Haben wir nun zu wenig MINT-Ingenieure, also Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler und Techniker? Oder sind die Klagen über einen Ingenieurmangel Propaganda der Industrie, die nach mehr Ingenieuren verlangt, um die Löhne drücken zu können? Das lässt sich leider nicht ganz ohne ein paar Zahlen beantworten.
Das industrienahe Institut der Deutschen Wirtschaft sagte heute: Die Lücke ist so groß sei wie nie zuvor, seit wir begonnen haben, sie zu vermessen. Danach fehlen aktuell knapp 210.000 MINT-Fachkräfte. 210.000 MINT-Stellen also, die aktuell nicht besetzt werden können. Nur um diese Lücke nicht noch größer werden zu lassen, sagt das Institut der Deutschen Wirtschaft, brauche Deutschland jedes Jahr gut 100.000 MINT-Absolventen. 100.000 Absolventen - diese Zahl ist sogar fast erreicht: 98.000 haben zuletzt ein MINT-Studium abgeschlossen, 30 Prozent mehr als vor 7 Jahren, Tendenz steigend. Das reiche aber nicht mal, um die MINT-Lücke konstant zu halten, sagt der Chef des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Michael Hüther:
"Hier hat sich etwas bewegt. Obwohl die steigenden Erstsemester-Zahlen in MINT-Fächern zu einer weiteren Zunahme führen dürften, wird die MINT-Lücke weiterhin leicht zunehmen. Das Problem ist noch lange nicht gelöst."
Ganz anders klingt das aus dem Mund von Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung:
"Wenn ich mir Beschäftigungsentwicklung auf der einen Seite ansehen und mir dann ansehe, was aus den Hochschulen kommt, dann können wir feststellen, dass das, was als Bedarf gesamtwirtschaftlich entstehen könnte, mehr als gedeckt wird durch die Zahl der Hochschulabsolventen."
Ja, was denn nun? Die einen sagen: Obwohl immer mehr MINT-Fächer studieren, wird die Lücke immer größer. Das DIW sagt: Die Lücke wird nicht nur geschlossen, es wird auch einen Überschuss an MINT-Kräften geben. Der Unterschied kommt so zustande: Karl Brenke vom DIW schaut sich nur den industrienahen Arbeitsmarkt an, also nur Stellen, die in der Industrie explizit für studierte Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler oder Techniker ausgeschrieben sind. Nach dieser Rechnung braucht Deutschland jedes Jahr nur 32.000 neue MINT-Ingenieure – nicht über 100.000, wie das Institut der deutschen Wirtschaft behauptet.
Dieser viel größere Bedarf an MINT-Absolventen kommt zustande, weil die Wirtschaft sagt: Mathematiker, Informatiker und Naturwissenschaftler werden nicht nur auf expliziten Mathematiker, Informatiker- oder Physiker-Stellen in der Industrie gebraucht. Tausende MINT-Akademiker, sagt Wirtschaftsforscher Hüther, arbeiteten auch im Vertrieb, als Apotheker oder Gartenbau-Ingenieure:
"MINT-Akademiker werden auch außerhalb der naturwissenschaftlich-technischen Berufe benötigt: Geschäftsführer, Verwaltungsfachleute profitieren von ihrer MINT-Qualifikation, stärken mit ihrer Kompetenz die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Wer diese Bedarfe ausklammert, sendet falsche Signale an Studienanfänger und Politik, und es hat wirklich umfangreiche methodische Mängel."
Die Wirtschaft fasst das Einsatzgebiet von MINT-Akademikern also sehr weit. So kommen die große Lücke von über 200.000 und der große jährliche Bedarf von über 100.000 MINT-Akademikern zustande. Deshalb müssten alle Potenziale ausgeschöpft werden, sagt Gabriele Sons, Chefin von Gesamtmetall, dem Lobby-Verband der Metall- und Elektroindustrie. Sons beklagt, dass derzeit nicht mal 2 von 100 Studierenden dual studierten, also Studium und Beruf in einem Betrieb miteinander verbänden:
"Und wir brauchen daher dringend mehr Durchlässigkeit von der betrieblichen Ausbildung, von den Facharbeitern hin in die Universitäten zu akademischen Ausbildungen."
Nach wie vor seien die enormen Abbrecher-Zahlen ein großes Problem, sagte Thomas Sattelberger von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Von 100 Studienanfängern in Elektrotechnik und Maschinenbau brächen 53 ihr Studium ab; in Mathematik sogar 53 Prozent.
"Die Universitäten müssen ihre Lehre, ihre Studienberatung, ihre Betreuungsangebote für Studienanfänger deutlich verbessern. Das Vertrauen vieler Studierender, aber auch der Arbeitgeber darf nicht derartig enttäuscht werden."
Zudem müssten noch mehr Frauen für MINT-Fächer gewonnen werden, sagte Thomas Sattelberger von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Von Hundert MINT-Studierenden sind heute 31 Frauen, über mehrere Jahre ein mageres Plus von 1 Prozent.
"Um noch mehr Frauen für MINT-Fächer zu gewinnen, Bedarf es einer umfassenden Strategie an der Hochschule selbst, von einer umfassenden Kinderbetreuungs-Infrastruktur über berufsbegleitende und Teilzeit-Studiengänge bis hin zu mehr weiblichen MINT-Professorinnen."
Das industrienahe Institut der Deutschen Wirtschaft sagte heute: Die Lücke ist so groß sei wie nie zuvor, seit wir begonnen haben, sie zu vermessen. Danach fehlen aktuell knapp 210.000 MINT-Fachkräfte. 210.000 MINT-Stellen also, die aktuell nicht besetzt werden können. Nur um diese Lücke nicht noch größer werden zu lassen, sagt das Institut der Deutschen Wirtschaft, brauche Deutschland jedes Jahr gut 100.000 MINT-Absolventen. 100.000 Absolventen - diese Zahl ist sogar fast erreicht: 98.000 haben zuletzt ein MINT-Studium abgeschlossen, 30 Prozent mehr als vor 7 Jahren, Tendenz steigend. Das reiche aber nicht mal, um die MINT-Lücke konstant zu halten, sagt der Chef des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Michael Hüther:
"Hier hat sich etwas bewegt. Obwohl die steigenden Erstsemester-Zahlen in MINT-Fächern zu einer weiteren Zunahme führen dürften, wird die MINT-Lücke weiterhin leicht zunehmen. Das Problem ist noch lange nicht gelöst."
Ganz anders klingt das aus dem Mund von Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung:
"Wenn ich mir Beschäftigungsentwicklung auf der einen Seite ansehen und mir dann ansehe, was aus den Hochschulen kommt, dann können wir feststellen, dass das, was als Bedarf gesamtwirtschaftlich entstehen könnte, mehr als gedeckt wird durch die Zahl der Hochschulabsolventen."
Ja, was denn nun? Die einen sagen: Obwohl immer mehr MINT-Fächer studieren, wird die Lücke immer größer. Das DIW sagt: Die Lücke wird nicht nur geschlossen, es wird auch einen Überschuss an MINT-Kräften geben. Der Unterschied kommt so zustande: Karl Brenke vom DIW schaut sich nur den industrienahen Arbeitsmarkt an, also nur Stellen, die in der Industrie explizit für studierte Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler oder Techniker ausgeschrieben sind. Nach dieser Rechnung braucht Deutschland jedes Jahr nur 32.000 neue MINT-Ingenieure – nicht über 100.000, wie das Institut der deutschen Wirtschaft behauptet.
Dieser viel größere Bedarf an MINT-Absolventen kommt zustande, weil die Wirtschaft sagt: Mathematiker, Informatiker und Naturwissenschaftler werden nicht nur auf expliziten Mathematiker, Informatiker- oder Physiker-Stellen in der Industrie gebraucht. Tausende MINT-Akademiker, sagt Wirtschaftsforscher Hüther, arbeiteten auch im Vertrieb, als Apotheker oder Gartenbau-Ingenieure:
"MINT-Akademiker werden auch außerhalb der naturwissenschaftlich-technischen Berufe benötigt: Geschäftsführer, Verwaltungsfachleute profitieren von ihrer MINT-Qualifikation, stärken mit ihrer Kompetenz die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Wer diese Bedarfe ausklammert, sendet falsche Signale an Studienanfänger und Politik, und es hat wirklich umfangreiche methodische Mängel."
Die Wirtschaft fasst das Einsatzgebiet von MINT-Akademikern also sehr weit. So kommen die große Lücke von über 200.000 und der große jährliche Bedarf von über 100.000 MINT-Akademikern zustande. Deshalb müssten alle Potenziale ausgeschöpft werden, sagt Gabriele Sons, Chefin von Gesamtmetall, dem Lobby-Verband der Metall- und Elektroindustrie. Sons beklagt, dass derzeit nicht mal 2 von 100 Studierenden dual studierten, also Studium und Beruf in einem Betrieb miteinander verbänden:
"Und wir brauchen daher dringend mehr Durchlässigkeit von der betrieblichen Ausbildung, von den Facharbeitern hin in die Universitäten zu akademischen Ausbildungen."
Nach wie vor seien die enormen Abbrecher-Zahlen ein großes Problem, sagte Thomas Sattelberger von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Von 100 Studienanfängern in Elektrotechnik und Maschinenbau brächen 53 ihr Studium ab; in Mathematik sogar 53 Prozent.
"Die Universitäten müssen ihre Lehre, ihre Studienberatung, ihre Betreuungsangebote für Studienanfänger deutlich verbessern. Das Vertrauen vieler Studierender, aber auch der Arbeitgeber darf nicht derartig enttäuscht werden."
Zudem müssten noch mehr Frauen für MINT-Fächer gewonnen werden, sagte Thomas Sattelberger von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Von Hundert MINT-Studierenden sind heute 31 Frauen, über mehrere Jahre ein mageres Plus von 1 Prozent.
"Um noch mehr Frauen für MINT-Fächer zu gewinnen, Bedarf es einer umfassenden Strategie an der Hochschule selbst, von einer umfassenden Kinderbetreuungs-Infrastruktur über berufsbegleitende und Teilzeit-Studiengänge bis hin zu mehr weiblichen MINT-Professorinnen."