaftsunternehmen U3 gegründet. Dieses soll die Technik für solche intelligenten, sicheren USB-Sticks definieren und Lizenzen dafür vergeben. So wird sichergestellt, dass die Programme auf einem USB-Stick nicht nur von jedem Computer aus, sondern auch immer in der gleichen Qualität ausgeführt werden können. Das ist bei Anwendungen auf USB-Sticks, die es heute bereits gibt, oft nicht der Fall, berichtet Joseph Unsworth, Flash Drive-Spezialist beim Beratungsunternehmen Gartner.

    Sie wollen sicherstellen, dass alle U3-kompatiblen Geräte ein Minimum an Standards einhalten, so dass, wenn darauf Software abgelegt ist, diese auch überall richtig und gleich gut läuft. Wenn dagegen mehrere Hersteller eigene Sticks machen, kann die Leistung der Programme variieren und dadurch werden die Anwender möglicherweise verwirrt oder enttäuscht.

    Unsworth sieht vor allem in den Bereichen E-Mail, Musik und Spiele ein großes Potential für USB-Stick-Programme. Beispielsweise können Spiele mit den persönlichen Einstellungen und Spielständen an jedem beliebigen Computer weitergespielt werden. Oder ein Fotofan kann seine Bilder überall mit den neuesten Foto-Werkzeugen bearbeiten. Für Unternehmen dagegen ist vor allem der Bereich Sicherheit interessant, so der Experte. So können auf den Sticks Verschlüsselungsprogramme installiert werden, so dass bei einem Verlust niemand an die gespeicherten Daten herankommt. Oder aber Firewalls und Antivirenprogramme. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass die Anbieter von Sicherheitssoftware McAfee und Checkpoint bereits angekündigt haben, den U3-Standard zu unterstützen. Auch Open-Source-Browser Firefox soll für U3 fit gemacht werden. Doch U3 ist nicht die einzige Organisation, die an Standards für Programme auf USB-Sticks arbeitet. Auch die USB Flash Drive Alliance – kurz UFDA - hat sich die Weiterentwicklung der kleinen, handlichen Speicher zu persönlichen Minicomputern auf die Fahne geschrieben. Ein neuer Spezifikationskrieg zeichnet sich ab – was aus der Sicht von Unsworth sehr ärgerlich ist.

    Anstatt dass die Endkunden oder Stick-Hersteller auf eine Stimme hören können, sind es zwei. Das wird die Weiterentwicklung von USB Drives behindern. Was wir bräuchten, ist eine Stimmen – und nicht zwei Stimmen mit ähnlichen Sichtweisen.

    In der UFDA sind neben dem Flash-Speicher-Hersteller Lexar Media auch Samsung und Microsoft organisiert. Vor allem die Unterstützung durch Microsoft wiegt schwer.

    Die Softwarepartner sind der Schlüssel. Es ist wie bei der X-Box. Wenn es dafür keine gute Software gegeben hätte, hätte niemand sie gekauft. Große Namen aus dem Softwarebereich sind der kritische Faktor für den Erfolg der U3-Plattform.

    Der Vorteil von U3 ist, dass sie großes Augenmerk darauf legen, Softwarepartner zu gewinnen und diesen zahlreiche Hilfen für die Erstellung U3-kompatibler Programme anbieten. Die UFDA dagegen konzentriert sich stark auf die Hardware-Spezifikationen. Erste Produkte lassen auf sich warten. U3 dagegen hat die ersten intelligenten USB-Sticks für Sommer angekündigt. Dennoch bleibt abzuwarten, wer gewinnt. Das, da ist sich Unsworth sicher, wird auch Microsoft tun – und letztlich dahin gehen, wo die Anwender hin gehen.