Von allen Brennelementen, die weltweit wieder aufgearbeitet werden, landen 80 Prozent in Sellafield oder La Hague. Das sind pro Jahr 2000 Tonnen. Die Entscheidung, in diesen Anlagen unabhängige Überwachungslabore einzurichten, fiel 1992 – also in der Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, als der internationale Nuklearschmuggel zunehmend ein Thema wurde. Das erste dieser Labore wurde 1999 in Sellafield eingerichtet, im Juni des Jahres 2000 folgte das zweite im französischen La Hague. Doch zuständig für diese Labore sind nicht die Betreiber der Anlagen, sondern – der Unabhängigkeit halber - das Institut für Transurane in Karlsruhe, eine Einrichtung der EU-Kommission. Klaus Lützenkirchen leitet dort die Abteilung für Nukleare Sicherheit.
"Das Ziel ist, das spaltbare Material in La Hague und Sellafield zu analysieren, konkret also Plutonium und Uran. Es ist ja so, der abgebrannte Kernbrennstoff kommt in die Wiederaufarbeitungsanlage, er wird aufgetrennt in Uran, Plutonium und den nuklearen Abfall, und es geht nun darum, insbesondere die Menge zu messen, die dort verarbeitet wird, und es muss so sein, dass die Menge Uran/Plutonium, die in Form abgebrannter Brennelemente in die Fabrik hineinkommt, exakt die Menge Plutonium ist, die auch aus der Fabrik wieder herauskommt."
Etwa 20 Kontrolleure arbeiten in diesen Laboratorien. Eine von ihnen ist Karin Casteleyn. Sie verbringt etwa die Hälfte des Jahres in Sellafield oder La Hague, die andere Hälfte in Karlsruhe. Dass die Wissenschaftler pendeln und nicht etwa eine ständige Mannschaft vor Ort für die Kontrolle zuständig ist, war eine bewusste Entscheidung sagt Karin Casteleyn, die im Moment wieder in Karlsruhe arbeitet. Eine Sorge war, dass ein Wissenschaftler, der ständig vor Ort ist, eine zu große Nähe zu den Mitarbeitern der Aufarbeitungsanlage entwickelt.
"Dann hat man vielleicht diese Unabhängigkeit nicht mehr, insofern war das eine politische Entscheidung. Ein anderer Vorteil ist, dass wenn wir hier vor Ort sind, weiter machen können mit Forschung."
Die Forscher dürfen mit dem radioaktiven Material natürlich selbst nicht in Berührung kommen. Und sie begleiten ja den Prozess von Anfang bis Ende. Die Wiederaufarbeitung beginnt damit, dass die abgebrannten Brennelemente in Säure aufgelöst werden, anschließend wird das Uran und das Plutonium getrennt und das wiederverwendbare Material aufbereitet. In all diesen Schritten entnehmen die Wissenschaftler Proben. Karin Casteleyn:
"Proben heißt, das sind zum Beispiel aufgelöste Brennstäbe, das sind eigentlich Uran-Plutonium-Lösungen in ziemlich hoher Konzentration, und wir kriegen auch die Endprodukte, das ist meistens Plutonium-Oxid, MOX-Pellets und Uran-Nitrat-Lösung."
Zum Teil wird dieses strahlende Material in sogenannten Heißen Zellen untersucht. Das sind Räume, in die die Wissenschaftler nur durch eine einen Meter dicke Glaswand schauen können. Die nuklearen Proben müssen sie dabei über roboterähnliche Geräte bewegen. Vor allem zwei Größen interessieren sie dabei: Die Masse des Materials, das in die Anlage geht und am Ende wieder heraus kommt, und die Isotopen-Zusammensetzung des Materials: Entspricht das Verhältnis der verschiedenen Uranisotope und des Plutoniums den Angaben des Betreibers? Zusätzlich zu den chemischen und radiologischen Untersuchungen überwachen die Wissenschaftler aber auch die Räumlichkeiten in der Anlage, um auch hier sicherzustellen, dass nichts beiseite geschafft wird. Lützenkirchen:
"Wir haben nicht-bemannte Überwachungssysteme wo mittels eines Lasers permanent in einem beliebigen Raum ein dreidimensionales Bild aufgenommen wird, alle paar Minuten. Sie können somit ohne Personalaufwand überwachen, ob in einem Raum die Installationen verändert werden."
Die Karlsruher Wissenschaftler sammeln jedoch nur die Daten. Ob sich diese Daten mit den Angaben der Wiederaufarbeitungsanlagen decken, das wiederum überprüft die Generaldirektion Energie der EU-Kommission in Luxemburg. Zuständig dort ist Peter Schwalbach. Wenn es Auffälligkeiten bei den Messungen in den Labors gibt, muss er aktiv werden.
"Wenn Unstimmigkeiten auftreten – und das geschieht relativ häufig bei den vielen Tausend Messungen, die im Jahr gemacht werden, wenn also Unstimmigkeiten auftreten, dann werden die normalerweise in direkter Nachfrage geklärt, häufig ist es so, dass dann der Betreiber feststellt, dass es Fehler in der Analyse oder in der Buchhaltung gegeben hat, also einfache administrative Kleinigkeiten, wo einfach jemand mal ein Fehler gemacht. Wenn die Probleme gravierender werden, dann wird man einen Schritt weiter gehen."
Bei größeren Unstimmigkeiten drohen den Betreibern Sanktionen. So könnte die EU-Kommission den Betreibern vorübergehend einen kommissarischen Geschäftsführer vor die Nase setzen oder aber – das wäre die höchste Eskalationsstufe – sie könnte der Anlage das nukleare Material entziehen und sie somit stilllegen. Beides aber war in Sellafield und La Hague noch nie nötig.
"Das Ziel ist, das spaltbare Material in La Hague und Sellafield zu analysieren, konkret also Plutonium und Uran. Es ist ja so, der abgebrannte Kernbrennstoff kommt in die Wiederaufarbeitungsanlage, er wird aufgetrennt in Uran, Plutonium und den nuklearen Abfall, und es geht nun darum, insbesondere die Menge zu messen, die dort verarbeitet wird, und es muss so sein, dass die Menge Uran/Plutonium, die in Form abgebrannter Brennelemente in die Fabrik hineinkommt, exakt die Menge Plutonium ist, die auch aus der Fabrik wieder herauskommt."
Etwa 20 Kontrolleure arbeiten in diesen Laboratorien. Eine von ihnen ist Karin Casteleyn. Sie verbringt etwa die Hälfte des Jahres in Sellafield oder La Hague, die andere Hälfte in Karlsruhe. Dass die Wissenschaftler pendeln und nicht etwa eine ständige Mannschaft vor Ort für die Kontrolle zuständig ist, war eine bewusste Entscheidung sagt Karin Casteleyn, die im Moment wieder in Karlsruhe arbeitet. Eine Sorge war, dass ein Wissenschaftler, der ständig vor Ort ist, eine zu große Nähe zu den Mitarbeitern der Aufarbeitungsanlage entwickelt.
"Dann hat man vielleicht diese Unabhängigkeit nicht mehr, insofern war das eine politische Entscheidung. Ein anderer Vorteil ist, dass wenn wir hier vor Ort sind, weiter machen können mit Forschung."
Die Forscher dürfen mit dem radioaktiven Material natürlich selbst nicht in Berührung kommen. Und sie begleiten ja den Prozess von Anfang bis Ende. Die Wiederaufarbeitung beginnt damit, dass die abgebrannten Brennelemente in Säure aufgelöst werden, anschließend wird das Uran und das Plutonium getrennt und das wiederverwendbare Material aufbereitet. In all diesen Schritten entnehmen die Wissenschaftler Proben. Karin Casteleyn:
"Proben heißt, das sind zum Beispiel aufgelöste Brennstäbe, das sind eigentlich Uran-Plutonium-Lösungen in ziemlich hoher Konzentration, und wir kriegen auch die Endprodukte, das ist meistens Plutonium-Oxid, MOX-Pellets und Uran-Nitrat-Lösung."
Zum Teil wird dieses strahlende Material in sogenannten Heißen Zellen untersucht. Das sind Räume, in die die Wissenschaftler nur durch eine einen Meter dicke Glaswand schauen können. Die nuklearen Proben müssen sie dabei über roboterähnliche Geräte bewegen. Vor allem zwei Größen interessieren sie dabei: Die Masse des Materials, das in die Anlage geht und am Ende wieder heraus kommt, und die Isotopen-Zusammensetzung des Materials: Entspricht das Verhältnis der verschiedenen Uranisotope und des Plutoniums den Angaben des Betreibers? Zusätzlich zu den chemischen und radiologischen Untersuchungen überwachen die Wissenschaftler aber auch die Räumlichkeiten in der Anlage, um auch hier sicherzustellen, dass nichts beiseite geschafft wird. Lützenkirchen:
"Wir haben nicht-bemannte Überwachungssysteme wo mittels eines Lasers permanent in einem beliebigen Raum ein dreidimensionales Bild aufgenommen wird, alle paar Minuten. Sie können somit ohne Personalaufwand überwachen, ob in einem Raum die Installationen verändert werden."
Die Karlsruher Wissenschaftler sammeln jedoch nur die Daten. Ob sich diese Daten mit den Angaben der Wiederaufarbeitungsanlagen decken, das wiederum überprüft die Generaldirektion Energie der EU-Kommission in Luxemburg. Zuständig dort ist Peter Schwalbach. Wenn es Auffälligkeiten bei den Messungen in den Labors gibt, muss er aktiv werden.
"Wenn Unstimmigkeiten auftreten – und das geschieht relativ häufig bei den vielen Tausend Messungen, die im Jahr gemacht werden, wenn also Unstimmigkeiten auftreten, dann werden die normalerweise in direkter Nachfrage geklärt, häufig ist es so, dass dann der Betreiber feststellt, dass es Fehler in der Analyse oder in der Buchhaltung gegeben hat, also einfache administrative Kleinigkeiten, wo einfach jemand mal ein Fehler gemacht. Wenn die Probleme gravierender werden, dann wird man einen Schritt weiter gehen."
Bei größeren Unstimmigkeiten drohen den Betreibern Sanktionen. So könnte die EU-Kommission den Betreibern vorübergehend einen kommissarischen Geschäftsführer vor die Nase setzen oder aber – das wäre die höchste Eskalationsstufe – sie könnte der Anlage das nukleare Material entziehen und sie somit stilllegen. Beides aber war in Sellafield und La Hague noch nie nötig.